Martin, Kat - Perlen Serie
verdrängen, dass sie und Rafe nie ein Kind haben würden, doch aus der Tiefe ihres Herzens ließ er sich nicht ver- bannen.
Dass sie angefangen hatte zu weinen, wurde ihr erst bewusst, als Rafe ihr eine Träne von der Wange wischte.
„Wenn ich gewusst hätte, dass die Legende dich so berührt, hätte ich sie dir nie erzählt."
Danielle versuchte zu lächeln. „Es ist eine sehr traurige Ge- schichte."
Ihre Finger fuhren langsam über die glatten Perlen und die geschliffenen Diamanten. „Ich habe schon immer geahnt, dass diese Kette etwas ganz Besonderes ist, aber ..." Sie sah zu Rafe auf. „Ich werde von nun an gut auf sie aufpassen ... und das Gedenken an Lady Ariana wahren."
Er küsste Danielle leicht auf die Lippen. „Ich bin mir sicher, dass du das wirst."
Sie atmete tief auf und sah zur Tür. „Wir sollten aufbrechen." Eigentlich wollte sie aber gar nicht gehen. Sie war zwar nun Rafaels Frau, doch es gab noch genügend Leute, die an ihrer Unschuld zweifelten und glaubten, sie habe Rafe in die Ehefal- le gelockt.
Er nahm ihre Hand. „Wir wollen Cord und die anderen nicht warten lassen."
„Nein, natürlich nicht." Doch als sie an Rafes Arm ihr Schlaf- zimmer verließ, ging ihr noch immer die tragische Legende von Ariana und ihrem Geliebten - und dem Kind, das mit ihnen ge- storben war - durch den Kopf. Den ganzen Abend verfolgte sie die Geschichte in ihren Gedanken.
Kräftiger Regen prasselte gegen die Sprossenfenster von Leigh- ton Hall. Die zweitausend Morgen wogender Felder, die den Landsitz aus dem heimischen gelben Sandstein der Cotswolds umgaben, wurden langsam zu einem Meer aus Schlamm, und ein rauer Wind heulte über die niedrigen Bruchsteinmauern. In seinem holzgetäfelten Arbeitszimmer hatte Clifford Nash, der fünfte Earl of Leighton, es sich in einem Ledersessel vor dem Kamin gemütlich gemacht. Nash war zweiundvierzig, hatte dunkles Haar und dunkelbraune Augen. Er hatte sich im- mer für einen gut aussehenden Mann gehalten, wenngleich er in den letzten Jahren etwas rundlicher geworden war.
Und nun, da er reich war wie Krösus, gab es auch nichts mehr, was er sich versagen musste.
Ihm gegenüber saß sein Verwalter Burton Webster und beug- te sich in seinem Sessel vor. „Was meinen Sie, sollen wir tun?" Webster war vor einer halben Stunde unangemeldet, und offen- sichtlich zutiefst besorgt, vorbeigekommen.
Clifford ließ den Brandy in seinem Glas kreisen. „Woher wol- len Sie wissen, dass dieser Mann wirklich McKay ist?"
„Ich sage Ihnen, er ist es! Er war bei seinem Cousin Stephen Lawrence in Evesham. Lawrence ist der Kerl, der vor ungefähr einem Jahr angefangen hat, nach Informationen über den Tod des alten Earls herumzuschnüffeln. Er war wild entschlossen zu beweisen, dass McKay unschuldig ist."
„Ja, ich erinnere mich an ihn. Aber er hat nichts herausge- funden, soweit ich mich erinnere. Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir danach nie wieder von ihm hören würden." Die Män- ner tranken Cliffords besten Brandy und rauchten dazu teure Zigarren, aber Webster war zu nervös, als dass er beides hätte genießen können. Schade um das Geld ...
„Ich bin mir nicht sicher, was aus Lawrence geworden ist", fuhr er nun fort. „Mit Sicherheit weiß ich nur, dass Molly Jame- son mir geschrieben hat, dass McKay wieder in England ist. An-
scheinend hat er Kontakt mit ihr aufgenommen, weil er über das vermeintliche Rendezvous mit ihr sprechen wollte, das sie an dem fraglichen Abend in dem Gasthof gehabt hätten."
„Hat sie sich mit ihm getroffen?"
„Nein, er ist zur vereinbarten Zeit nicht aufgetaucht. Aber sie findet es naheliegend, dass er in England Zuflucht bei sei- nem Cousin suchen würde, und hat mich auf Stephen Law- rence gebracht."
„Dann fahren Sie nach Evesham, und kümmern Sie sich um McKay."
Webster seufzte. Er war ein großer, muskulöser Mann mit kräftigen Händen und einer Nase, die mehr als einmal gebro- chen war. Seit fünf Jahren stand er nun schon in Nashs Diens- ten, hatte sich in dieser Zeit für Clifford unentbehrlich gemacht und war ihm treu ergeben.
„Da liegt das Problem. Ich war in Evesham - aber McKay ist nicht mehr dort."
„Haben Sie mit seinem Cousin gesprochen?"
„Lawrence ist auch verschwunden. Die Nachbarn haben mir erzählt, dass seine Mutter krank geworden und er in den Nor- den gereist ist, um sie zu pflegen."
Clifford zog an seiner Zigarre und stieß den Rauch langsam wieder aus. Er musste nachdenken. „Fangen Sie mit
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