Martin, Kat - Perlen Serie
„Du hast es mir ge- schenkt."
„Habe ich nicht - ich habe dich nur damit spielen lassen!"
„Kinder, bitte ..." Danielle eilte hinzu und hoffte, dass es ihr gelingen würde, die beiden zu beruhigen, bevor noch mehr Gäste eintrafen. Die Großmutter der Kinder hatte versucht, beide mit Geschenken zufriedenzustellen. William hatte ein Spielzeugpferd bekommen und Sophie eine neue Puppe, ob- wohl das Zimmer der beiden bereits von Spielsachen über- quoll.
„Die Gäste eurer Großmutter sind eingetroffen. Und ihr wollt sicher nicht, dass sie denken, ihr könntet euch nicht be- nehmen."
William sah sie erbost an. „Wir müssen gar nichts machen, was Sie uns sagen! Wir können Sie nicht leiden!"
Wahrscheinlich mochten sie niemanden leiden - zumindest niemand, der versuchte, ihnen Grenzen zu setzen. Aber Richard und seine Mutter schienen das nicht einmal zu versuchen.
Danielle seufzte. Sie musste unwillkürlich an die kleine Mai- da Ann und an Terrance denken, die beiden Kinder aus dem Wai- senhaus. Sie freuten sich auch über Kleinigkeiten und wussten Zuneigung zu schätzen. Terrance wäre außer sich gewesen vor Freude über das geschnitzte Holzpferd, das Mrs. Clemens Willi- am geschenkt hatte, und Maida Ann hätte die Puppe, die Sophie achtlos in die Ecke geworfen hatte, bestimmt von ganzem Her- zen geliebt.
Danielle sah die beiden Blondschöpfe nachdenklich an. Sie dazu zu bringen, sie als Mutter zu akzeptieren, würde eine Her- kulesaufgabe sein. Aber sie wollte es schaffen - wenngleich sie
den Verdacht hatte, dass es weder Richard noch seine Mutter, und die Kinder schon gar nicht, besonders interessierte, ob ihr das gelang oder nicht.
Mrs. Clemens kam geschäftig auf sie zugeeilt. Sie war eine kräftige Frau mit langsam ergrauendem blondem Haar und war fast genauso groß wie Danielle. „Richards Kutscher ist gekom- men, um William und Sophie nach Hause zu ihrem Kindermäd- chen zu bringen."
Danielle drehte sich zu den beiden Kindern um, die immer noch wegen des Holzpferdes stritten. Als William es schließlich Sophies kleinen Händen entriss, fing die an zu weinen.
„Sei nicht traurig, mein Schatz", sagte Danielle schnell. Sie bückte sich, hob Sophies Puppe auf und kniete sich vor das kleine Mädchen. „Hier hast du deine neue Puppe. Wenn du magst, kannst du sie mit nach Hause nehmen."
Sophie nahm die Puppe und schlug den Porzellankopf so hef- tig gegen die Wand, dass er in Dutzende Teile zersprang und die Scherben auf den Teppich fielen. „Ich will keine blöde Puppe! Ich will ein Pferd!"
Mrs. Clemens griff nach Sophies Hand. „Du musst nicht weinen, meine Liebe. Großmama wird dir ein Pferd schenken, wenn du das nächste Mal zu Besuch kommst." Der Blick, den sie Danielle dabei zuwarf, bedeutete ihr, lieber zu schweigen. Mutter und Sohn schienen beide zu glauben, dass William und Sophie am besten zu handhaben wären, wenn sie ihnen einfach gaben, was immer sie wollten.
Danielle konnte nur hoffen, dass sie Richard im Laufe der Zeit davon zu überzeugen vermochte, dass er und seine Mutter damit keineswegs zum Besten der Kinder handelten.
Als sie nun die Stimme ihres Verlobten hörte, drehte sie sich um und sah ihn auf sich zukommen. „Es tut mir leid, dass ich heute Nachmittag so plötzlich aufbrechen musste, meine Liebe. Aber in meiner Branche kommt dies leider manchmal vor."
Er hatte ihr gesagt, dass er zu einer eilig einberufenen Ge- schäftsbesprechung musste, doch als er nun vor ihr stand, nahm sie schwach den Geruch von Alkohol wahr. Richard trug seine Abendgarderobe - eine dunkelblaue Hose und einen grauen Frack über einer silbrig schimmernden Weste - und sah wie im- mer blendend aus.
Und daraus, wie er sie ansah und seinen Blick über ihr grü- nes Seidenkleid mit der hoch angesetzten Taille schweifen
ließ, schloss Danielle, dass er auch an ihrem Äußeren Gefallen fand.
Er deutete mit einer leichten Bewegung des Kopfes auf Wil- liam und Sophie, die so taten, als würden sie ihn gar nicht be- merken. „Meine reizenden Kinder. Ich bin sehr froh darüber, dass du dich bald um sie kümmern wirst."
„Werde ich das denn, Richard? Kann ich wirklich wie eine Mutter für sie sorgen, oder soll ich nicht vielmehr nur ihr Kin- dermädchen sein?"
„Was willst du denn damit sagen?"
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns darüber einigen können, wie viel wir William und Sophie durchgehen lassen."
Obwohl das Lächeln nicht aus Richards Gesicht wich, spann- ten sich seine Züge
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