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Martha im Gepaeck

Martha im Gepaeck

Titel: Martha im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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für sie, weil du kaum mit ihr redest.
    Karen strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht, die durch die Sonne und tägliches Waschen mittlerweile fast wieder ihre normale Farbe erreicht hatten. Viel Glück, schrieb sie noch. Was tat man nicht alles für seine Freunde.
    Dann schickte sie die SMS ab.

27 Karen ging zurück ins Haus. Das Hämmern hatte aufgehört. Bernd stand neben dem Treppengeländer und wischte sich gerade mit einem kleinen Handtuch den Schweiß vom Gesicht. Martha, John und der seltsame Mr Gilford waren nirgendwo zu sehen.
    »Fertig«, sagte Bernd. »Es wird ’ne Weile halten, aber leider nicht ewig. Wenigstens kann man wieder die Treppe hinunterlaufen, ohne sich die Beine zu brechen.«
    »Wahnsinn. Wie machst du das nur?«, fragte Karen, ehrlich beeindruckt. Das Loch war komplett unter einer eingesetzten Planke verschwunden. Es roch nach frisch gesägtem Holz.
    »Gelernt ist gelernt«, meinte Bernd. »Das könntest du auch.«
    »Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?« Karen fing an zu lachen. »Ich auf dem Bauch, mit einem Hammer in der Hand? Ich würde nicht mal den Nagel treffen.«
    Bernd grinste. »Aber ein schöner Anblick wäre es bestimmt …« Er strich kurz über das vollbrachte Werk. Dann sah er auf die Uhr. »Eigentlich könnten wir noch was unternehmen. John hat heute Morgen erwähnt, dass hier ganz in der Nähe so ein keltischer Steinkreis ist. Angeblich ein magischer Ort.« Er zog belustigt die Augenbrauen hoch.
    »So was wie Stonehenge?«
    Er nickte. »Glaube schon. Einer von diesen Steinkreisen, von denen keiner weiß, wozu sie eigentlich gedient haben. Wahrscheinlich ein Ort, um Opfer darzubringen oder um Sterne zu beobachten, wer weiß.«
    »Und John sagt, der Steinkreis ist magisch?«
    »Das hat er gesagt. Was auch immer das heißt.«
    Karen überlegte. Eigentlich verspürte sie wenig Lust, an diesem heißen Sommertag um uralte Steine herumzulaufen, aber auf Johns Meinung gab sie viel. Und wenn der so etwas behauptete … »Okay«, stimmte sie zu. »Sehen wir es uns mal an.«
    »Vielleicht können wir dort irgendwo ein Picknick machen?«
    »Klar.«
    »Packst du was ein? Und holst eine Decke?« Bernd legte die Werkzeuge zurück in den Kasten. »Ich räume das hier noch zusammen.«
    »Mach ich.« Picknick im Steinkreis. Eigentlich eine coole Idee. Obwohl … Solche Steinkreise hatten immer auch etwas Grusliges. »Und dann bringen wir dort unser Opfer dar?«, fragte Karen und versuchte, leicht spöttisch zu klingen.
    »Du sagst es. Wir tröpfeln unser Blut auf den Stein.« Er grinste wieder. »Oder auch einfach nur ein bisschen Rotwein.«
    Die Steine standen auf einem kleinen Hügel im Gras. Neun Stück, grau, zum Teil fast zwei Meter hoch und einander zugewandt. Aus der Ferne erinnerten sie Karen ein wenig an den Morgenkreis in Teresas Kindergarten. Beim Näherkommen erkannte sie jedoch den waagerechten Stein, der das Kopfende des Kreises bildete. Ein Altar? Sie schwitzte mittlerweile wie verrückt. Die kratzige Wolldecke aus Johns Haus war unerwartet schwer, aber sie wollte sie nicht auch noch Bernd aufbürden. Der schleppte schon einen Korb mit einem altmodischen Weinkühler, von dem sie nicht sicher waren, ob er überhaupt noch funktionierte.
    Sie schmiss die Decke ins Gras und setzte sich auf den flachen Stein. Wie elektrisiert sprang sie sofort wieder auf. Der Stein glühte fast. »Das Ding ist total heiß«, sagte sie zu Bernd. »Ist das normal?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Steht genau in der Sonne.«
    Karen beäugte den Stein misstrauisch. Was waren das für komische Flecken darauf? »Was haben die wohl hier gemacht?«
    »Keine Ahnung, was für Zeremonien die veranstaltet haben.« Bernd berührte den heißen Stein. »Vielleicht haben sie ja einfach nur gegrillt, und die Nachwelt glaubt, dass hier irgendwelche bedeutsamen Dinge passiert sind.«
    »Also, ich setze mich nicht da drauf.« Karen breitete die Wolldecke im Gras aus und setzte sich hin. Es war so still hier. Und diese unglaubliche Hitze … Bernd setzte sich neben sie und öffnete den Korb. »Schluck Wein?«
    Sie nickte. Ihr Mund war wie ausgedörrt.
    »Na, so was.« Bernd hielt enttäuscht die Weinflasche hoch, die er aus dem Korb geholt hatte. »Die ist total warm.« Er untersuchte den Inhalt des Korbes. »Das Wasser auch und die Himbeeren auch.«
    »Schade.« Karens T-Shirt klebte am Körper, als ob sie gerade aus der Sauna gekommen wäre. Sie sah sich um. In diesem Steinkreis war es so heiß wie in

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