Martin, Kat - Perlen Serie
Kut- sche wartete, hoffte sie erneut, dass Rafe es sich anders über- legt haben möge und sich ihnen weder heute noch in Zukunft anschloss.
Tante Flora hatte es abgelehnt, an dem Ausflug teilzuneh- men, aber Caro würde sie begleiten - offiziell als ihre Kammer- zofe, tatsächlich aber, um ihr freundschaftlichen Beistand zu gewähren. Da Danielle die Ehefrauen der anderen Männer ge- rade erst kennengelernt hatte und auch mit Richard noch nicht wirklich vertraut war, erleichterte es sie sehr, ihre Freundin bei sich zu wissen.
Endlich traf Richards Kutsche ein, die sie zu Jacob Wentz' Landhaus bringen sollte, das zwanzig Meilen außerhalb der
Stadt lag. Danielle hoffte, dass sie während der Fahrt endlich Gelegenheit haben würde, sich mit ihrem Verlobten zu unter- halten.
Doch leider schlief Richard ein, kaum dass sie auf der Land- straße waren.
Am frühen Nachmittag erreichten sie ihr Ziel, ein großes An- wesen, das inmitten hügeliger grüner Wiesen und vereinzelter Waldungen lag.
„Es ist wunderschön", bemerkte sie, als sie aus dem Fenster der Kutsche sah. Die Landschaft erinnerte sie ein wenig an ihre englische Heimat.
Richard lächelte. „Wir könnten uns auch einen solchen Land- sitz zulegen. Würde dir das gefallen, meine Liebe?"
Sie wandte sich zu ihm um. „Ich mochte das Landleben schon immer sehr."
„Für die Kinder wäre es sicher auch gut."
„Ja, das könnte sein." Vielleicht würden sie doch eines Tages wie eine richtige Familie zusammenleben ...
Bei dieser Vorstellung hob sich ihre Stimmung merklich.
Das Haus war sehr weitläufig, mit niedrigen Decken, an de- nen die Holzbalken freilagen, und die Kamine in den Wohnräu- men waren so groß, dass Danielle fast hineinlaufen konnte. An den holzvertäfelten Wänden hingen gewebte Teppiche, und in jedem der Gästezimmer stand ein breites Baldachinbett. Als Danielle nach oben ging, traf sie Caro bereits in dem Zimmer an, das sie beide sich teilten.
„Es ist sehr schön hier", stellte Caro fest, die gerade die Lie- ge, auf der sie schlafen würde, unter dem großen Bett hervor- gezogen hatte und sich nun umsah. Sie ging zum geöffneten Fenster hinüber, und eine leichte Brise wehte einige ihrer hell- blonden Locken, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten, um ihr schmales Gesicht. „Man hat einen herrlichen Blick über den Garten und die Hügel am Ende des Tals."
Danielle stellte sich neben sie, um die Sicht zu genießen. Doch sogleich fiel ihr Blick auf einen hochgewachsenen Mann, der auf einem grauen Pferd die Zufahrt zum Haus entlanggeritten kam. Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste sie sofort, wer es war, denn sie erkannte ihn an seinen breiten Schultern und daran, wie er aufrecht und sicher im Sattel saß.
„Rafael ist gekommen", sagte sie leise und machte Caro auf den Reiter aufmerksam.
„Der Mann auf dem grauen Pferd?"
Danielle schluckte. „Ja."
Sie hatte ihrer Freundin zwar schon viel über Rafe erzählt, selbst gesehen hatte Caro ihn jedoch noch nie. Als er endlich nah genug beim Haus war, sodass sie ihn deutlicher erkennen konnte, schluckte Caro.
„Oh ..."
„Genau", stimmte Danielle ihr zu. Es gab wohl keine Frau, die nicht von Rafael beeindruckt gewesen wäre. Sie sahen ihm nach, bis er hinter der hohen Hecke am Ende des Gartens ver- schwunden war.
„Nun, dann ist er eben hier", stellte Caro sachlich fest. „Du kannst es nicht ändern." Sie wandte sich vom Fenster ab und strahlte über das ganze Gesicht. „Und hattest du nicht ohnehin mit ihm sprechen und etwas über seine Absichten erfahren wol- len?"
Danielle ging zurück ins Zimmer. „Wahrscheinlich hast du recht. Bislang hat er sich zumindest als Gentleman erwiesen, und da meine Anwesenheit keinerlei Gefühle bei ihm auszu- lösen scheint, werde ich mich genauso verhalten." Dennoch wünschte sie, dass er nicht gekommen wäre. Warum konnte er nicht einfach nach England zurückkehren, wo er hingehörte? Es war spät am Nachmittag. Danielle schlenderte durch den Garten, als sie den Duke entschlossenen Schrittes auf sich zu- kommen sah. Bei seinem Anblick stockte ihr für einen Moment das Herz, nur um dann umso aufgeregter in ihrer Brust zu po- chen.
„Entschuldige bitte", begrüßte er sie und blieb direkt vor ihr stehen. „Ich habe deine Nachricht leider erst gestern am spä- ten Abend erhalten. Der Rezeptionist meines Hotels muss sie in das falsche Fach gelegt haben."
„Ich dachte, dass du vielleicht außerhalb der Stadt Geschäft-
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