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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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Informationen an, Holly Boland?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, das könnten Sie mir sagen.«
    »Wer sonst weiß noch von dieser Sache?«
    »Niemand.«
    »Dann wollen wir es auch vorerst dabei belassen. Ich muss erst noch einmal darüber nachdenken.«
    Sie öffnete den Mund, klappte ihn dann aber wieder zu. Als er dies bemerkte, meinte er: »Sie wollten etwas sagen, Holly?«
    »Ist es möglich, dass dahinter eine völlig legitime PSYOP -Operation steckt? Schließlich ist die Destabilisierung fremder Länder keineswegs Neuland für die USA . Wir haben das in Nicaragua getan, in Panama, im Irak …«
    »Sicher. Doch in diesen Ländern haben wir entweder ganz legitim Krieg geführt, oder wir hatten die Zustimmung des Präsidenten. Und jeder, der auf dem Balkan einen Konflikt anstachelte, tat dies entgegen der UN -Resolution, die aktiv ein Verbot aussprach, dass andere Staaten sich einmischten. Nein, mir sieht es ganz danach aus, als handelte es sich um eine kurzfristige Koalition bestimmter Interessengruppen – private Militärdienste, Waffenlieferanten, abtrünnige NATO -Offiziere und die Mafia. Sie alle zogen offensichtlich an einem Strang, um sicherzugehen, dass das Pulverfass hochging.«
    »Was ich allerdings immer noch nicht verstehe«, bemerkte sie, »ist die Frage, was diese Priester dort zu suchen hatten.«
    »Vermutlich war es ihr Job, die moralische Autorisierung zu liefern, von der Doherty in dem Artikel spricht. Zum Beispiel, indem sie in ihren Predigten ethnische Hassparolen verbreiteten.«
    »Aber wenn sie Dohertys Abhandlung gelesen haben, dann müssen sie doch gewusst haben, dass sie damit ihr eigenes Land in einen Abgrund der Gewalt stürzen.«
    »Vielleicht waren sie der Ansicht, dass es die Sache wert war, diesen Preis zu bezahlen. Oder aber sie haben sich selbst zu der Überzeugung gebracht, sie würden lediglich Gottes Werk vollbringen. Wenn dies der Fall ist, dann wäre es nicht das erste Mal, dass die Kirche sich in einen kriegerischen Konflikt einmischt. Voltaire hat es sehr treffend formuliert, Holly: Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, der kann dich auch veranlassen, Gräueltaten zu begehen .«

42
    »Hey«, sagte der Mann. »Daniele, nicht wahr? Ich bin Trent Wolfe, Präsident von Rocaville, und das hier ist mein Vize, der für Fusionen und Übernahmen zuständig ist, Jim Khalifi.«
    Keiner der beiden war älter als sechsundzwanzig, sie trugen Shorts, Sandalen und ausgeblichene Kapuzenshirts.
    Daniele schüttelte ihnen die Hand, dann nahm er Platz.
    Das Treffen fand in der Lobby des Cipriani statt, einem der edelsten und glanzvollsten Hotels in Venedig. Hier stiegen überwiegend Amerikaner ab. Daniele fragte sich, ob das Cipriani wohl an seinem bekanntermaßen sehr strengen Dresscode festhalten würde – Herren, die im Restaurant speisten, waren dazu angehalten, Krawatte zu tragen, selbst in den feuchtwarmen Sommermonaten. Oder würde die Tatsache, dass Trent die Palladio-Suite gebucht hatte, sie überzeugen, eine Ausnahme zu machen? Bei dieser Suite handelte es sich um einen Glaskasten, der über die Lagune hinausragte und zehntausend Dollar pro Nacht kostete. Hier hatte man seinen eigenen privaten Eingang und eine eigene Barkasse.
    Alle drei bestellten sie Cola.
    Trent beugte sich vor. »Hör zu, Dan, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wir sind der Meinung, was du mit Carnivia geschaffen hast, ist einfach großartig. In diesen beschissenen, vom Marketing bestimmten Zeiten ist es echt schwer, eine Seite zu finden, bei der sich jemand tatsächlich Gedanken über die Codierung gemacht hat, nicht wahr? Die meisten Typen heutzutage stürzen sich doch nur aus dem Grund ins Dotcom-Business, weil sie hoffen, es an die Börse zu schaffen, ehe sie auf dem College sind, und dann an Google verkaufen zu können, noch bevor sie ihren Abschluss in der Tasche haben.«
    Er redete wie ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit – und das war er auch. Damals im Jahr 2005 hatte die Seite Rocaville.com die Eine-Million-User-Marke bereits nach drei Monaten geknackt. Im Zuge dieses Erfolges war Trent Wolfe um die Welt gereist und hatte reihenweise Internetunternehmen aufgekauft. Dabei kam ihm sein Händchen für Erfolg versprechende Geschäftsideen zugute. Für Börsennotierungen hingegen interessierte er sich einen Dreck.
    »Ich habe Carnivia eigentlich nie als richtiges Dotcom-Unternehmen betrachtet«, erklärte Daniele. »Eher als eine Art Experiment.«
    »Ganz genau.«

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