Martin, Kat - Perlen Serie
lichterloh. Danielle hatte damit gerechnet,
dass das ganze Haus ein Inferno sein würde, und sie war völlig verblüfft, als Rafe die Tür aufriss und sie feststellten, dass es nur in ihrem Schlafzimmer brannte.
„Feuer!", schrie Rafe in den Gang hinaus. „Es brennt!"
Im zweiten Stock klappten Türen, und die ersten Dienstbo- ten kamen angerannt, riefen Anweisungen hin und her und eil- ten die Treppe hinunter in den ersten Stock. Zwei Türen vom Schlafzimmer des Dukes entfernt rannte Caro in Morgenman- tel und Pantoffeln aus ihrem Zimmer. Sie hatte ihre blauen Au- gen weit aufgerissen, und einige Strähnen ihres Haars hingen wirr aus ihrem Zopf.
„Was ist passiert?" Sie sah an Danielle und Rafe vorbei in das Zimmer und konnte gerade noch die züngelnden, orange- roten Flammen sehen, bevor Rafe die Tür hinter sich zuschlug. „Oh mein Gott!"
„Gehen wir!", wies Rafe sie beide an und zog die Frauen mit sich zur Treppe. Sie eilten nach unten, und Rafe führte sie durch die Flügeltüren des Salons in den Garten hinaus. „Hier seid ihr sicher. Bleibt hier, bis das alles vorbei ist."
„Warte!", rief Danielle ihm hinterher, aber Rafe war bereits wieder im Haus verschwunden und rief den Hausdienern zu, dass sie ihre Anstrengungen mit der Wasserkette verdoppeln sollten.
„Wir müssen auch helfen", stellte Danielle fest, und vor Angst klang ihre Stimme ein wenig höher als sonst.
„Einen Eimer kann ich auch tragen", meinte Caro zustim- mend, und beide Frauen rannten los.
Hölzerne Eimer wurden mit Wasser gefüllt und eine Reihe von Dienstboten entlang gereicht, bis sie im Haus verschwan- den. Von ihrem Platz im Garten aus konnte Danielle sehen, wie im oberen Stockwerk die Flammen aus dem Fenster von Rafes Schlafzimmer schlugen.
Sie schrie leise auf, als die Fensterscheiben unter der gro- ßen Hitze zerbarsten. Kurz darauf erkannte sie Rafe selbst, der inmitten des Zimmers stand und eimerweise Wasser aus- schüttete, um den Brand zu löschen. An seiner Seite arbeite- ten mit großem Eifer Mr. Cooney, einer der Hausdiener, sowie der Kutscher Mr. Mullens. Die drei Männer machten gute Fort- schritte.
Als Rafe in den Garten zurückkehrte, schmerzte Danielles Rücken vom Wassertragen, und ihr Morgenmantel war völlig
durchnässt. Rafe war von oben bis unten mit Ruß bedeckt, sein Haar war zerzaust und hing ihm wild in die Stirn.
„Es ist vorbei", sagte er zu der kleinen Gruppe, die noch am Brunnenwasser pumpte. „Es ist uns gelungen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, bevor es auf den Rest des Hauses über- greifen konnte. Ich danke Ihnen allen für Ihre Hilfe."
Danielle war zutiefst erleichtert. „Gott sei Dank." Rafes blaue Augen ruhten auf ihrem durchnässten Morgenmantel, unter dem sie nichts weiter anhatte.
„Hatte ich dich nicht gebeten, dort zu bleiben, wo du sicher bist?"
„Ich war hier draußen wohl kaum in Gefahr. Zudem, Euer Gnaden, ist es mein gutes Recht, mein eigenes Zuhause zu ret- ten."
Ihre Worte schienen ihn zu bewegen, und seine Züge ent- spannten sich ein wenig. „Entschuldige. Du hast natürlich völ- lig recht."
Ihre Blicke trafen sich, und trotz all des Rußes fand Danielle, dass der Duke of Sheffield der bestaussehende Mann in ganz England war.
Sogleich schämte sie sich ihrer Gedanken und sah beiseite. „Aber was ist geschehen? Weißt du, was das Feuer verursacht hat?"
Rafes Kiefermuskeln spannten sich, wodurch die Kerbe in sei- nem Kinn betont wurde. „Auf dem Teppich habe ich Lampenöl entdeckt. Auch die Wandbehänge waren damit getränkt."
Danielle riss die Augen weit auf. „Das Feuer wurde somit ab- sichtlich gelegt?"
„Es sieht leider ganz so aus."
„Oh mein Gott."
Caro stieß einen erstickten Schrei aus. „Er versucht, euch beide umzubringen!"
„Kommt, gehen wir hinein", meinte Rafe. „Wir wollen die Dienstboten nicht unnötig beunruhigen."
Doch das Personal stand bereits völlig Kopf, und Danielle spürte, wie es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. Also hatte jemand zum zweiten Mal versucht, sie zu töten.
Doch zumindest eines war nun klar, und ihr wurde ganz leicht ums Herz bei dieser Erkenntnis - wer auch immer ihr nach dem Leben trachten mochte, jetzt konnte sie zumindest sicher sein, dass es nicht ihr Ehemann war.
28. KAPITEL
Rafe begleitete die Frauen zurück ins Haus. Sein Schlafzim- mer war zerstört, die Teppiche auf den Korridoren völlig durch- nässt, und der beißende Geruch nach Rauch hing noch immer in der Luft, weshalb nicht
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