Martin, Kat - Perlen Serie
bloßen Füßen, die manchmal unter dem Saum ihres Rocks hervorblitzten, sah sie wieder aus wie das junge Mädchen, in das er sich vor so langer Zeit einmal verliebt hatte. Rafe musste unwillkürlich lächeln.
Doch sofort wurde ihm beklommen zumute. Er hatte sie ein- mal geliebt. Aber er wäre ein Narr, wenn er sein Herz ein weite- res Mal aufs Spiel setzen würde.
Zusammen betraten sie das Arbeitszimmer, wo McPhee sich gerade über einen Mann beugte, dessen Hände hinter dem Rü- cken gefesselt waren. Neben den beiden stand niemand ande- rer als Robert McKay.
„Guten Abend, Euer Gnaden", begrüßte Jonas sie beide. „Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, aber diese Angelegenheit duldet keinen Aufschub."
„Ich weiß es zu schätzen, dass Sie zu dieser Stunde noch ge- kommen sind."
„Guten Abend, Robert", sagte Danielle.
„Wie immer ist es mir ein Vergnügen, Duchess. Und mir scheint, dass ich ein weiteres Mal in Ihrer und Ihres Mannes Schuld stehe."
Rafe betrachtete ihn aufmerksam. „Wie kommt das?"
Robert warf dem Ermittler einen kurzen Blick zu. „Wenn Ihr Freund nicht rechtzeitig gekommen wäre, würde ich jetzt wahr- scheinlich tot sein."
Robert berichtete nun davon, wie Jonas McPhee ihn in seiner Dachkammer im East End ausfindig gemacht und begonnen hatte, ihn zu beschatten.
„Was sich für Mr. McKay als wahres Glück erwies", ergänzte Jonas. Er deutete mit dem Kopf in Richtung des gefesselten Mannes. „Das ist Albert Sweeney. Als ich hörte, wie er den Schankwirt über McKay ausfragte und ihm dann noch Geld dafür gab, damit er ihm verriet, in welchem Zimmer er wohnte, bin ich ihm gefolgt. Er hat das Schloss aufgebrochen, und als ich hinter ihm den Raum betrat, war es offensichtlich, dass er in mörderischer Absicht gekommen war."
„Und das wäre nicht seine erste Tat dieser Art gewesen", fügte Robert hinzu.
„Das stimmt", bestätigte Jonas. „Nachdem wir den Mann überwältigt hatten, haben McKay und ich uns ein wenig mit ihm unterhalten."
Die Spuren dieser Unterhaltung waren noch deutlich zu er- kennen. Eines von Sweeneys Augen war gänzlich zugeschwol- len, seine Lippe war aufgeplatzt und seine Kleidung blutbe- fleckt.
„Was haben Sie herausgefunden?", fragte Rafe.
„Albert Sweeney wurde dafür bezahlt, den Earl of Leighton zu ermorden", erläuterte Jonas ohne Umschweife.
Danielle sah den Ermittler mit großen Augen an. „Das hat er tatsächlich zugegeben?"
„Nun, es bedurfte ein wenig der Überredung", gestand Jonas ein, „sowie des Versprechens, dass der Duke of Sheffield sich da- für verwenden würde, den Mann dingfest zu machen, der den Mord in Auftrag gegeben hat."
Rafe nickte zustimmend. „Und wer war das?"
„Ein gewisser Burton Webster. Ich hoffe, dass es mir noch ge- lingt, eine Verbindung zwischen ihm und Clifford Nash nachzu- weisen."
Rafe spürte, wie aufgeregt Danielle war, als ihre Finger sich fester um seinen Arm schlossen. „Das sind wunderbare Neuig- keiten!"
Sweeney stieß einen Fluch aus, woraufhin McPhee ihn hart gegen die Wand drückte. „Hüten Sie Ihre Zunge - Sie befinden sich in Gesellschaft einer Dame!"
„Ich werde mit Webster sprechen", bot Robert an. „Vielleicht erklärt er sich zur Zusammenarbeit bereit, wenn er sich davon Vorteile gegenüber den Behörden verspricht."
„Überlassen Sie das lieber mir", erwiderte McPhee. „Immer- hin war es Webster, der Sweeney den Auftrag erteilte, Sie er-
morden zu lassen. Und das bedeutet, dass Nash weiß, dass Sie wieder in England sind. Solange Sie leben, stellen Sie eine Be- drohung für ihn dar, und Ihr Leben ist in Gefahr."
„Jonas hat recht", stimmte Rafe ein. „Es ist besser, wenn er sich darum kümmert." Er wandte sich an den Ermittler. „Gibt es noch etwas, das ich tun kann?"
„Im Moment nicht."
„Lassen Sie mich wissen, wenn es etwas gibt."
„Ich danke Ihnen, Euer Gnaden. Wenn das alles wäre, würde ich jetzt gerne aufbrechen, da ich unseren Freund hier noch den Behörden übergeben muss."
Nachdem Jonas mit seinem Gefangenen das Haus verlassen hatte, wandte Rafe seine Aufmerksamkeit Robert McKay zu. „Sie müssen hierbleiben, bis die ganze Angelegenheit endgül- tig aufgeklärt ist."
Robert zögerte. „Das könnte noch eine Weile dauern. Selbst wenn Sweeney ein Geständnis ablegt, kann es passieren, dass niemand ihm glaubt. Meine Unschuld wird erst dann wirklich bewiesen sein, wenn Webster und Nash verurteilt werden."
„Da haben Sie sicher recht. Aber dennoch
Weitere Kostenlose Bücher