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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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brauchte keine zehn Minuten, um herunterzukommen und in den Safrane zu steigen. Ich ging wieder zum Saab. Auf gehts, sagte ich mir.
    Ich hatte eine Idee. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass sie gut war.
    Wegen der Staus würde ich den Safrane am Quai de Rive-Neuve einholen. Darauf hatte ich gesetzt. Sie hatten beschlossen, über die Corniche zu fahren. Na, dann los. Dagegen hatte ich am wenigsten einzuwenden.
    Ich hielt mich weit hinter ihnen. Es reichte mir, an der Davidstatue aufzuholen. Am Kreisel in La Plage. Als sie sich Richtung Pointe-Rouge einfädelten, kam ich langsam hinter ihnen heran und machte sie auf mich aufmerksam, indem ich die Scheinwerfer aufblitzen ließ. Dann fuhr ich, ohne anzuhalten, um die Statue herum und bog in die Avenue du Prado ein. Vor der Avenue de Bonneveine konnten sie nicht wenden. Das würde ihre Nerven blank legen. Mir gab es genug Zeit, nach Prado zu kommen. Ohne Risiko. Dort würde ich auf sie warten. Kurz vor dem Kreisel Prado-Michelet. Dann würde die Verfolgungsjagd beginnen.
    Ich wickelte Schießeisen und Munition aus der Plastiktüte, lud und entsicherte die Waffe und legte sie mit dem Kolben zu mir auf den Beifahrersitz. Dann legte ich eine Kassette von ZZ Top ein. Die brauchte ich jetzt. Die einzige Rockgruppe, die ich mochte. Die einzig wahre. Ich entdeckte den Safrane. Die ersten Töne von Thunde rbird. Ich fuhr los. Sie mussten sich fragen, was für ein Spiel ich mit ihnen spielte. Es machte mir Spaß, sie aus der Fassung zu bringen. Ihre Nervosität war einer meiner Trümpfe. Mein ganzer Plan basierte auf einem Fehler ihrerseits. Einem hoffentlich fatalen Fehler.
    Grün. Gelb. Rot. Auf dem Boulevard Michelet hatte ich grüne Welle. Dann auf den Radkappen über die Kr euzung von Ma zar - gues. Hinter Redon und Luminy begann die Landstraße. Die D 559. Richtung Cassis. Über den Col de la Gineste. Eine beliebte Rad -strecke der Marseill er. Ich kannte sie in-und auswendig. Von dort führten eine Menge Wege in die Buchten.
    Die D 559 war eine kurvenreiche Straße. Eng. Gefährlich.
    ZZ Top begannen mit dem Long Distance Boogie. Billy Gibbons war verdammt gut! Ich nahm die Steigung mit hundertzehn, den Safrane an der Stoßstange. Der Saab kam mir ein wenig lahm vor, aber er reagierte gut. Gélou hatte ihm bestimmt noch nie so eine Fahrt zuge - mutet.
    Nach der ersten großen Kurve scherte der Safrane aus. Er wollte mich schon überholen. Sie hatten es eilig. Ich sah die Nase des Wagens auf der Höhe meines hinteren Fensters auftauchen. Und Narnis Arm. Mit einer Knarre in der Hand. Ich schaltete in den vierten Gang. Ich fuhr fast hundert und nahm die zweite Kurve unter größten Schwierigkeiten. Sie auch.
    Ich gewann wieder Boden.
    Jetzt, wo ich dabei war, begann ich zu zweifeln. Balducci schien ein Ass am Lenkrad zu sein. Honorines Poutargue schwindet in weite Ferne, dachte ich. Scheiße! Ich hatte Hunger. Idiot! Du hättest vorher essen sollen. Bevor du alles aufs Spiel setzt. Das war mal wieder typisch. Gleich losrasen, ohne auch nur Luft zu holen. Bei Narni kam es nicht auf eine Stunde an. Er hätte auf dich gewartet. Oder er wäre gekommen, dich zu suchen.
    Sicher wäre er gekommen.
    Eine gute Portion Spaghetti amatriciana hätte dir nicht geschadet. Ein Gläschen Roten dazu. Ja, einen roten Tempier. Au s Ban dol. Vielleicht gab es das in der anderen Welt. Was faselst du da, Schafskopf! Danach ist gar nichts.
    Ja, danach ist gar nichts mehr. Dunkelheit. Das ist alles. Und nicht einmal das weißt du, ob es dunkel ist. Denn du bist ja tot.
    Der Safrane klebte mir immer noch an der Stoßstange. Aber mehr konnte er nicht tun. Im Moment. Nach der Kurve würden sie wieder versuchen, mich zu überholen.
    Nun gut, du hast keine Wahl, Montale: Sieh zu, dass du da heil rauskommst. Okay? Dann kannst du schlemmen, so viel du willst. Genau, stimmt überhaupt, ich hab schon lange keinen Bohnen - eintopf mehr gegessen. Mmh, ja, mit dicken Scheiben geröstetem Weißbrot und Olivenöl. Nicht schlecht. Ich beschleunigte noch etwas. Oder einen Schmorbraten. Auch nicht schlecht. Du hättest Honorine Bescheid sagen sollen. Damit sie die Marinade vorbereitet. Wird der Tempier dazu passen? Sicher passt er. Ich konnte ihn förmlich am Gaumen schmecken ...
    Ein Auto kam uns entgegen. Der Fahrer gab wilde Zeichen per Lichthupe. Er geriet in Panik, als er uns in diesem Tempo hinaufrasen sah. Auf meiner Höhe hupte er wie verrückt. Er musste wirklich Muffe haben.
    Ich schüttelte den Kopf, um

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