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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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haben.«
    Marcello überlegte kurz. »Nun gut«, gab er schließlich nach. »Vermutlich hat diese Frage durchaus ihre Berechtigung. Aber ich gebe Ihnen nur einen engen Zeitrahmen. Sagen wir, drei Tage. Danach sind wir uns einig, dass Barbara Holton und Jelena Babi ć nichts weiter als ein paar dumme Ausländerinnen waren, die Ricci Castiglione bei seinen krummen Geschäften gestört haben und von ihm deshalb ermordet wurden. Es gibt Dutzende anderer Fälle, denen Sie Ihre werte Aufmerksamkeit schenken sollten, Colonnello.« Er warf Kat einen Blick zu. »Und viele von diesen Fällen würden unserem Capitano hier eine weitaus bessere Gelegenheit bieten, ihre Talente unter Beweis zu stellen. Ich bin überzeugt, dass keiner von uns Lust hat, sich unnötig mit unklaren und unproduktiven Spuren zu befassen.«
    Seine Worte waren zweifelsohne an Piola gerichtet, dennoch ruhte sein Blick weiterhin auf Kat.
    Daher war sie es, die antwortete. »Selbstverständlich, Avvocato.«
    Marcello nickte. »Nun, dann danke ich Ihnen beiden für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, drehte Marcello sich mit dem Stuhl in Richtung Fenster und dachte noch eine Weile nach. Dabei rollte er den Aurora-Füller zwischen den Fingern und genoss das Gewicht des schweren Metalls.
    Dann wandte er sich mit einem Seufzen wieder dem Schreibtisch zu und wählte eine Nummer.
    »Signore?«, sagte er in respektvollem Ton. »Sie hatten darum gebeten, über den Fortschritt der Ermittlungen auf Poveglia in Kenntnis gesetzt zu werden … Selbstverständlich. Es haben sich gewisse Entwicklungen ergeben, aber nichts, das meiner Ansicht nach Grund zu Besorgnis geben würde.«
    Das Gespräch dauerte noch drei Minuten, dann legte er auf.

38
    »Ich werde nicht aufgeben.«
    »Ist mir schon klar.«
    Sie lagen gemeinsam im Bett, ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe. Wie sie so unter ihm lag, konnte Kat jedes Lachfältchen um seine Augen erkennen. Sein Gesicht wirkte wie eine schroffe Landschaft, durchfurcht von Wasserläufen. Und darüber der blutunterlaufene, verschorfte Krater seiner Verletzung.
    »Von diesem Fall müssen sie mich schon mit Gewalt abziehen. Bis dahin folge ich sämtlichen Hinweisen. Scheiß auf Marcello.«
    Aldo mochte sich ja streng daran halten, nicht einmal kleinere Bestechungsversuche durchgehen zu lassen, doch wenn es um Befehle von seinen Vorgesetzten ging, konnte er sich diesen mindestens ebenso stur widersetzen, ganz gleich, wie deutlich die Anweisungen waren. Er hatte zudem eine Fähigkeit, die ihr bei keinem anderen Mann, mit dem sie geschlafen hatte, begegnet war. Nämlich die, das Liebesspiel kurzzeitig zu unterbrechen, um das auszusprechen, was ihm gerade in den Sinn kam, so wie jetzt. Doch stellte sie fest, dass sie diese Unterbrechungen eigentlich liebte, denn er blieb in ihr auch nicht ganz reglos. Auf diese Weise wurde der Höhepunkt hinausgezögert, und gleichzeitig erlebten sie so eine ganz andere Art der Intimität, das Körperliche und das Verbale vereint in kurzzeitiger Harmonie.
    Sie widersetzte sich dem Drang, ihm zu sagen, dass er sich im Moment doch nicht um Staatsanwalt Marcello kümmern sollte. Stattdessen erklärte sie: »Sei bitte vorsichtig, okay?«
    »Je mehr Beweise wir haben, desto sicherer. Die wollen uns doch bloß einschüchtern, nichts weiter. Aber schon gut, ich werde vorsichtig sein.«
    Sie küsste ihn, woraufhin er wieder begann, sich zu bewegen, sanft vor und zurück zu gleiten.
    Und mit einem Mal war ihr klar, dass ihr die anderen Affären egal waren. Seine Ehefrau war ihm egal. Lieber gehörte ihr ein kleiner Teil von Aldo Piola, als dass sie irgendeinen oberflächlichen, aufstrebenden Typen in ihrem eigenen Alter voll und ganz besaß.
    »Ich liebe dich«, sagte sie und hatte das Gefühl, von einer Klippe zu springen – wie bei ihrem ersten Kuss. »Aldo, ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich, Colonnello «, scherzte er. Doch dann wurde er ernst: »Kat, ich liebe dich auch.«

39
    Holly saß in einer ruhigen Ecke im Ederle Inn mit einem Glas kalifornischem Chardonnay in der Hand. Obwohl Camp Ederle von den unzähligen Weinbergen Venetiens umgeben war, wurden selbst die Getränke aus den USA importiert.
    Die Ruhe tat ihr gut, musste sie doch über einiges nachdenken.
    Zum Beispiel darüber, wie sie Beweise finden sollte für ihre Theorie, dass sich zwischen dem 1. und 4. Juli 1993 eine Gruppe von abtrünnigen NATO -Offizieren im Camp Ederle mit einem kroatischen General getroffen

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