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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Louis Brauquier kamen mir in den Sinn:
    Ich gehe langsam zu den Menschen meiner Stille,
    Zu jenen, bei denen ich schweigen kann;
    Ich werde von weit her kommen, eintreten und mich setzen.
    Ich komme, um zu holen, was ich zum Weitergehen brauche.
    Félix' Blick wanderte zu mir zurück. Seine Augen waren leicht verschwommen, als hätte er innerlich geweint. Er machte keinen Kom - mentar.
    »Wo komme ich bei der ganzen Sache ins Spiel?«, fragte er nur.
    »Ich dachte mir«, begann ich, »dass der sicherste Weg, Babette zu treffen, auf dem Meer ist. Die Typen stehen vor meiner Tür. Wenn ich nachts das Boot raushole, werden sie sich nicht an mich hängen. Sie werden daraufwarten, dass ich zurückkehre. Neulich Abend war es auch so.«
    »Hmja.«
    »Ich werde Babette sagen, sie soll herkommen. Du bringst sie nach Frioul. Und ich stoße dort zu euch. Ich bringe zu essen und zu trinken mit.«
    »Glaubst du, sie wird sich darauf einlassen?«
    »Zu kommen?«
    »Nein, was dir vorschwebt. Dass sie darauf verzichtet, ihre Nach - forschungen zu veröffentlichen ... Oder jedenfalls die Teile, die einen Haufen Leute kompromittieren.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das wird nichts ändern, verstehst du. Sie werden sie trotzdem töten. Und dich zweifellos auch. Diese Leute ...«
    Félix hatte nie begreifen können, wie man Killer werden konnte. Berufskiller. Er hatte oft davon gesprochen. Von seiner Beziehung zu Charles Sartène. Dem Onkel, wie sie in seiner Familie sagten. Ein bewundernswerter Typ. Nett. Aufmerksam. Félix hatte wunder - schöne Erinnerungen an Familientreffen mit dem Onkel am Kopf der Tafel. Immer sehr elegant. Und die Kinder kamen und setzten sich auf seinen Schoß. Einige Jahre vor seinem Tod hatte der Onkel Antoine, einem seiner Neffen, der Journalist werden wollte, gesagt: »Ah! Wenn ich jünger wäre, würde ich zum Provençal gehen, ein oder zwei in den oberen Etagen abknallen, und du würdest sehen, Kleiner, sie würden dich sofort einstellen.«
    Alle hatten gelacht. Félix, der damals um die neunzehn gewesen sein musste, hatte diese Worte nie vergessen. Auch nicht das Lachen, das ihnen gefolgt war. Er hatte sich geweigert, zur Beerdigung seines Onkels zu gehen, und sich für immer mit seiner Familie zerstritten. Er hatte es nie bereut.
    »Ich weiß«, fuhr ich fort. »Aber das Risiko muss ich eingehen, Félix. Wenn ich einmal mit Babette gesprochen habe, werde ich weitersehen. Außerdem handle ich nicht auf eigene Faust«, fügte ich hinzu, um ihn zu beruhigen. »Ich habe mit einem Flic darüber gesprochen ... «
    Angst und Wut vermischten sich in seinem Blick.
    »Willst du sagen, du hast den Flics davon erzählt?«
    »Nicht den Flics . Einem Flic. Einer Frau. Der Frau, die die Unter - suchungen über Sonias und Mavros' Fall leitet.«
    Er zuckte wieder mit den Schultern. Eine Spur resignierter vielleicht.
    »Wenn die Flics mitmischen, mache ich nicht mit, Fabio. Das kompliziert alles. Und es erhöht das Risiko. Verdammt, du weißt doch, hier ...«
    »Warte, Félix. Du kennst mich doch, oder? Gut. Die Flics sind für später. Wenn ich Babette gesehen habe. Wenn wir entscheiden, was wir mit den Unterlagen machen. Diese Frau da, die Kommissarin, weiß noch nichts davon, dass Babette kommen wird. Sie ist wie die Killer. Sie wartet ab. Sie warten alle darauf, dass ich Babette finde.«
    »Einverstanden«, sagte er.
    Er sah erneut aus dem Fenster. Die Ascheflocken wurden dicker. »Wir haben hier schon lange keinen Schnee mehr gehabt. Aber wir haben das. Elendes Feuer.«
    Sein Blick schweifte zurück zu mir, dann auf das Exemplar der Pieds Nickelés, das aufgeschlagen vor ihm lag.
    »Einverstanden«, wiederholte er. »Aber dazu muss dieser verfluchte Mistral aufhören. So können wir nicht rausfahren.«
    »Na gut«, sagte ich.
    »Kannst du sie nicht hier treffen?«
    »Nein, Félix. Den Trick vom Centre-Bourse kann ich nicht noch mal bringen. Weder den noch einen anderen. Sie sind jetzt argwöh - nisch geworden. Und das will ich nicht. Ich brauche ihr Vertrauen.«
    »Träumst du, oder was!«
    »Nicht Vertrauen, verdammt. Du hast mich schon verstanden, Félix. Dass ich mit offenen Karten spiele eben. Dass sie wirklich den Eindruck haben, ich bin nur ein armer Trottel.«
    »Na ja«, grummelte er nachdenklich. »Na ja. Sag Babette, sie soll kommen. Sie kann hier schlafen. Bis der Mistral nachlässt. Sobald wir aufs Meer rauskönnen, ruf ich Fonfon an.«
    »Du rufst mich an.«
    »Nein, nicht bei dir. Ich rufe Fonfon an. In

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