Martin, Kat - Perlen Serie
Verlust be- reitete.
Dennoch bereute sie es keinen Moment, die Schachpartie ei- nen Zug weitergebracht zu haben. Vielleicht hatte der Earl in der Wut ein Ventil gefunden, seiner Angst um den Cousin Luft zu machen. Sie erinnerte sich wieder daran, wie er wutschnau- bend vor ihrem Bett gestanden hatte und ihm die Kampfeslust in den goldbraunen Augen gelodert hatte ...
Er hatte keine Jacke getragen, und die hochgekrempelten Hemdsärmel gaben den Blick auf seine kräftigen Unterar- me frei. Die eng sitzenden schwarzen Hosen betonten seine schmalen Hüften und die langen, muskulösen Beine. Sein Atem ging schwer und ließ seine ohnehin schon breite Brust noch imposanter wirken.
In seiner Wut schien er sie das erste Mal richtig anzusehen. Die Heftigkeit der Gefühle in seinem Blick hatte sie erschreckt und beunruhigt. Sie hatte geglaubt, dass ihr das Herz zer- springen würde. Eine Hitze durchströmte sie, so dass sie mein- te, sogleich in Flammen aufzugehen. Zu ihrem blanken Entset- zen spürte sie, wie sich ihre Brustspitzen unter ihrem Nacht- hemd aufrichteten.
Insgeheim hatte sie sich schon immer gefragt, was es mit den unbeschreiblichen Empfindungen auf sich hatte, die sie über- kamen, sobald der Earl in ihrer Nähe war. Und nun war es ge- wiss, ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt - sie fühlte sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen!
Aber das war einfach lächerlich. Absolut lächerlich. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt mochte. Dafür war sie sich umso gewisser, dass sie ihm nicht vertraute, ganz zu schweigen davon, dass er ein Earl war und sie seine Ange- stellte. Und nach dem Klatsch der anderen Dienstboten zu ur- teilen, war der Earl genau die Sorte Mann, für die sie sich auch als Tochter eines Barons besser nicht interessieren sollte. Hatte nicht Miss Honeycutt gerade erst wieder eine Ge- schichte erzählt, die sie von Alice Payne, der Kammerdienerin der Viscountess Westland, gehört hatte?
„Alice sagt, er sei ein richtiger Hengst. Seine Ausdauer reicht für eine ganze Nacht, und am Morgen hat er immer noch
nicht genug. Die Viscountess war nach dem letzten Mal eine ganze Woche wund, hat Alice gesagt."
Wie jede junge Frau wollte auch Tory eines Tages heiraten. Dabei hatte sie immer an einen netten und umsichtigen Mann gedacht, jemanden wie ihren Vater, von dem weder sie noch ih- re Mutter oder ihre Schwester je ein böses Wort gehört hatten. Ganz sicher verlangte es sie nicht nach einem Mann wie den Earl of Brant, dessen feuriges Temperament noch von seinen ungezügelten Leidenschaften übertroffen wurde.
Glücklicherweise schien der Lord trotz der glühenden Bli- cke, mit denen er sie letzte Nacht bedacht hatte - und dies schien ihr eine normale männliche Reaktion in Anbetracht ei- ner leicht bekleideten jungen Frau -, lediglich Augen für Ciai- re zu haben. Tory nahm sich vor, in dieser Hinsicht weiterhin wachsam zu bleiben. Wenn die Geschichten über ihn auch nur zur Hälfte wahr waren, befand Claire sich bereits in größter Gefahr.
Tory würde einfach alles tun, um ihre Schwester vor dem Earl zu beschützen.
4. KAPITEL
„Tory?" Claire kam die Treppe heraufgeeilt. Es waren nun drei
Tage vergangen, seit der Earl des Nachts in Torys Zimmer ge-
stürmt war, und alles schien wieder seinen gewohnten Gang zu
nehmen. „Gut, dass ich dich so schnell gefunden habe!"
„Was ist denn los, meine Liebe?"
„Mrs. Green und ihre Tochter Hermione! Sie haben sich bei-
de für den Rest des Tages entschuldigt. Mrs. Greenmeinte,
dass sie Schüttelfrost bekommen hat, und sie fürchtet, Her-
mione habe sich bei ihr angesteckt."
„Schüttelfrost? Heute Morgen sahen die beiden noch sehr
gesund aus." Tory fiel ein, dass sie die beiden Frauen angewie-
sen hatte, zwei der Gästezimmer für den Besuch von Lady Ai-
mes, der Cousine des Earls, und ihren kleinen Sohn Teddy her-
zurichten. Wahrscheinlich sollte dies nur ein weiterer Versuch sein, Tory ihre Position als Haushälterin streitig zu machen. Sie sah die große Treppe hinunter und warf einen Blick auf
die Standuhr, die in der Eingangshalle stand. Die Zeit verging wie im Flug, aber die anderen Hausangestellten waren mit ih-
rer eigenen Arbeit ausgelastet. Wenn sie nun versuchte, den Arbeitsplan umzustellen, würde das nur zu weiteren Span-
nungen führen.
„Ich werde mich darum kümmern, Claire. Du kannst zu
Mrs. Wadding zurückgehen und ihr weiter dabei helfen, die Teppiche auszuklopfen."
Als Claire
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