Marter: Thriller (German Edition)
Computercode zu schreiben, bloß weil man dort kein fließendes Wasser hatte.
Zwanzig Minuten später erschien ein Menü auf seinem Bildschirm, in dem er zwanzig italienische Satelliten-Pornoseiten sowie die Feeds aus drei verschiedenen Predator-Drohnen zur Auswahl hatte.
Er öffnete einen Audiolink und wandte sich an Gilroy. »Ich bin drin.«
»Können Sie sie bereits sehen?«
Daniele schaltete zwischen den verschiedenen Videofeeds hin und her, während der andere Mann sprach. Wie es aussah, hatten sich zwei der Drohnen an einen Van geheftet, der von Padua aus in nordöstlicher Richtung unterwegs war. »Ich glaube schon.«
»Gut. Lassen Sie es mich bitte wissen, sobald sich irgendwas tut.«
70
Als sie die Ponte della Libertà überquerten, blickte Holly zu Kat. »Und jetzt?«
»Ich schätze, wir lassen unsere Passagiere besser raus.«
»Wenn wir sie einfach so auf die Straße setzen, gabelt die Mafia sie bestimmt auf.«
»Schon klar. Und wenn wir sie an die Polizei übergeben, schickt man sie zurück nach Kroatien, und dann kriegen diese Bastarde sie eben dort.«
»Irgendwelche Ideen?«
»Na ja, ist nicht unbedingt ideal, aber ich kenne da jemanden, der weiß bestimmt, was zu tun ist.« Sie stellte ihr Handy an und wählte eine Nummer.
»Aldo Piola«, meldete er sich.
»Colonnello, hier spricht Kat Tapo.«
Einen Moment lang herrschte erstauntes Schweigen. »Wo steckst du?«
»In Venedig.«
»Vor zwei Tagen hat man mir mitgeteilt, dass du in Kroatien bei einer Explosion ums Leben gekommen bist.«
»Wie du vielleicht ahnst, waren diese Berichte etwas übertrieben. Aber möglicherweise ist es gar nicht so dumm, sie im Moment nicht zu korrigieren«, sagte Kat. »Ich erklär dir das später. Erst mal habe ich hier ein ganz dringendes Problem, bei dem ich deine Hilfe bräuchte.«
Dieses Mal war das Schweigen etwas nuancierter. »Kat, ich habe mein Wort gegeben …«
»Ich bin in Begleitung einer Gruppe junger Frauen, die von Kroatien aus nach Italien geschleust wurden. Die Mafia will sie als Prostituierte zwangsverpflichten. Wenn man sie nach Hause zurückschickt, dann ist das vermutlich ihr Tod. Sie brauchen einen Ritter in schimmernder Rüstung, Colonnello.«
Wieder entstand eine Pause. »Wo steckst du?«
»Wir sind in etwa fünfzehn Minuten am Tronchetto-Parkhaus. Ich fahre so nahe wie möglich an deinen Wagen heran.« Ehe er noch irgendwelche Fragen stellen konnte, legte sie auf und wählte eine andere Nummer.
»Daniele?«, sagte sie. »Wir sind wieder in Venedig.«
»Dachte ich mir schon. Ich sehe euch nämlich gerade auf meinem Bildschirm, dank eurer Freunde bei MCI .«
»Sind Drohnen hinter uns her?«
»Drei Stück.«
»Wir müssen sie abschütteln.«
»Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, der einzige Grund, weshalb sie euch noch nicht getötet haben, ist der, dass sie nur darauf warten, dass ihr sie zu Melina führt.«
»Aber wir wissen doch auch nicht, wo sie ist. Nur dass sie irgendwo in Venedig sein muss.«
»Ja, aber dessen sind sie sich vielleicht nicht bewusst. Wie dem auch sei, ich schätze, ihr müsst sie schnellstens finden. Wenn ihnen erst mal klar wird, dass ihr ebenso im Dunkeln tappt wie sie, dann haben sie keinen Grund mehr, euch am Leben zu lassen.«
»Dann müssen wir diese Drohnen loswerden, unbedingt.«
»Kat …« Daniele zögerte.
»Was denn?«
»Wie weit vertraust du Holly Boland?«
Kat widersetzte sich dem instinktiven Drang, einen Seitenblick auf die Amerikanerin zu werfen. »Ebenso weit, wie ich dir vertraue«, sagte sie in neutralem Ton. »Und das bedeutet: schon sehr, aber nicht vollständig. Warum?«
»Ich habe nur zufällig mit Ian Gilroy gesprochen. Sie steht eindeutig unter seiner Leitung. Und auch wenn er für alles eine Erklärung hat, passt mir das alles ein bisschen zu perfekt zusammen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich ihm vertraue. Und das bedeutet, dass ich auch seiner Agentin nicht vertraue.«
»Ich behalte das im Hinterkopf. Aber kannst du uns jetzt bitte wegen dieser Drohnen helfen?«
»Ich kann es zumindest versuchen. Wohin seid ihr jetzt unterwegs?«
»Zum Tronchetto-Parkhaus. Wir treffen uns dort mit Colonnello Piola. Er kümmert sich um die Mädchen.«
»Das ist perfekt. Ein wenig riskant für Piola, aber perfekt.«
Fünfzehn Minuten später, als Piola am Tronchetto ankam, fand er den Van vor, der neben seinem Fiat wartete.
»Hier«, sagte Kat und reichte ihm die Schlüssel. »Du bringst den Van nach Vicenza. Wir nehmen
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