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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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wir leichtsinnig genug sind, weiterhin zu ermitteln, obwohl wir möglicherweise einen Maulwurf in den eigenen Reihen haben, wir Todesdrohungen von der Mafia erhalten und ein amerikanischer Exsoldat uns Lügen auftischt. Was würden wir dann wohl als Nächstes tun?«
    »Wir würden in die Offensive gehen. Wir würden Marcello erzählen, dass wir kein Wort von alledem glauben. Dann würden wir uns wieder mit Findlater in Verbindung setzen und ihm das Gleiche erzählen. Zum Teufel, vielleicht würden wir ihn sogar für die Morde verhaften. Wir würden ihnen die Hölle heißmachen und abwarten, bis sie panisch reagieren.«

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    Holly passte Gilroy bei seinem nächsten Besuch im Ausbildungszentrum ab und folgte ihm in den Klassenraum. Sie schloss die Tür und berichtete ihm, was sie herausgefunden hatte.
    »Das ist ja bemerkenswert, Holly«, sagte er, als sie fertig war. »Gut gemacht.«
    Sie wurde vor Freude ganz rot.
    »Es gibt ein altes Sprichwort: Der Fisch stinkt vom Kopfe her«, schob er nun nach. »Doch hier stinkt noch viel mehr. Ich denke, Sie haben diejenigen entlarvt, die für Dragan Koroviks militärische Strategie verantwortlich sind.«
    »Aber nicht nur für seine militärische Strategie.« Sie reichte ihm das Abstract. »Lesen Sie das hier.«
    Gilroy fischte seine Brille aus der Hemdtasche und las den Titel laut vor. » From ›God on Our Side‹ to Genocide: Libidinal Frenzy as a Precursor to Mass Psychosis . Klingt ja ganz schön trocken.«
    »Der Text ist aber hoch spannend, glauben Sie mir. Es geht um den Libidorausch als Vorstufe einer Massenpsychose, die wiederum zum Völkermord führen kann.«
    Dann legte er die Unterlagen auf die Lehne seines Stuhls und begann zu lesen.
    Abstract
    Die Umstände, unter denen Individuen dazu gebracht werden können, anderen wehzutun, sind bereits in einer Reihe von psychologischen Studien untersucht worden. In Obedience to Authority: An Experimental View (1974) beschreibt Professor Stanley Milgram einen Versuch, bei dem Freiwillige dazu veranlasst wurden, Fremden einen Elektroschock zu verpassen, allein indem man sich verbaler Aufforderungen bediente wie: »Es ist absolut unumgänglich, dass Sie damit fortfahren«. Dieser Effekt ist heute bekannt unter dem Fachbegriff »moralische Autorisierung«.
    Beim Stanford-Prison-Experiment (1971) studierte Professor Philip Zimbardo das Verhalten von zwölf Studenten, denen er die Rolle des »Wärters« zuteilte, um über zwölf »Gefangene« zu wachen. Letztere wurden absichtlich »entmenschlicht«, indem man ihnen Zahlen statt Namen zuschrieb. Es ist bekannt, dass dieses Experiment abgebrochen werden musste aufgrund des zunehmend sadistischen Verhaltens der »Wärter«.
    Vorliegende Untersuchung nun beschäftigt sich mit einer Anzahl von Konflikten des zwanzigsten Jahrhunderts, bei denen es zu extremen Gewalttaten kam. Zusätzlich zu den Aspekten der »moralischen Autorisierung« und der »Entmenschlichung« deckt diese Studie eine Anzahl von weiteren Wegbereitern der Gewalt auf. Dies sind unter anderen »ethnische Andersartigkeit«, »historische Unvermeidbarkeit«, »Schuldzuweisung an das Opfer« und »kollektive Paranoia«.
    Der Autor bedient sich Freuds Konzept der »Triebenergie«, um zu erklären, wie eine Kombination verschiedener Faktoren eine Art Massenpsychose auslösen kann, die wiederum dazu führt, dass eine ganze Nation die restlose Auslöschung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe fordert.
    Schlüsselwörter sind: kollektive Psychose, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Massenvergewaltigungen, religiöser Hass.
    »Mein Gott«, stieß Gilroy hervor. »Das ist ja fast so, als würde der Autor Schritt für Schritt die Anleitung zu einem Völkermord liefern.«
    »Ganz genau.«
    »Und die gesamte Abhandlung?«
    »Das ist noch sonderbarer. Normalerweise sind akademische Forschungsberichte recht leicht zu finden – dafür hat man das Internet ja schließlich ursprünglich ersonnen. Doch wenn man die Informationen bei einem Dienst wie PubMed eingibt, erzielt man keinen einzigen Treffer. Dohertys Artikel wird nirgends zitiert, nie von anderen Psychiatern erwähnt, nie wird auf ihn verwiesen … Entweder wurde er letzten Endes doch nie veröffentlicht, oder man hat ihn irgendwie zensiert – gelöscht aus dem kollektiven Gedächtnis sämtlicher Suchmaschinen und Websites im Internet.«
    Gilroy dachte einen Moment lang nach. »Nun gut«, sagte er schließlich. »Was stellen wir nun mit diesem bemerkenswerten Schatz an

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