Martin, Kat - Perlen Serie
Tür.
„Cord, warte!" Tory hüllte sich in das Betttuch und rannte ihm hinterher. Sie griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. „Tu das bitte nicht. Ich weiß, dass ich dich nicht hätte belügen dürfen. Ich hätte dir vertrauen und dir die Wahrheit sagen sol- len. Ich ... ich liebe dich, Cord."
Jegliche Wärme wich aus seinen goldbraunen Augen. „Scha- de, dass du das nicht früher gesagt hast. Dir scheint mehr da- ran zu liegen, eine Countess zu sein, als ich gedacht hätte." „Dein Titel bedeutet mir nichts. Das hat er noch nie getan." Er lächelte kurz. „Umso besser für Mr. Fox." Mit diesen Worten ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Tory sank zu Boden und schluchzte laut auf. Ihr ganzer Kummer brach sich Bahn, und sie weinte stundenlang, bis sie völlig erschöpft war und sie keine Tränen mehr hatte. Neben- an hörte sie, wie ihr Mann in seinem Zimmer auf und ab ging und seinem Kammerdiener Anweisungen gab. Dann schloss sich eine Tür, und alles war still.
Cord hatte sie verlassen.
Und warum auch nicht? Sie hatte ihn vom ersten Moment ih- rer Begegnung an belogen. Die Jahre, die sie mit ihrem Stief- vater verbracht hatte, hatten sie vorsichtig werden lassen, und es war ihr zur Gewohnheit geworden, Dinge geheim zu halten. Zu ihrem Mann hatte sie hingegen Vertrauen gefasst. Sie
liebte ihn mehr als ihr eigenes Leben. Sie hatte ihn nur eifer- süchtig machen wollen, damit er sie genauso liebte wie sie ihn. Und nun glaubte er, dass sie ihn mit Julian Fox betrogen hat- te!
Sie musste Cord von ihrer Unschuld überzeugen.
Vielleicht würde sie Julian bitten, ihm zu erklären, dass nichts geschehen war. Doch dann fiel ihr ein, dass Fox vor we- nigen Tagen die Stadt verlassen hatte, weil er sich um eine kranke Verwandte in York kümmern müsste. Sie wusste nicht, wann er zurückkommen würde, und genauso wenig wusste sie, was geschehen würde, wenn die beiden Männer sich von Ange- sicht zu Angesicht gegenüberstanden.
Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Sie liebte ihren Mann tief und innig und würde es nicht ertragen, ihn zu ver- lieren.
Cord hatte vor, einige Zeit in Riverwoods zu verbringen, bis er über Victoria und sein Versagen als Ehemann hinweggekom- men war. Im Moment wollte er sein Haus nur so schnell wie möglich verlassen, um der Nähe seiner Frau zu entkommen, den Erinnerungen an ihre Küsse, an ihren Körper, der ihn so leidenschaftlich empfangen hatte. Wie wunderbar es sich an- fühlte, sie in seinen Armen zu halten!
In der Eingangshalle griff er nach seinem Hut, ging die Vor- dertreppe hinunter und stieg in seine Kutsche. Er ließ sich zu seinem Club fahren und verbrachte die nächsten Stunden da- mit, sich zu betrinken.
Irgendwann nach Mitternacht taumelte er in eines der Gäs- tezimmer und wusste es zu schätzen, dass ihn hier niemand danach fragte, warum er nicht lieber zu Hause schlief.
In seinen Kreisen waren die meisten Ehen nicht auf gegen- seitiger Liebe gegründet, viele Paare lebten mehr neben- als miteinander und ließen dem anderen die Freiheit für außer- eheliche Affären.
Überrascht musste er allerdings feststellen, dass es ihn über- haupt nicht nach anderen Frauen verlangte. Seine Gefühle waren zutiefst verletzt worden, und nachdem er Victoria ver- loren hatte, schien es ihm, als würde er nie wieder eine andere begehren können.
Außer seiner Frau. Und sie war die Einzige, die er nicht ha- ben konnte. Er versuchte, den Gedanken daran zu verdrängen, wie sie sich voller Leidenschaft, Verzweiflung und Trauer ein
letztes Mal geliebt hatten. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er es nicht dazu kommen lassen.
Aber er fühlte sich von Victoria angezogen wie von keiner anderen Frau zuvor, und er hatte ihrer unschuldigen Verfüh- rung letztlich nicht zu widerstehen vermocht.
Er beneidete Fox.
Wenn er an Victorias Liebhaber dachte, ballten sich seine Hände unwillkürlich zu Fäusten. Vor seinem inneren Auge sah er Bilder von Fox, der ihre Brüste liebkoste und sich in ihrem wunderbaren Körper verlor. Alles in Cord zog sich bei dieser Vorstellung zusammen. Er ging zu dem kleinen Ankleidetisch, der in seinem gemieteten Zimmer stand, und goss sich einen Brandy ein.
Es wusste, dass er zu viel trank, bloß war ihm das völlig gleichgültig. Nachdem er sein Glas geleert hatte, füllte er es er- neut. Der Alkohol betäubte den Schmerz ein wenig, doch er brachte ihm kein Vergessen.
Die Woche verging nur schleppend. Es wurde Zeit, dass er nach Hause
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