Marter: Thriller (German Edition)
Rossi her.
Aldo Piola. Wie sieht es nun aus, haben er und Alida Conti schon miteinander geschlafen? Auf jeden Fall haben sie ziemlich heftig miteinander geflirtet.
Kat starrte auf die Einträge. Zwei der Namen sagten ihr überhaupt nichts, doch sie kannte und mochte Gerardina, die dunkelhaarige, ziemlich hübsche Kollegin von der Spurensicherung. Piola hatte vor über einem Jahr an einem Fall mit ihr gearbeitet.
Selbstverständlich hatte sie von seiner Frau gewusst, aber das hier war etwas anderes. Irgendwie war sie nicht sonderlich begeistert von der Erkenntnis, dass sie nicht seine erste Affäre war.
Nein, gib es doch zu , dachte sie. Sei ehrlich.
Es tut weh .
Sie versuchte herauszufinden, weshalb sie so fühlte. Sicherlich war es verrückt, auf verflossene Liebhaberinnen eifersüchtig zu sein, jedoch nicht auf die Frau, zu der er jeden Abend nach Hause ging. Sie wäre empört, wenn ein Mann sich über ihre früheren Partner aufregen würde. Warum also war es bei diesen vergangenen Affären, oder vielmehr diesen möglichen vergangenen Affären, anders?
Weil sie, so wurde ihr nun schmerzhaft bewusst, in ihrer Verblendung geglaubt hatte, seine Gefühle für sie wären derart intensiv, dass er für sie, und zwar nur für sie, sein Ehegelübde gebrochen hatte. Sie war absolut überzeugt davon gewesen, dass das, was zwischen ihnen war, nicht einfach nur ein kurzes Abenteuer oder ein Verhältnis oder irgendetwas von all den anderen saloppen Begriffen darstellte, die etwas Wegwerfendes an sich hatten. Zwar hatte sie nicht erwartet, dass das Ganze von Dauer sein würde, bei Weitem nicht. Doch irgendwie war es eine ganz eigene Sache, die mit den so überaus aufregenden Mordermittlungen zusammenhing.
Irgendwo hatte sie gelesen, dass im antiken Griechenland die männlichen Soldaten sich für die Dauer eines Feldzuges einen jüngeren Krieger zum Liebhaber nahmen. Diese beiden Männer trainierten zusammen, schliefen zusammen, kämpften zusammen und starben schließlich auch zusammen. Auf sonderbare Weise fühlte sich ihre Beziehung zu Piola eher so an und nicht wie eine Affäre .
»Aldo, du Arsch«, sprach sie laut aus.
Sie hatte sich geschworen, nicht nachzusehen, was die Leute auf Carnivia sich über sie erzählten. Jetzt aber tat sie es doch, ermutigt durch den Wein.
Katerina Tapo – neun Einträge
Sie klickte auf »Weiter«.
Sind Sie sicher?
Ja.
Wenigstens hatten sie ihm die Wagenschlüssel gelassen. Er konnte nur für einen kurzen Moment bewusstlos gewesen sein – zu seiner Rechten sah er ein Licht, das sich in einem Auf und Ab entfernte. Das musste das Motorrad des Killers sein, das über den holprigen Boden davonfuhr.
Er tastete nach seinem Handy. Ebenfalls noch da. Also konnte er einen Krankenwagen rufen. Vielleicht fuhr er aber besser direkt ins Ospedale dell’Angelo, das weniger als zwanzig Minuten entfernt lag. Ihm war klar, dass er mit einer möglichen Gehirnerschütterung besser nicht Auto fuhr. Doch er würde einen Teufel tun und darauf warten, dass ihn ein Rettungsassistent darüber in Kenntnis setzte.
Er ließ den Motor an. Aus der Wunde an seiner Schläfe rann Blut und troff ihm ins Auge, daher neigte er den Kopf zur Seite. Schon besser.
Er fuhr zurück zur Hauptstraße und bog nach links ab, nicht in Richtung Krankenhaus, sondern genau entgegengesetzt zu Kats Wohnung.
Mit einer Mischung aus Furcht und Gleichgültigkeit las sie die Einträge durch. Das also denken die Leute über mich .
»Schlampe« kam mehr als ein Mal vor, ebenso wie das Wort »manipulativ«, »ehrgeizig«, »egozentrisch« und »Miststück«.
… macht alle Typen heiß … wickelt die Männer um den Finger … hat mich verarscht … hält sich für was Besonderes …
Und einer brachte sie fast ein wenig zum Schmunzeln.
Ich dachte mir schon, dass sie für eine Reisebürokauffrau viel zu scharf ist.
Und dann waren da noch Einträge in der Art von:
Hab sie drei Mal angerufen, sie hat aber nicht abgenommen. War eh ’ne Niete im Bett, wollte sie so oder so nicht wiedersehen.
Man brauchte kein Detektiv zu sein, um zu erkennen, dass da irgendwas nicht ganz zusammenpasste. Warum hatte er dann überhaupt angerufen?
Was ihr aber mit erschreckender Deutlichkeit klar wurde, war die Tatsache, dass die Leute sie zu hassen schienen. Frauen hassten sie, weil sie anziehend auf Männer wirkte. Und Männer, die sie attraktiv fanden, hassten sie, wenn sie nicht mit ihnen schlief. Männer, mit denen sie geschlafen hatte, hassten
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