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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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sein Gemüsebeet zu kümmern, war womöglich ein Mafiakiller. Junge berufstätige Menschen, die sich im Grunde durch nichts von ihr unterschieden, waren möglicherweise Sklaven einer Kokainsucht oder verprügelten ihre Partnerinnen.
    Doch was Daniele betraf, so ließ sie sich von ihrer Meinung nicht abbringen, dass er für ihre Ermittlungen äußerst hilfreich sein könnte. Zwar würde sie nicht so weit gehen zu behaupten, sie vertraue ihm – doch ganz gleich, was sie von seiner Website hielt, die Tatsache, dass er der Regierung den Zugriff darauf verweigert hatte, zeigte doch, dass er ein Mensch war, der seinen Prinzipien treu blieb, wenn es darauf ankam.
    Sie war überzeugt, dass Piola sagen würde, die Entscheidung liege nicht bei ihnen. Wenn Polizeibeamte anfingen, ihre eigenen Regeln aufzustellen, dann wurden sie zu einem Teil des Problems. Und die Logik, die sie anwendete – dass man Daniele genau aus dem Grund vertrauen konnte, weil er sich geweigert hatte, sich angesichts einer rechtmäßigen Anfrage der Regierung kooperativ zu zeigen –, würde sie vor Gericht wohl kaum verteidigen können.
    Sie hatte ihr Problem auch dann noch nicht annähernd gelöst, als sie in Pater Uriels Büro geführt wurde. In dem ledernen Armlehnstuhl saß eine Frau, die so winzig war, dass sie fast zwergenhaft wirkte. Sie trug den grauen Habit und das weiße Brusttuch einer Nonne.
    Pater Uriel beabsichtigte ganz offensichtlich, ihrem Gespräch beizuwohnen. Doch Kat beharrte unerbittlich darauf, dass er sich entfernte. Als sie ihn endlich dazu überredet hatte, den Raum zu verlassen, stellte sie der Nonne zur Einstimmung ein paar unverfängliche Fragen, damit sie sich entspannte. Schnell stellte sie fest, dass dies gar nicht zwingend nötig war: Schwester Anna war nur allzu bereit zu reden.
    Sie sei, so sprudelte es sofort aus ihr heraus, eine der am längsten im Krankenhaus tätigen Nonnen hier. »Das ist der Vorteil, wenn man Nonne ist«, erklärte sie. »Keiner zwingt einen dazu, in Ruhestand zu gehen.«
    »Sie haben also früher auf Poveglia gearbeitet?«
    »So ist es. Was für ein schauriger Ort. Natürlich nicht das Krankenhaus an sich, das war schon in Ordnung. Aber die Insel jagte einem Angst ein.« Die Nonne senkte ihre Stimme. »Man erzählte sich, es würde dort spuken. Und auch wenn ich nicht behaupten kann, dass ich je etwas gesehen habe, war da eindeutig irgendwas. Diese bedauernswerten Pestopfer, Sie wissen schon. Keine von uns hat je den Fisch angerührt.« Sie nickte bedeutungsvoll, als wollte sie damit sagen, dass allein die Tatsache, dass sie nie von dem Fisch gegessen hatten, Beweis genug war.
    »Was waren die Patienten für Leute?«
    »Oh, die waren ganz anders als heute«, versicherte Schwester Anna ihr. »Der Großteil der ehrwürdigen Geistlichen, die wir hier behandeln … nun, sie wirken relativ normal, wenn man nicht weiß, was sie verbrochen haben. In jenen Tagen kamen zu uns eher Patienten, die man heutzutage als verrückt bezeichnen würde. Leute, die nicht ganz richtig waren im Kopf«, fügte sie noch hinzu, als könnte Kat womöglich nicht verstehen, was sie mit verrückt meinte.
    Kat entging keineswegs die unauffällige Nebenbemerkung über die heutige Klientel des Instituts und notierte sich das für später. Priester, die nach Pater Uriels persönlichem Heilmittel aus Gebet und Medikamenten verlangten … Vielleicht war dieses Institut ja einer der verborgenen Orte, an die die Kirche klammheimlich diejenigen in Behandlung schickte, die in Ungnade gefallen waren. Immer wieder hörte man davon. Das wäre eine Erklärung dafür, dass Pater Uriel so ausweichend reagierte. »Waren dort auch Frauen in Gewahrsam?«, erkundigte sie sich.
    Die Frau mit dem vogelhaften Gesicht nickte energisch. »O ja. Fast so viele wie Männer, würde ich sagen. Diese armen Wesen, Sie wären erstaunt …«
    Kat fiel ihr ins Wort. »Erinnern Sie sich an eine Frau namens Martina Duvnjak?«
    Schwester Anna blinzelte nervös. »Ach herrje, sicher. Sie wurde als Gräuel bezeichnet.«
    Denselben Begriff hatte auch Pater Uriel verwendet. »Weshalb?«
    »Nun«, setzte Schwester Anna an und schürzte die Lippen. »Sie war einem Irrglauben verfallen, die Ärmste. Sie dachte, sie wäre …« Sie schüttelte den Kopf, so widerwärtig schien ihr der Gedanke. »… eine Priesterin«, flüsterte sie.
    »Und, war sie das?«, hakte Kat unumwunden nach.
    Die alte Nonne wirkte aufrichtig schockiert. »Selbstverständlich nicht.«
    »Aber

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