Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
Vom Netzwerk:
ein Magazin ein und sicherte sie.
    Ich fuhr langsam um die Insel herum. In dem Versuch, Babette oder die Killer aufzustöbern. Das weiße Mondlicht verlieh der steinigen Landschaft ein unwirkliches Aussehen. Noch nie waren diese Inseln mir so trist vorgekommen.
    Ich dachte wieder daran, was Hélène Pessayre mir heute Morgen am Telefon gesagt hatte. »Jeder spielt sein Spiel.« Sie hatte ihres gespielt und verloren. Ich spielte meins und war dabei zu verlieren. »So wollten Sie es doch haben, nicht wahr?« Hatte ich wieder mal alles vermasselt? Wäre es so weit gekommen, wenn ... Dort stieg Babette hinunter. In eine schmale Felsöffnung zum Meer. Ich kam mit dem Boot heran. Immer in der Mitte der kleinen Bucht.
    Jetzt rufen. Nein, noch nicht. Lass sie herunterkommen. Bis ganz hinunter in die Bucht.
    Ich näherte mich noch ein wenig, dann stellte ich den Motor ab und ließ mich langsam auf dem Wasser treiben. Das Wasser war noch tief genug, das spürte ich. Ich griff nach den Rudern und kam noch näher.
    Ich sah sie auf dem schmalen Sandstreifen auftauchen.
    »Babette«, rief ich.
    Aber sie hörte mich nicht. Sie sah zu den Felsen hoch. Mir war, als hörte ich sie keuchen. Angst. Panik. Aber es war nur mein eigenes Herz, das ich hörte. Es schlug zum Zerbersten. Wie eine Zeitbombe. »Verdammt, beruhige dich!«, sagte ich mir. »Du platzt noch!«
    Nur ruhig! Nur ruhig.
    »Babette!«
    Ich hatte laut gerufen.
    Sie drehte sich um, entdeckte mich schließlich. Verstand. Im selben Moment tauchte der Typ auf. Knapp drei Meter über ihr. Das war keine einfache Knarre, was er da hielt.
    »Runter!«, schrie ich.
    Die Salve ging los und übertönte meine Stimme. Weitere Salven folgten. Babette kam hoch, wie zum Sprung, und stürzte wieder. Ins Wasser. Die Schießerei brach abrupt ab, und ich sah, wie der Killer über den Felsen flog. Sein Maschinengewehr schlitterte den Schotter hinunter. Dann plötzlich Stille. Eine Sekunde später schlug weiter unten sein Körper auf. Der Aufprall seines Schädels auf dem Felsen hallte in der Bucht wider.
    Béraud hatte ins Schwarze getroffen.
    Ich gab einen kräftigen Ruderschlag und spürte, wie der Rumpf den steinigen Boden streifte. Babettes Körper lag noch immer im Wasser. Unbeweglich. Ich versuchte, sie hochzuheben. Ein Klumpen Blei.
    »Babette«, weinte ich. »Babette.«
    Ich zog Babettes Leiche vorsichtig an den Strand. Acht Schusswunden durchlöcherten ihren Rücken. Ich drehte sie langsam um.
    Babette. Ich streckte mich an sie geschmiegt aus.
    Dieses Gesicht, das ich geliebt hatte. Unverändert. Genauso schön. Wie es Botticelli nachts im Traum erschienen war. Wie er es eines Tages gemalt hatte. An dem Tag, als die Welt geboren wurde. Venus. Babette. Ich streichelte langsam ihre Stirn, dann die Wange. Meine Finger berührten leicht ihre Lippen. Ihre Lippen, die mich geküsst hatten. Die meinen Körper mit Küssen bedeckt hatten. Mein Glied liebkost hatten. Ihre Lippen.
    Ich drückte meinen Mund auf ihren, wie wahnsinnig.
    Babette.
    Der Geschmack von Salz. Ich steckte meine Zunge so hart wie möglich, so tief wie möglich in ihren Mund. Für diesen unmöglichen Kuss, von dem ich wollte, dass sie ihn mitnahm. Mir liefen die Tränen. Auch sie waren salzig. Auf ihre geöffneten Augen. Ich küsste den Tod. Leidenschaftlich. Aug in Auge. Die Liebe. Sich in die Augen sehen. Der Tod. Sich nicht aus den Augen lassen.
    Babette.
    Ihr Körper zuckte. Ich hatte den Geschmack von Blut im Mund. Und ich kotzte das Einzige aus, das mir noch zu kotzen blieb. Das Leben.
    »Hallo, du Idiot.«
    Die Stimme. Die Stimme, die ich unter Tausenden erkannt hätte. Über uns hallten Schüsse wider.
    Ich drehte mich langsam um, ohne aufzustehen, und blieb so, den Hintern im feuchten Sand. Die Hände in den Jackentaschen. Mit der rechten Hand entsicherte ich meine Knarre. Ich rührte mich nicht mehr.
    Er richtete einen riesigen Colt auf mich und starrte mich an. Ich konnte seine Augen nicht sehen. Die Verderbtheit hat keinen Blick, sagte ich mir. Sie ist blind. Ich stellte mir seine Augen auf dem Körper einer Frau vor. Wenn er sie beschlief. Konnte man sich von dem Bösen ficken lassen?
    Ja. Ich.
    »Du hast versucht, uns reinzulegen, was.«
    Ich spürte seine Verachtung auf mir haften. Als hätte er mir ins Gesicht gespuckt.
    »Das nützt nichts mehr«, sagte ich. »Sie, ich. Morgen früh wird alles, aber auch alles, im Internet sein. Die komplette Liste.«
    Bevor ich aufbrach, hatte ich Cyril angerufen und ihn

Weitere Kostenlose Bücher