Martin, Kat - Perlen Serie
hatte keine Ahnung, dass wir sie hier treffen würden."
„Früher oder später wäre ich ihnen ohnehin begegnet. Viel- leicht ist es gut, dass es schon jetzt geschehen ist."
„Geht es wieder?"
„Mir geht es gut." Und wenn sie wieder daran dachte, wie Grace und Victoria sie verteidigt hatten, stimmte das sogar.
„Wir sollten trotzdem langsam nach Hause gehen", meinte Rafe, aber Danielle schüttelte den Kopf.
„Das Schlimmste haben wir gerade überstanden. Ich werde mich jetzt nicht kleinlaut davonmachen." Sie sah kurz zum Kartentisch hinüber. „Möchte jemand eine Partie mit mir spie- len?"
Rafe lächelte und sah Danielle voller Stolz an. „Das ist eine ganz vorzügliche Idee ... Euer Gnaden."
In seiner Stimme schwang etwas mit, das Danielle ganz warm ums Herz werden ließ.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und ließ sich von Rafe zu den Spieltischen führen.
23. KAPITEL
Zwei Tage vergingen. Wie Rafe versprochen hatte, stand bei Robert McKays Entlassung aus dem Gefängnis eine Kutsche für ihn bereit, die ihn nach Sheffield House bringen sollte.
Doch von Robert keine Spur.
Als der Kutscher sich nach seinem Verbleib erkundigte, er- fuhr er, dass McKay das Gefängnis schon vor einer Stunde ver- lassen hatte. Der Fahrer, ein beleibter Mann namens Mullens, fuhr ratlos und unverrichteter Dinge zurück nach Sheffield House.
„Es tut mir leid, Euer Gnaden", sagte Michael Mullens. „Der Bursche hat sich nicht blicken lassen. Entlassen haben sie ihn aber, das habe ich von den Wärtern erfahren."
„Danke, Mullens." Rafe versuchte, seine Verärgerung zu ver- bergen, als er sich zu den beiden Frauen umdrehte, die erwar- tungsvoll hinter ihm in der Eingangshalle standen.
„Ihr habt gehört, was der Kutscher gesagt hat. McKay hat das Gefängnis verlassen, ist aber nicht wie geplant hierhergekom- men. Mir scheint, dass ich nun auch nichts mehr tun kann."
Caro begann zu weinen, wandte sich hastig ab und rannte die Treppe hinauf.
Danielle stand reglos da. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Robert uns alle belogen haben sollte - sogar dich."
„Entweder ist dieser Mann der beste Schauspieler in ganz London, oder hinter dem allen steckt mehr. Vielleicht sollten wir noch etwas warten, ehe wir voreilige Schlüsse ziehen."
„Ja ... natürlich, du hast ganz recht." Rafe konnte jedoch se- hen, dass Danielle zutiefst beunruhigt war. Hätte er gewusst, wo er Robert McKay jetzt finden könnte, hätte er sich diesen Schurken beim Kragen gepackt und ihm ordentlich die Mei- nung gesagt.
Stattdessen blickte er nach oben, wo Caro eilig den Korridor entlang zu ihrem Zimmer rannte. „Du solltest mit ihr reden."
Danielle folgte seinem Blick und seufzte. „Wenn ich nur wüsste, was ich sagen soll..."
„Sag ihr, dass ich noch einen Tag warten werde, um McKay Gelegenheit zu geben, seine Unschuld zu beweisen. Dann ver- ständige ich die Behörden."
„Das werde ich tun." Danielle raffte ihren Rock zusammen und ging die Treppe hinauf.
Rafe sah ihr nach, wie auch sie im oberen Korridor ver- schwand. Ihm wollte der tiefe Schmerz nicht aus dem Sinn, den er in Caros Augen wahrgenommen hatte, als McKay nicht wie erhofft eingetroffen war.
Andererseits hatte McKay ihm auch nie zugesagt, dass er sich an die Vereinbarung halten würde, sondern nur wiederholt und sehr überzeugend seine Unschuld am Tode des Earls beteu- ert.
Deshalb war Rafe auch kaum überrascht, als ihm eine Stun- de später Mr. Cooney, einer der Hausdiener, zwei Nachrichten in sein Arbeitszimmer brachte. Die eine war an den Duke of Sheffield adressiert, die andere an Miss Caroline Loon.
„Danke, Cooney", sagte Rafe, als er von seinem Diener die beiden Briefe entgegennahm. „Haben Sie gesehen, wer sie ge- bracht hat?"
„Ja, Sir. Er ist an die Hintertür gekommen. Ein gut aussehen- der Bursche, nur dass sein eines Auge ganz geschwollen und sein Gesicht ganz blau geschlagen war."
„Braune Haare, braune Augen?"
„Ganz genau, Sir."
Rafe brach das Wachssiegel auf und las die Nachricht.
Euer Gnaden,
ich konnte nicht zulassen, dass Sie, Ihre Frau oder Miss Loon noch weiter in die Angelegenheit verwickelt werden. Bitte glauben Sie mir, dass ich die Wahrheit gesagt habe und fest entschlossen bin, meine Unschuld zu beweisen. Ich
danke Ihnen für das Geld, das Sie für mich im Gefängnis hinterlegt haben, und hoffe, dass ich bald in der Lage sein werde, Sie für Ihre Freundlichkeit und Großzügigkeit zu entschädigen.
Ihr ergebener Diener
Robert
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