Marter: Thriller (German Edition)
Haarprobe von einem von Melinas Verwandten genommen«, antwortete er nachdenklich. »Um die DNA abzugleichen, falls irgendwelche Zweifel aufkamen, sobald sie sie fanden.«
»Sie haben Ihnen nichts davon erzählt?«
Findlater schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, ich habe das alles Barbara überlassen. Vielleicht war das ein wenig zu vertrauensselig von mir.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Bevor ich mich verabschiedete, wurde mir vor Augen geführt, wie furchtlos die beiden waren – sie befragten Prostituierte und Zuhälter, und selbst wenn man sie physisch bedrohte, ließen sie ein Nein als Antwort nicht gelten. Ich nehme an, deshalb hat man sie umgebracht.«
Weder Kat noch Piola erwiderten etwas darauf.
»Nun«, fuhr er fort. »Das ist doch wohl die plausibelste Erklärung, oder etwa nicht?«
»Es ist eine Möglichkeit«, pflichtete Kat ihm bei. »Doch im Moment können wir gar nichts ausschließen.«
»Haben Sie schon mal die Möglichkeit in Betracht gezogen«, sagte Piola jetzt vorsichtig, »dass das Kind gar nicht von Ihnen stammen könnte? Die UN -Friedensmission stellte sich ja, wie ich mich erinnere, letzten Endes als Misserfolg heraus. Der Krieg eskalierte, und viele der Bosnier wurden aus der Krajina vertrieben. Das Leben für die Zivilisten war … schwierig. Insbesondere Frauen hatten es nicht leicht.«
»Sie meinen, Soraya könnte vergewaltigt worden sein?« Findlater schüttelte den Kopf. »Soweit ich die Zeitabläufe kenne, scheint mir das nicht wahrscheinlich. Doch selbst wenn sich herausstellt, dass Melina nicht meine richtige Tochter ist, so ist sie doch eindeutig Sorayas Kind. Wenn ich schon nicht vor Ort war, um Soraya zu beschützen, sodass das Schlimmste geschehen konnte, übernehme ich für Melina nun doppelt die Verantwortung.«
»Melina hat Glück, dass Sie wohlhabend genug sind, um sich eines Schützlings anzunehmen«, sagte Kat. »Da wir schon dabei sind, was machen Sie inzwischen beruflich?«
»Nachdem ich den Dienst bei der Armee quittiert hatte, habe ich mich bei einem privaten Unternehmen verdingt. Dort bieten wir Sicherheitsdienste und Ausbildungspakete für multinationale Unternehmen, die Sorte von Dienstleistung. Ich verdiene recht gut.«
Noch einmal gingen sie das Gespräch durch. Bob Findlaters Antworten passten hundertprozentig zusammen.
»Sie müssten bitte etwa eine Woche in Venedig bleiben«, sagte Kat schließlich. »Möglicherweise kommen wir noch mit weiteren Fragen auf Sie zu.«
»Kein Problem. So kann ich weiter nach Melina suchen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kann schon ganz gut auf mich selbst aufpassen.«
»Das dachte ich auch«, erwiderte Piola. »Nur leider hatte derjenige, der mich erwischt hat, eine Pistole.«
Findlater starrte Piola ungläubig an. Erst jetzt brachte er das entstellte Gesicht des Colonnello mit seiner eigenen Situation in Verbindung. »Verdammt, die Typen meinen es aber ernst, wie?«
»Scheint so. Sie müssen uns versprechen, dass Sie nicht weiter nach Ihrer Tochter suchen. Sonst können wir nicht für Ihre Sicherheit garantieren.«
Widerstrebend nickte Findlater. »Vermutlich haben Sie recht.«
»Die Sache ist die«, erklärte Kat nun ergänzend. »Wir haben nicht einmal Grund zu der Annahme, dass sie sich immer noch in Venedig aufhält. Wenn alles so lief, wie Sie behaupten, dann haben die Schleuser sie garantiert längst an einen anderen Ort geschafft, nachdem sie Barbara und Jelena umgebracht hatten.«
Der Amerikaner seufzte. »Das dachte ich mir schon. Ist nur schwer, einfach so aufzugeben, Sie verstehen?«
»Wir nehmen eine DNA -Probe von Ihnen, nur für den Fall. So können wir ihre DNA wenigstens sofort mit der Ihren abgleichen, sobald wir sie gefunden haben.« Kat griff sich einen Einwegtupfer für einen Abstrich aus der Schublade und zog Handschuhe über. »Sicher kennen Sie das. Wir streichen einfach mit diesem Wattebausch über die Innenseite Ihrer Wangen.«
Findlater zögerte. »Bringt das wirklich was? Wie Sie schon sagten, vielleicht ist sie noch nicht mal meine leibliche Tochter.«
»Aber wenn sie es ist, dann geht alles schneller.«
Er beugte sich nach vorn, sodass Kat mit dem Stäbchen über seine Mundinnenseite streichen konnte. Während sie dies tat, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von dem seinen, wurde ihr bewusst, wie intensiv er sie mit seinen blauen Augen anstarrte. Verwirrt zwang sie sich, sich auf ihre Handgriffe zu
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