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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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seiner Bar. So. Und sag Babette, ich rühre mich nicht vom Fleck. Sie kann kommen, wann sie will.«
    Ich stand auf. Er auch. Ich legte meinen Arm um seine Schulter und drückte ihn an mich.
    »Es wird schon gut gehen«, murmelte er. »Wir kommen schon zurecht, nicht wahr. Wir sind noch immer zurechtgekommen.«
    »Ich weiß.«
    Ich hielt ihn noch immer im Arm, und Félix wehrte sich nicht. Er hatte verstanden, dass ich ihn noch etwas fragen musste. Ich konnte mir vorstellen, dass sein Magen sich zusammenzog. Weil ich das Gleiche an der gleichen Stelle empfand.
    »Félix«, fragte ich. »Hast du sie noch, Manus Waffe?«
    Der Geruch des Todes erfüllte den Raum. Ich erfasste den buch - stäblichen Sinn des Ausdrucks tödliches Schweigen.
    »Ich brauche sie, Félix.«

F ü nfzehntes Kapitel
    In dem durch das unmittelbare
Bevorstehen eines Ereignisses eine Art
von anziehender Leere entsteht

    Sie riefen einer nach dem anderen an. Zuerst Hélène Pessayre, dann der Killer. Vorher hatte ich Babette angerufen. Aber von Fonfon aus. Félix hatte mir einen Floh ins Ohr gesetzt, als er darauf bestand, bei Fonfon und nicht bei mir anzurufen. Es konnte sein, dass ich abge - hört wurde, da hatte er Recht. Hélène Pessayre war das zuzutrauen. Und wenn die Flics meine Leitung angezapft hatten, würde alles, was ich sagte, schließlich einem Mafioso zu Ohren kommen. Er brauchte nur zu zahlen, wie Fargette es jahrelang getan hatte. Den Preis zu zahlen. Und für die Aufpasser vor meiner Tür dürfte der Preis kein Problem sein.
    Ich hatte versucht, sie durch einen kurzen Blick auf die Straße auszumachen. Die Killer und die Flics . Aber ich entdeckte weder einen Fiat Punto noch einen Renault 21. Das hatte nichts zu sagen. Sie mussten da sein. Irgendwo.
    »Darf ich mal telefonieren?«, hatte ich Fonfon gefragt, als ich die Bar betrat.
    Ich war ganz von der Durchführung meines Plans in Anspruch genommen. Selbst wenn, nachdem ich Babette getroffen und mit ihr gesprochen hätte, immer noch alles pechschwarz aussehen würde. Ihr bevorstehendes Kommen schuf eine Art Leere, die mich magne - tisch anzog.
    »Da«, grummelte Fonfon und knallte das Telefon auf die Theke. »Ganz wie bei der Post – nur das Gespräch ist umsonst und der Pastis inklusive.«
    »Mensch! Fonfon!«, rief ich, während ich Brunos Nummer in den Cevennen wählte.
    »Was denn! Du bist ein Lufthauch geworden. Schneller als der Mistral. Und wenn du da bist, nichts. Du erklärst nichts. Du berichtest nichts. Wir wissen gerade mal, dass dort, wo du die Füße hinsetzt, Leichen zurückbleiben. Verdammt, Fabio!«
    Ich legte den Hörer langsam auf. Fonfon hatte zwei Pastis in kleinen Schnapsgläsern gebracht. Er stellte eins vor mich hin, stieß an und trank, ohne auf mich zu warten.
    »Je weniger du weißt ...«, fing ich an.
    Er explodierte.
    »Nein, mein Lieber! So geht das nicht! Heute nicht. Es ist aus! Du sagst endlich, was los ist, Fabio! Denn die Fresse von dem Typ, der in dem Fiat Punto rumsitzt, die hab ich gesehen. Von Angesi c ht zu Angesicht, kapierst du. Wir sind uns begegnet. Er hat bei Michel Zigaretten gekauft. Wie der mich angesehen hat, dafür gibts keinen Ausdruck.«
    »Einer von der Mafia.«
    »Ah ja ... Aber was ich sagen will ... Die Visage, die hab ich schon mal gesehen. Und vor gar nicht langer Zeit.«
    »Was denn! Hier?«
    »Nein. In der Zeitung. Da war ein Foto von ihm.«
    »In der Zeitung?«
    »Oh, Fabio, siehst du nie die Bilder an, wenn du Zeitung liest?«
    »Doch, natürlich.«
    »Nun, sein Foto war drin. Ricardo Bruscati. Richie, unter Freunden. Er kam wieder in die Schlagzeilen, als der ganze Lärm um den Schmöker über die Abgeordnete Yann Piat gemacht wurde.«
    »In welchem Zusammenhang? Weißt du das noch?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Was weiß ich. Du solltest Babette fragen, die muss es ja wissen«, fauchte er böse und sah mir in die Augen.
    »Warum sprichst du von Babette?«
    »Weil du ihr diesen ganzen Schlamassel zu verdanken hast. Täusche ich mich? Honorine hat nämlich die Notiz gefunden, die bei den Disketten war. Du hast sie auf dem Tisch liegen lassen. Da hat sie sie gelesen.«
    Fonfons Augen glänzten vor Wut. So hatte ich ihn noch nie gese - hen. Wetternd, schimpfend, beleidigend, ja. Aber diese Wut im Blick, nie.
    Er beugte sich zu mir herüber.
    »Fabio«, begann er. Seine Stimme klang gedämpfter, blieb aber fest. »Wenn es nur um mich ginge ... Mir ist das egal, verstehst du. Aber da ist auch noch Honorine. Ich will

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