Martin, Kat - Perlen Serie
Frauen. Auf die eine oder ande- re Weise stürzen sie dich immer ins Unglück." Cord wusste, dass sein Freund an Danielle dachte, das Mädchen, mit dem er verlobt gewesen war. Eines Tages hatte Rafe sie mit einem sei- ner besten Freunde im Bett ertappt und schien bis heute nicht über diesen Verrat hinweggekommen zu sein.
„Wie ich sagte, es ist ganz allein meine Schuld. Seit dem Tag unserer Hochzeit habe ich alles falsch gemacht. Ach was, ei- gentlich auch schon davor!"
„Das mag ja sein. Nur finde ich es trotzdem unglaublich, dass eine Frau ihren Mann so schnell aufgibt. Zumal dann nicht, wenn sie ihn wirklich zu lieben schien."
„Victoria hat mich nie geliebt. Vielleicht dachte sie eine Zeit lang, dass sie es täte, aber ..."
„Und du? Hast du sie denn geliebt?"
Cord nahm einen kleinen Schluck und dachte an die Nacht, in der er sie wegen der versetzten Figuren auf dem Schachbrett zur Rede gestellt hatte und sie ihn in der nachfolgenden Partie so souverän besiegt hatte.
„Ich habe sie fast vom ersten Moment an geliebt. Ich war ein Narr, Sheffield, und ich habe es nicht besser verdient."
Rafe antwortete nicht.
„Sei mir nicht böse", sagte Cord, „ich werde nach oben ge- hen und versuchen, ein wenig zu schlafen." Es war erst neun Uhr, dennoch fühlte er sich müde und erschöpft.
„Das wird vorübergehen, mein Guter", sagte Rafe freund- lich. „Es gibt andere Frauen, die zu lieben sich lohnt."
Cord erschien diese Aussicht nur wenig verlockend.
Tory versuchte, sich einzureden, dass sich in ihrem Leben ei- gentlich nicht viel geändert hatte. Schließlich war sie auch die meiste Zeit allein gewesen, als Cord noch mit ihr im Haus leb- te.
Doch das konnte sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sich nun todunglücklich fühlte.
Seit seinem Auszug war eine gute Woche vergangen, es kam ihr hingegen vor, als sei es Jahre her. Sie hatte noch nieman- dem davon erzählt, dass Cord ihre Ehe auflösen wollte - nicht einmal Gracie oder Claire. Irgendwann würde sie es ihnen al- lerdings sagen müssen, denn sobald das Verfahren in der Zei- tung öffentlich gemacht wurde, würde ganz London darüber Bescheid wissen.
Als Claire an diesem Nachmittag überraschend zu Besuch kam, war Tory sich sicher, dass ihre Schwester bereits davon wusste. Das Verfahren lief bestimmt schon, und ihr wurde flau im Magen, als Timmons ihre Schwester ankündigte. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und ging in die Eingangshalle, um Claire zu begrüßen.
„Tory!" Claire strahlte über das ganze Gesicht. „Es ist etwas ganz Wundervolles geschehen!"
Die Begrüßung ihrer Schwester erleichterte Tory zunächst, dann rief sie sich indes ins Gedächtnis, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor auch Claire vom Ende ihrer Ehe erfahren würde.
„Beruhige dich doch, meine Liebe." Sie nahm Claire bei der Hand, führte sie in das Wohnzimmer und schloss die Tür hin- ter sich. Seit Cord ausgezogen war, gab es unter den Dienstbo- ten ohnehin schon mehr Gerede, als ihr lieb war. „So, und nun bin ich gespannt, was dich in solchen Überschwang versetzt hat."
„Percy! Er liebt mich! Ich hatte solche Angst, dass er mich nur aus Mitleid geheiratet hatte." Sie lachte hell auf. „Gestern Abend hat er mir gesagt, dass er mich so sehr liebt, dass er manchmal kaum noch atmen kann. Er meinte, dass er mich
nur anzusehen braucht und sogleich von seiner Liebe zu mir überwältigt wird. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn auch liebe, und dann hat er mich geküsst und... es ist alles so wunderbar!" Tory wollte gerade erwidern, wie sehr sie sich für Claire freute, doch stattdessen entwich ihr nur ein erstickter Laut, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Tief aus ihrem Inneren stieg ein lautes Schluchzen auf. Ihre Knie begannen zu zittern, und sie fürchtete, auf der Stelle zusammenzubrechen.
„Tory!" Rasch legte Claire einen Arm um sie und führte sie hinüber zum Sofa. Tory ließ sich in die Kissen sinken und lehn- te sich an ihre Schwester.
„Tory, was hast du? Was um alles in der Welt ist geschehen?" Endlich ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Claire suchte in ih- rem Handbeutel nach einem Taschentuch und brachte eines ihrer hübschen Spitzentücher zum Vorschein.
Tory nahm es dankbar entgegen und rang nach Worten. „Cord ... hat mich verlassen."
„Wie bitte? Cord ist dein Mann - er kann dich nicht einfach verlassen."
Tory schloss die Augen, doch die Tränen quollen weiter un- ter ihren Lidern hervor. „Ich wollte doch
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