Martin, Kat - Perlen Serie
zurückkehrte, seine Sachen zusammensuchte und seinen Aufenthalt in Riverwoods vorbereitete. Er versuchte, sich einzureden, dass es ihm gleichgültig war, ob er Victoria zu Hause antreffen würde oder ob sie bereits zu ihrem Liebhaber gezogen war.
Fox konnte sich glücklich schätzen, dass er außer Reichwei- te war, als Cords Wut und Enttäuschung über den Betrug sei- ner Frau sich Bahn brachen. Nach dem, was McPhee ihm be- richtet hatte, hielt sein Rivale sich derzeit auf seinem Famili- ensitz in York auf. Wäre er in London gewesen, hätte Cord ihn zum Duell herausgefordert.
Mittlerweile hatte er jedoch zumindest seinen gesunden Menschenverstand zurückgewonnen und war zu der unerfreu- lichen Erkenntnis gelangt, dass eigentlich er es war, der Victo- ria betrogen hatte - und nicht andersherum. Denn er hatte sei- ne Frau allein gelassen und ihr zu wenig Aufmerksamkeit ge- schenkt; er hatte sie stets auf Abstand gehalten und ihre Nähe außerhalb des Bettes gemieden.
Wenn er nur noch einmal von vorne anfangen könnte! Er würde ihr seine Gefühle mitteilen und ihr sagen, dass er sie liebte. Mehr noch - er würde es ihr zeigen. Jede freie Minute würde er mit ihr verbringen und tun, was immer sie glücklich machte, damit sie nie mehr so einsam und verlassen wirkte,
wie er sie so häufig gesehen hatte.
Warum hatte er das getan? Warum hatte er solche Angst da- vor gehabt, sich seine Liebe zu ihr einzugestehen?
Im Grund wusste er die Ursache genau: der langsame und qualvolle Tod seiner Mutter, als er dreizehn Jahre alt gewesen war. Er hatte diese Zeit nie vergessen und wäre damals fast da- ran zerbrochen. Ihr Leiden und die Tatsache, dass er ihr nicht helfen konnte, quälten ihn noch heute. Und er hatte begonnen, sich für seine Schwäche zu hassen, denn statt seinen Verlust wie ein Mann hinzunehmen, hatte er sich von seinem Kummer überwältigen lassen.
Aber er hatte seine Lektion gelernt. In den folgenden Jahren hatte er seine Gefühle sorgsam unter Verschluss gehalten, da- mit er nicht noch einmal so sehr verletzt wurde. Nun wusste er, dass er es sich damit zu leicht gemacht hatte. Er hatte ein aus- schweifendes Leben geführt, sich ganz seinem Vergnügen hin- gegeben und war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er seinen Vater im Stich gelassen hatte, obwohl dieser Cord dringend gebraucht hätte.
Und nun hatte er auch bei seiner Frau versagt und sie verlo- ren.
Cord ging nach unten in das Kartenzimmer. Es wurde Zeit, dass er nach Hause ging. Er konnte sich nicht ewig in seinen Club zurückziehen, sondern sollte besser seinen Aufenthalt auf dem Land vorbereiten.
Doch anstatt aufzubrechen, ging er in Richtung der schwe- ren Ledersessel, die vor dem Kamin standen. Gerade wollte er sich setzen, da sah er den Duke of Sheffield auf sich zukom- men. Er war sich nicht sicher, ob er sich über die Ankunft sei- nes Freundes freuen oder aber die anstehende Unterhaltung fürchten sollte.
„Ich habe dich zu Hause gesucht", sagte Rafe. „Als dort nie- mand zu wissen schien, wo du bist, dachte ich mir, dass ich dich sicher hier finde. Kann ich mich zu dir setzen?"
Cord nickte. „Gerne. Aber ich sollte dich vielleicht warnen, dass ich im Moment nicht besonders umgänglich bin."
Rafe winkte einen Diener herbei, der ihnen beiden ein Glas Brandy brachte.
„Du siehst aus, als seiest du durch die Hölle gegangen", meinte Rafe.
„Danke."
„Sogar auf der Straße wird schon darüber geredet. Es heißt,
du wolltest deine Ehe annullieren lassen."
Abrupt setzte Lord Brant sich auf. „Wie zum Teufel konnte sich das herumsprechen?"
„Vielleicht hat einer der Amtsschreiber etwas ausgeplau- dert. Jemand von deinem Hauspersonal könnte auch eines dei- ner Gespräche mit angehört haben, denn ich vermute einmal, dass du Victoria sicher von deinem Vorhaben in Kenntnis ge- setzt haben wirst."
„Natürlich habe ich es ihr gesagt." Cord sah in sein Glas, trank allerdings nichts. „Du hattest Recht mit Fox und Victo- ria. Ich habe Jonas McPhee damit betraut, der Sache nachzu- gehen."
Nachdenklich musterte Rafe seinen Freund. „Bist du dir si- cher? Mir schien es immer so, als sei deine Frau sehr in dich verliebt."
Cord wandte seinen Blick ab und wünschte sich, dass der Herzog Recht hätte. „Es ist alles meine Schuld. Ich habe sie kaum beachtet und sie damit praktisch in die Arme eines an- deren Mannes getrieben."
Rafe nahm einen Schluck Brandy und nickte verständnis- voll. „Es ist ein Kreuz mit den
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