Martin, Kat - Perlen Serie
Verhalten ihre Anstellung gefährdete. Andererseits schien es undenkbar, dass er ihr nur wegen eines Schachspiels kündigte. Wenn es dazu kommen sollte, würde sie ihm ihre Gründe darlegen und ihn sicher dazu bewegen können, seine Meinung zu ändern. Und da Tory sich bislang noch jeder Herausforderung gestellt hat- te, setzte sie sich erneut vor das Spielbrett und überlegte, wie sie dem Zug des Earls begegnen konnte.
Cord empfing aufgrund seiner zahlreichen Verpflichtungen nur selten privaten Besuch, doch in diesen warmen Junitagen machte er für seine Cousine Sarah gerne eine Ausnahme. Am späten Nachmittag des folgenden Tages waren sie beide im Blauen Salon, und auf dem mit hellblauem Brokat bezoge- nen Sofa hatte Sarah Randall, Viscountess Aimes, Platz ge- nommen, die für Cord immer schon wie eine Schwester gewe- sen war. Seine Cousine hatte blondes Haar und einen hellen Teint, und für eine Frau war sie sehr groß, dabei allerdings schlank und feingliedrig. In ihrer Kindheit hatte er immer ver- sucht, sie zu beschützen, da sie das einzige Mädchen unter drei wilden Jungen war. Schon damals hatte Sarah indes den Ein- druck gemacht, dass sie ganz gut auf sich allein aufpassen konnte.
Cord stand an der Anrichte und goss sich einen Brandy ein. „Wie geht es Jonathan?" erkundigte er sich nach Sarahs Mann. „Ich hoffe doch gut."
Sarah nahm einen kleinen Schluck Tee aus einer zerbrechli- chen Porzellantasse mit dünnem Goldrand. „Wenn man davon absieht, dass er verstimmt ist, weil er mich wegen anderweiti- ger Verpflichtungen nicht begleiten konnte, geht es ihm gut. Er lässt dich herzlich grüßen."
„Teddy ist sehr groß geworden, seit ich ihn das letzte Mal ge- sehen habe. Ich hätte ihn fast nicht wieder erkannt."
Sarah lächelte. Ihr Mann und ihr Sohn waren die wichtigs- ten Menschen in ihrem Leben. „Teddy sieht seinem Vater mit jedem Tag ähnlicher."
„Du hast eine wunderbare Familie, Sarah."
„Ja, ich kann mich wirklich glücklich schätzen. Vielleicht solltest du ebenfalls beginnen, dir darüber Gedanken zu ma- chen, Cord."
Mit dem Glas in der Hand ging Cord zum Sofa hinüber. „Ich muss gestehen, dass ich in letzter Zeit sehr häufig an eine ei- gene Familie gedacht habe, und versuche derzeit, allen Mut aufzubringen, um mich endlich auf den Heiratsmarkt zu wa- gen. Bislang fand ich die Vorstellung eher erschreckend."
„Es freut mich, dass du langsam zumindest Erwägungen an- stellst."
„Ich erwäge nicht nur, sondern bin fest entschlossen zu hei- raten. Alles hängt nur noch davon ab, die richtige Frau zu fin- den."
„Hast du schon eine engere Wahl getroffen?"
Ihm fielen Mary Ann Winston und Constance Fairchild ein, die er beide wohlwollend in Erwägung gezogen hatte, aber er wollte ihre Namen nicht preisgeben.
„Nein, bisher nicht."
„Es würde mich beruhigen zu wissen, dass du diesen unsin- nigen Plan aufgegeben hast, eine Erbin heiraten zu wollen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es viel wichtiger ist, jemanden wirklich zu lieben."
„Das mag für dich zutreffen." Cord nahm einen Schluck Brandy. „Für mich ist Liebe ein unbekanntes Gefühl. Dennoch kann ich dir ansehen, dass du mit Jonathan glücklich bist."
„Das bin ich tatsächlich. Nur Ethan fehlt mir."
Dies war auch der eigentliche Grund von Sarahs Besuch. Sie war gekommen, um von ihrem Cousin Neuigkeiten über ihren Bruder zu erfahren, und hatte bereits das Wichtigste gehört. Cord setzte sein Glas auf einem der kleinen Beistelltische ab.
„Mir wäre es auch lieber, wenn ich dir mehr hätte erzählen können. Zumindest wissen wir, dass die Sea Witch nicht in ei- nem Sturm untergegangen ist. Edward Legg hat mir versi- chert, dass Ethan lebend von Bord gebracht wurde."
„Ja, ich denke, wir sollten uns über diese Nachricht freuen. Mein Bruder ist ein sehr ausdauernder und starker Mann, und wir wissen beide, wie unnachgiebig er sein kann. Wir müssen einfach daran glauben, dass er noch lebt. Jetzt müssen wir nur seinen Aufenthaltsort herausfinden."
Cord wünschte sich, dass es so einfach wäre. Er atmete tief durch und wollte gerade dazu ansetzen, Sarah die Schwierig- keiten zu erklären, die sich ihnen bei der Suche nach Ethan in den Weg stellen würden, da klopfte es leise an der Tür.
„Das wird Pendleton sein", sagte Cord, der insgeheim dank- bar war für die Unterbrechung. „Ich habe heute Morgen eine Nachricht von ihm erhalten. Vielleicht hat er ja Neuigkeiten für uns."
Cord öffnete
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