Martin, Kat - Perlen Serie
Ereignissen überzeugt sei. Wenn sie mich zuvor bereits gehasst hat, dann verabscheut sie mich nun gänzlich."
„Sind Sie sicher? Oder hassen Sie nicht vielleicht nur sich selbst?"
Rafe seufzte und wusste, dass Max recht hatte. „Natürlich fühle ich mich schuldig dafür, dass ich ihr damals nicht ge- glaubt habe. Ich wünschte, ich könnte es irgendwie wiedergut- machen."
Max goss sich einen Brandy ein. Er war fast genauso groß wie Rafe, einige Jahre älter und so dünn, dass er fast schon ha- ger wirkte. Sein Gesicht war wettergegerbt, und die tiefen Fal- ten, die es zerfurchten, ließen es hart erscheinen und erzählten viel über Bradleys Leben. Sein dichtes schwarzes Haar trug er immer ein wenig zu lang, und es fiel ihm in dunklen Locken über den Kragen seines schlichten, braunen Gehrocks.
Max goss nun auch Rafe einen Brandy ein, kam zu ihm herü- ber und reichte ihm das Glas. „Sie sehen aus, als könnten Sie einen vertragen."
Zum ersten Mal fiel Rafe auf, dass Max neuerdings mit ame- rikanischem Akzent sprach, und er erinnerte sich, ihn in Frank- reich fließend Französisch sprechen gehört zu haben. Bradley besaß die Gabe, sich seiner Umgebung schnell anzupassen, nicht aufzufallen und sich unerkannt im Hintergrund zu hal- ten. Für seine Arbeit war diese Fähigkeit von unschätzbarem Vorteil.
Rafe trank einen Schluck Brandy und spürte sogleich, wie eine wohltuende Wärme ihn durchströmte. „Danke."
„Sie hatten erzählt, dass Danielle hier ist, um zu heiraten." „Das stimmt."
„Haben Sie ihren zukünftigen Mann kennengelernt?"
„Nur kurz. Nach allem, was ich bislang gehört habe, ist er ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, ein Witwer mit einem Sohn und einer Tochter."
„Liebt Ihre Herzensdame ihn denn?"
Rafe hob eine seiner dunklen Brauen. „Danielle ist nicht mehr die Dame meines Herzens, und ... nein, ich weiß es nicht. Sie wollte es mir nicht sagen."
„Wie interessant..." Max nahm einen tiefen Schluck von sei- nem Brandy. „Ich finde, das ist etwas, was Sie unbedingt he- rausfinden sollten."
Rafe schnaubte verächtlich. „Warum? Viele Menschen heira- ten aus Gründen, die nichts mit Liebe zu tun haben."
„Sie hatten vorhin gesagt, Sie würden gerne etwas wiedergut- machen ..."
„Ja, das habe ich. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich das anstellen soll."
„Wenn die Dame ihren zukünftigen Mann nicht liebt, dann heiraten Sie sie doch. Sie könnte dann nach England zurück- kehren, zu ihrer Tante und ihren Freunden. Und was noch wich- tiger ist - durch die Heirat würde den Gerüchten ein für alle Mal ein Ende gemacht, die Unschuld der Dame wäre bewiesen und ihr Ruf wiederhergestellt."
Rafe war beklommen zumute. Es hatte einmal eine Zeit gege- ben, in der er sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als Dani- elle zu heiraten. Aber diese Zeit gehörte schon lange der Vergan- genheit an ... oder?
Oder war ihm der Gedanke längst selbst gekommen, seit er die Wahrheit herausgefunden und von Danielles Unschuld überzeugt war? Weshalb hatte er beispielsweise vor seiner Ab- reise noch den Earl of Throckmorton aufgesucht, um über seine Verlobung mit Mary Rose zu sprechen?
Er hatte den Earl gebeten, die Hochzeit zu verschieben, und war sehr überrascht gewesen - und insgeheim auch erleich- tert -, als der Earl stattdessen vorschlug, die Verlobung ganz zu lösen.
„Ich fürchte, dass ich einen Fehler gemacht habe, was meine Tochter anbelangt", hatte ihn der Earl wissen lassen. „Mary Rose ist noch so jung und unschuldig. Ein Mann von Welt wie Sie hingegen ... und noch dazu ein Mann, der so viel älter ist... Kurzum, Sie sind ein Mann in den besten Jahren mit gewissen Bedürfnissen ... oder, um es noch genauer zu sagen, Euer Gna- den, meine Tochter ist von Ihnen völlig eingeschüchtert und fürchtet sich bereits jetzt davor, das Bett mit Ihnen teilen zu müssen. Und ich denke nicht, dass sich daran im Laufe der Zeit
viel ändern würde."
Rafe hatte seinen Ohren kaum zu trauen gewagt. Der Mann verzichtete doch tatsächlich freiwillig darauf, seine Tochter an einen Duke zu verheiraten! In der Welt des ton war dies eine nahezu unerhörte Begebenheit.
„Sind Sie sicher, dass eine Auflösung des Verlöbnisses auch im Sinne von Mary Rose ist? Ich würde sehr geduldig mit ihr sein ... ihr Zeit geben, sich an die Ehe zu gewöhnen."
„Daran zweifle ich keinen Moment, Rafael. Aber ich hoffe auch, dass Sie verstehen, dass ich nur das Beste für meine Toch- ter
Weitere Kostenlose Bücher