Martin, Kat - Perlen Serie
Absichten ehrbar waren. Doch wenn Robert tatsächlich ein Earl sein sollte und Caro nichts weiter als eine Kammerzofe ...
„Mein Angebot bleibt bestehen", versicherte ihr Rafe. „Wenn Sie Ihre Meinung ändern sollten ..."
„Das werde ich nicht tun."
Rafe nickte schweigend. In gewisser Weise beeindruckte ihn ihre Standfestigkeit. Jeder Mann könnte sich glücklich schät- zen, Caroline Loon zur Frau zu haben.
Sogar ein Earl.
Aber noch bestand ja auch die Möglichkeit, dass Robert McKay nichts weiter war als der Mörder, als der er angeklagt war.
Die Zeit würde helfen, es an den Tag zu bringen. Die Zeit und Jonas McPhee.
Die Weihnachtstage vergingen. Rafes Mutter reiste aufs Land, um die nächsten Wochen in Sheffield Hall zu verbringen, dem in Buckinghamshire gelegenen Familiensitz. Danielle verbrachte mit ihrem Mann recht viel Zeit im Londoner Gesellschaftsle- ben, welches sie nach und nach wieder willkommen hieß.
Und so vergingen die Tage, aber von Robert McKay kam kein Wort. Danielle wusste, dass Jonas McPhee alles versuchte, um die Wahrheit über den Mord herauszufinden, doch bislang war ihm in dieser Hinsicht wenig Erfolg beschieden gewesen.
Jeder, der McKay kannte, mochte ihn. Vor dem Mordfall war er Anwalt in Guildford und ein geschätzter Bürger der
Gemeinde gewesen, dessen Einwohner auch jetzt zögerten, In-
formationen preiszugeben, die McKay möglicherweise schaden
konnten.
Mittlerweile war schon der neunte Januar. Das Wetter war
seit Tagen bitterkalt und windig, auf den Straßen lag eisiger
Frost, der auch mittags noch nicht getaut war. Doch heute
schien wenigstens die Sonne, und sofort hob sich Danielles
Stimmung.
Sie und Tante Flora beschlossen, dem Waisenhaus einen Be-
such abzustatten, was sie versuchten, so oft wie möglich zu tun.
Dabei brachten sie den Kindern meistens Spielsachen oder ein
wenig Süßigkeiten mit. Danielle freute sich vor allem darauf,
Maida Ann und Terry wiederzusehen, die sie am meisten ins
Herz geschlossen hatte. Ihr letzter Besuch vor Weihnachten
schien ihr schon eine Ewigkeit her zu sein.
Als ihre Kutsche, die kleiner war als die des Dukes, aber
gleichfalls das Familienwappen trug, vor dem roten Ziegelbau
des Waisenhauses vorfuhr, entdeckte Danielle sofort ihre bei-
den Lieblinge, die den anderen Kindern vorausrannten - die
kleine Maida strahlte über das ganze Gesicht, und Terrys rotes
Haar stand ihm in alle Richtungen vom Kopf ab.
Als Danielle sie sah, zog sich ihr Herz vor Sehnsucht zusam-
men. Sie stieg eilig aus der Kutsche, hockte sich auf den Geh-
weg und schloss die zwei Kinder in ihre Arme.
„Ich bin so glücklich, euch zu sehen!"
Maida Ann schlang ihre Arme um Danielles Hals. „Ich hatte
gehofft, dass Sie kommen würden. Ich habe jeden Tag ein Ge-
bet gesagt, und nun sind Sie hier!"
Danielle drückte sie an sich. „Ich verspreche dir, dass ich bis
zum nächsten Mal nicht so lange fortbleiben werde." Sie spür-
te, wie jemand an ihrem Rock zog, und als sie sich umwandte,
sah sie den kleinen Terrance sie mit seinen großen braunen Au-
gen erwartungsvoll anblicken.
„Haben Sie uns Süßigkeiten mitgebracht?", fragte der Jun-
ge.
Danielle lachte. „Natürlich habe ich das!" Sie gab ihm und
Maida Ann einige Bonbons.
„Wir haben genug für alle", versprach Tante Flora und reich-
te Terry einen kleinen Stoffbeutel. „Die kannst du unter den
anderen Kindern verteilen." „Vielen Dank, Mylady." Terry strahlte, und Danielle konnte
sehen, dass ihm ein Zahn fehlte. Seine eigenen Bonbons hielt er fest, als seien sie Goldstücke, dann rannte er mit dem Beutel los und verteilte die süßen Schätze unter seinen Freunden.
Maida Ann klammerte sich an Danielles Hand. „Sie sind so schön!"
„Du auch, meine Liebe", erwiderte Danielle und meinte es wirklich so. Die kleine Maida Ann in ihrem groben, braunen Wollkleid errötete und lächelte schüchtern.
Danielle umarmte sie ein letztes Mal und erhob sich dann. Noch immer hielt sie Maida Ann bei der Hand. Wie sehr sie sich wünschte, die beiden Kinder zu sich nach Hause zu nehmen! Ihr wurde ganz schwer ums Herz, wenn sie daran dachte, nie ein eigenes Kind haben zu können, doch noch war es zu früh, mit Rafe über eine Adoption zu sprechen. Er würde misstrau- isch werden, und vielleicht würde er dann auch herausfinden, dass sie bereits vor der Hochzeit gewusst hatte, dass sie nie ...
Danielle schluckte schwer und brachte es nicht über sich, den Gedanken
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