Martin, Kat - Perlen Serie
groß und gut aussehend, sein dunkles, an den Schläfen bereits leicht ergrau- tes Haar im beliebten Brutusstil in die Stirn gekämmt.
„Ah, Duke, wir begegnen uns also doch noch einmal." Baker lächelte kalt.
„Ja, leider."
Baker presste seine Lippen zusammen. „Nur damit Sie es wissen - ich habe nicht vergessen, dass Sie mich ohne jeglichen Grund zusammengeschlagen haben."
„Sie wissen sehr gut, dass ich durchaus einen Grund hatte, und wenn Sie jemals wieder meine Frau zu belästigen wagen, werden Sie am eigenen Leib erfahren, dass die Prügelei an Bord nur ein Kinderspiel war."
„Wollen Sie mir drohen?"
Rafe zuckte mit den Schultern. „Ich will Sie eigentlich nur warnen."
„Das möchte ich auch, denn man sieht sich bekanntlich im- mer zweimal im Leben."
Als Baker mit diesen Worten davonging, ballte Rafe unwill- kürlich die Fäuste.
„Das hat nichts zu bedeuten", beruhigte Danielle ihn. „Du hast damals seinen Stolz verletzt, und nun versucht er zu ret- ten, was davon noch übrig ist."
Rafes Anspannung schien nachzulassen. „Du hast recht. Der Mann ist ein Narr, aber er ist nicht verrückt."
„Was soll das heißen?"
„Dass er weiß, dass ich genau dort weitermachen würde, wo ich in der Nacht an Bord des Schiffes aufgehört habe, sollte er sich noch einmal Freiheiten herausnehmen."
Danielle erwiderte darauf nichts. Rafe beschützte sie, wie kein anderer Mann es je zuvor getan hatte. Wenn Carlton Baker ihr auch nur einen falschen Blick zuwarf ... Sie erschauderte bei dem Gedanken daran, was mit Oliver Randall geschehen war, und konnte nur hoffen, dass Baker bald nach Amerika zu- rückkehren würde.
Etwas später am Abend begaben sich alle drei Paare in das Spielzimmer, wo Cord an einem der mit grünem Filz bespann- ten Tische Platz nahm und sein Glück beim Whist versuchte. Rafe und Ethan schlossen sich der Partie bald an, woraufhin die drei Frauen die Gelegenheit nutzten, um sich in den Erfri- schungsraum zurückzuziehen.
Gerade als sie zu den Männern zurückkehren wollten, ver- nahmen sie auf einmal eine Frauenstimme hinter sich.
„Nun, wenn das mal nicht das kleine Flittchen ist, das den Duke in die Ehe gelockt hat."
Bei den Worten lief es Danielle kalt den Rücken herunter. Als sie sich umwandte, fand sie sich einer Frau gegenüber, die sie seit Jahren nicht gesehen hatte, die sie aber niemals vergessen würde - die Marchioness of Caverly, Oliver Randalls Mutter. Wie aus weiter Ferne nahm Danielle Grace' Stimme wahr.
„Na, und wenn das mal nicht die Mutter dieses elenden, un- nützen Schuftes ist, dessen perfide Pläne beinahe das Leben zweier unschuldiger Menschen zerstört hätten."
Danielle stockte der Atem. „Grace!"
„Aber es stimmt doch", fiel Victoria ein und richtete eben-
falls ihren Zorn auf Lady Caverly. „Die Eifersucht Ihres Soh- nes hat ihm nur eingebracht, was er verdient hat. Für das, was geschehen ist, sollte er niemanden außer sich selbst verantwort- lich machen. Und Sie auch nicht."
Danielle war sprachlos und konnte kaum fassen, was ihre beiden Freundinnen gerade getan hatten. Ihr Mut bestärkte sie jedoch, sie hob ihr Kinn und wandte sich nun selbst an die Marchioness.
„Es tut mir leid, Lady Caverly, was Ihre Familie durchma- chen musste, aber letztlich war es Olivers eigene Schuld und nicht meine."
„Wie können Sie es wagen! Sie sind eine Lügnerin und nicht einmal gut genug, um den Namen meines Sohnes auch nur aus- zusprechen!"
„Ich habe immer die Wahrheit gesagt. Vielleicht wird ihr Sohn eines Tages den Mut aufbringen, dasselbe zu tun."
„Alles ist Ihre Schuld! Oliver würde niemals ..."
„Es reicht jetzt, Margaret." Der Marquess of Caverly trat an die Seite seiner Frau. „Solche Dinge löst man nicht in al- ler Öffentlichkeit." Der Marquess war ein groß gewachsener Mann mit stahlgrauem Haar, und seine arrogante Art ließ kei- nen Zweifel daran, dass er ein Mitglied des hohen Adels war. „Komm, meine Liebe. Es wird Zeit, dass wir nach Hause ge- hen."
Danielle schwieg, als der Marquess sich mit seiner Frau ent- fernte. Als sie neben ihren Freundinnen zurückging, zitterten ihre Beine noch immer, und sie hoffte, dass sie nicht unter ihr nachgeben würden.
Victoria eilte voraus und sagte etwas zu Rafe, der dann schnel- len Schrittes auf sie zukam.
„Victoria hat mir erzählt, was geschehen ist." Er nahm ihre Hände und blickte ihr besorgt in die Augen. „Es tut mir leid, Liebste. Ich dachte, sie wären noch auf dem Land, und
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