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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1. Perlen für die Braut
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Kleidungsproblem gelöst. Mrs. Wiggs, die Wä- scherin, beteuerte ihre Unschuld, und ihre Hände zitterten, während sie prüfend den vor Stärke steifen Stoff betastete. Sie arbeitete bis spät in die Nacht, um Torys Kleider gründ- lich zu waschen, und besorgte ihr zudem eine weitere Bluse und einen neuen Rock, den sie so abänderte, dass er die richti- ge Länge hatte.
    Heute war das gesamte Dienstpersonal zusammen mit zahl- reichen Kaminkehrern, die Tory ins Haus bestellt hatte, mit der Reinigung der Schornsteine beschäftigt.
    Geschickt kletterten die Jungen die engen Schächte hinauf und hinunter, was ihre Arbeit leichter und ungefährlicher aus- sehen ließ, als sie tatsächlich war. Tory ging von Zimmer zu Zimmer und war sichtlich erfreut vom Fortgang der Arbeit. Nachdem sie im Blauen Salon nach dem Rechten gesehen hatte, ging sie in Lord Brants Arbeitszimmer, in dem er kurz zuvor noch gearbeitet hatte. Ihr war aufgefallen, wie viel Zeit er dort verbrachte, Akten studierte und die Geschäftsbücher prüfte, und sie gestand sich ein, dass sie das überraschte. Weder ihren Stiefvater noch dessen Freunde hatte sie jemals arbeiten sehen. Allem Anschein nach war es unter ihrer Wür- de, sich um finanzielle Dinge zu kümmern, und keinen von ih- nen schien es zu stören, dass durch ihre Untätigkeit und ihren Lebenswandel der Familienbesitz stetig an Wert verlor.
    Der Gedanke daran machte Victoria wütend. Miles Whiting hatte als Cousin und nächster männlicher Erbe ihres Vaters nicht nur die Ländereien und das Vermögen der Harwoods übernommen, er hatte sich auch die Zuneigung ihrer Mutter erschlichen und sie geheiratet. So war er ebenfalls in den Be- sitz von Windmere, den Familiensitz ihrer Mutter, gelangt, der nicht an die männliche Erbfolge gebunden war.
    In ihren Augen war Miles Whiting der verachtenswerteste

Mensch, den Tory sich vorstellen konnte. Er war ein Dieb, ein Betrüger und ein Verführer unschuldiger junger Frauen. Und seit einigen Jahren hegte sie den Verdacht, dass er für den Tod ihres Vaters verantwortlich war. Sie hatte sich geschworen, ihm all das eines Tages heimzuzahlen.
    Doch vielleicht hatte sie das ja unlängst getan ...
    Sie versuchte, ihre Gedanken an den Baron und daran, was ihm womöglich von ihrer Hand geschehen war, zu verdrängen und ging zielstrebig in Richtung des Kamins, der sich im hin- teren Teil des Arbeitszimmers befand.
    „Wie geht es voran, Mrs. Rathbone?"
    „Wir scheinen hier ein Problem zu haben. Wenn Sie viel- leicht mal selber schauen wollen?"
    Tory kam näher. Sie bückte sich, steckte ihren Kopf in den Abzug und sah in den Schacht hinauf. In diesem Moment ging eine Wolke schwarzer Asche auf sie nieder, die ihr in Nase und Augen drang. Sie musste husten und schluckte dabei etwas von dem Kohlenstaub. Keuchend und mit tränenden Augen richtete sie sich wieder auf und drehte sich wutentbrannt zu Mrs. Rathbone um.
    „Nun ... die Kaminkehrer haben das Problem wohl gelöst", meinte die ältere Frau schulterzuckend. Sie war hager, hatte eine spitze Nase und dünne schwarze Haare, die sie unter ih- rer Haube streng zurückgebunden hatte. Obwohl sie keine Miene verzog, sah Tory unverhohlene Schadenfreude in ihren Augen funkeln.
    „Ja", stimmte Tory ihr mühsam zu. Sie musste die Zähne zu- sammenbeißen, um ihrem Ärger Einhalt zu gebieten, „es sieht ganz so aus." Sie wandte sich auf dem Absatz um und wollte das Zimmer verlassen. Ihre Hände und ihr Gesicht waren schwarz von Ruß. Da sie seit Tagen vom Pech verfolgt schien, überraschte es sie nicht im Geringsten, dass sie plötzlich wie- der dem Earl gegenüberstand. Er lehnte sich an den Türrah- men, und seine Schultern bebten vor Lachen.
    Sie warf ihm einen Blick zu, der jeden anderen Mann sofort in die Flucht geschlagen hätte. „Ich weiß zwar, dass Sie mein Dienstherr sind, aber ich rate Ihnen trotzdem inständig, jetzt jede Bemerkung zu unterlassen!"
    Wütend eilte Tory an ihm vorbei, und er musste einen Schritt beiseite treten, um zu vermeiden, dass Ruß auf sein perfekt sit- zendes nussbraunes Jackett gelangte. Sich nur mit Mühe das unverschämte Grinsen verbeißend, schaute er ihr nach.

Während sie sich in ihrem Zimmer umzog, verwünschte sie innerlich ihren Stiefvater, der sie und Claire erst in die Lage gebracht hatte, in der sie sich nun befanden. Einen Moment brauchte sie, bevor sie sich wieder so weit unter Kontrolle hat- te, dass sie zurück an ihre Arbeit gehen mochte.
    Timmons, der Butler,

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