Marter: Thriller (German Edition)
wusste genau, was geschehen würde, wenn sie die Karte aktivierte, daher hoffe ich sehr, dass sie genau das beabsichtigt hatte. Sofern sie an ein Transportmittel gekommen sind, sollten sie Venedig heute Nachmittag erreichen.«
68
Etwas südlich von Rimini fuhr Kat von der Straße herunter und in die Pinienwälder hinein, die an den Strand angrenzten. Im Sommer verbargen sich in diesen Wäldern Campingplätze und FKK -Bereiche. Doch jetzt, mitten im Winter, lagen sie verlassen da.
Sie stellte den Motor ab und sagte: »Bringen wir es hinter uns.«
Holly nickte. Sie gingen zum Heck des Vans und zerrten den gefesselten Fahrer heraus. Es trat immer noch Blut aus der Wunde am Kopf aus, dort wo Holly ihn erwischt hatte.
Sie stießen ihn unsanft zu Boden und lockerten das Stück Seil, das sie ihm in den Mund gestopft hatten.
»Folgendes. Ich sag dir jetzt, wie es läuft«, erklärte Kat, während sie neben ihm in die Hocke ging. »Du beantwortest uns jetzt ein paar Fragen. Wenn du das nicht tust, tun wir dir so lange weh, bis du es tust.«
»Fick dich, Nutte«, spie der Kerl aus.
Kat seufzte. »Du glaubst also, wir meinen das nicht ernst? Etwa, weil wir Frauen sind?« Sie holte ihre Tasche und zeigte ihm Stück für Stück deren Inhalt. »Dieser Malerspachtel zum Beispiel, er eignet sich wunderbar, um dir deinen erbärmlichen Schwanz und deine Eier direkt vom Körper zu kratzen. Oder dieser Nagel, der passt perfekt durch deine Hand. Der Bootshaken, nun, vielleicht versenken wir den in deiner Armbeuge und schleifen dich ein bisschen durch die Gegend. Oh, und falls du glaubst, wir wären zu schwach und labil, um das lange durchzuhalten, dann vergiss nicht, dass wir ja noch den Van haben. Wenn wir müde werden, dann fahren wir einfach wieder und wieder über das drüber, was von deinen Beinen noch übrig ist. Weißt du was? Vielleicht stellen wir dabei sogar das Radio ganz laut, damit wir ein bisschen nette Mädchenmusik hören anstelle deines Gebrülls. Und dann, ob du uns nun gesagt hast, was wir wissen wollen, oder nicht, hinterlassen wir einen Briefumschlag mit dreihundert Euro und einem Dankesschreiben, damit die Arschlöcher, deren Befehle du befolgst, uns die Arbeit abnehmen und dich restlos fertigmachen.« Sie fuchtelte mit dem Spachtel vor seiner Nase herum. »Und jetzt stelle ich dir eine Frage, und zwar nur ein Mal. Wir sind auf der Suche nach einem kroatischen Mädchen namens Melina Kova č evi ć . Sie wurde auf demselben Weg hierhergeschleust wie wir , etwa vor einem Jahr. Wo ist sie jetzt?«
»Verpiss dich, du Schlampe«, sagte der Mann.
»Das war nicht gut. Holly?«
Holly öffnete die Hose des Mannes und zog mit angewidertem Gesicht seine Genitalien heraus. Kat platzierte die scharfe Kante des Spachtels unter seinen Hoden.
»Zieh schön fest an …«, sagte sie zu Holly. »So ist’s gut. Bereit? Bei drei. Eins …«
»Ich habe gehört, dass sie sie woanders hinbringen wollten«, sagte der Fahrer hastig. »Ich weiß nicht, wohin, ich schwör’s. Aber sie haben sie nicht gefunden.«
»Warum nicht?«
»Sie ist ihrem Zuhälter entwischt, irgendwo in Venedig. Sie haben Wache gehalten am Bahnhof und an den Fähren, aber sie ist nicht aufgetaucht. Dann kam der Befehl, man solle sie töten, sobald man sie finden würde, um für die anderen Mädchen ein abschreckendes Beispiel zu geben. Doch sie verschwand einfach so.«
»Ich denke, ich glaube ihm, Kat«, sagte Holly zaghaft.
Kat steckte den Spachtel weg. »Bedauerlicherweise tue ich das wohl auch.«
Als sie davonfuhren und den unglückseligen Fahrer gefesselt im Wald liegen ließen, warf Holly ihr einen Seitenblick zu. »Das war aber ziemlich überzeugend.«
»Du denkst, ich hätte es wirklich getan?«
»Nun, ich war mir da tatsächlich nicht so sicher.«
»Ich auch nicht«, gab Kat zu. »Also, was sollen wir jetzt machen?«
»Wir haben drei Möglichkeiten. Entweder Melina ist tot, oder sie ist der Mafia irgendwie entwischt und konnte unentdeckt aus Venedig entkommen, oder …«
»Oder sie ist immer noch dort, wie schon die ganze Zeit.«
»Wo auch immer sie ist, sie muss sich gut verstecken. Venedig ist nicht allzu groß, aber weder Findlater noch die Leute von der Mafia haben sie gefunden. Und die haben ganz sicher sehr gründlich gesucht.«
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Daniele gab die auf .ru endende URL -Adresse ein, ein Anhängsel, das darauf hindeutete, dass die Internetseite aus Russland stammte. Tatsächlich wusste er genau, dass diese spezielle Seite von zwei
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