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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3. Perlen für die Herzogin
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nicht gönnen. Stattdessen wollte er seine Verachtung für sie ohne ein einziges Wort zum Ausdruck bringen.
    Vor dem Haus stand Rafes Vierspänner bereit, und nach- dem er es sich in den weichen, roten Samtpolstern bequem gemacht hatte, rumpelte der Wagen auch schon die kopfstein- gepflasterte Straße hinunter. Der Nachmittagstee fand im Gar- ten des Stadthauses des Marquess of Denby in Mayfair statt. Die Marchioness engagierte sich sehr für die Londoner Witwen und Waisen.
    Bis zur Breton Street war es nicht weit. Rafe stieg aus und ging an zwei livrierten Hausdienern vorbei die Vordertreppe hi- nauf, durchquerte die Eingangshalle und gelangte schließlich in den Garten hinter dem Haus.
    Wie er gehofft hatte, waren die meisten Gäste bereits einge- troffen und standen in kleinen Grüppchen auf der Terrasse bei- sammen oder schlenderten über die Kieswege, die sich durch das helle Grün des Gartens zogen. Einige Kinder, die einfach gekleidet, aber sauber waren und ordentlich gekämmtes Haar hatten, spielten am Fuße eines steinernen Brunnens.
    Rafe schätzte die von Lady Denby organisierte Wohltätigkeits- arbeit sehr. Es gab in London nicht genügend Waisenhäuser, die sich um die unzähligen bedürftigen Kinder hätten kümmern können, und viele von ihnen endeten deshalb in Arbeitshäusern für die Ärmsten der Stadt, wurden als Kaminfeger ausgebildet oder wuchsen zu Bettlern heran, die sich auf der Straße durch- schlugen und von der Hand in den Mund lebten.
    Die meisten Waisen wurden durch die Gemeindepfarreien versorgt, doch was ihnen geboten wurde, konnte kaum als ein Zuhause bezeichnet werden. Findelkinder, die der Obhut eines solchen Heimes anvertraut waren, überlebten oft nicht einmal

das erste Jahr. Rafe war der Fall der Pfarrei von Westminster zu Ohren gekommen, die in einem Jahr fünfhundert Kinder hatte aufnehmen müssen, von denen nach fünf Jahren nur noch ein einziges am Leben war.
    Die Londoner Gesellschaft hingegen hatte schon einige Wai- senhäuser von sehr hohem Standard gegründet.
    „Euer Gnaden!" Lady Denby, eine üppige Frau mit kurz ge- schnittenem schwarzem Haar, das sich in glänzenden Locken um ihr Gesicht ringelte, kam auf ihn zugeeilt. „Wie schön, dass Sie gekommen sind."
    „Ich fürchte jedoch, dass ich nicht lange bleiben kann, und wollte Ihnen nur kurz diese Bankanweisung für das Waisen- haus übergeben." Er zog das gefaltete Papier aus der Tasche seines Gehrocks und reichte es der Marchioness. Derweil ließ er seinen Blick über die anderen Gäste schweifen.
    „Aber das ist wundervoll, Euer Gnaden - zumal Sie ja bereits auf dem Ball eine sehr großzügige Spende gemacht haben." Rafe zuckte mit den Schultern. Er konnte es sich leisten, und Kinder hatten ihm schon immer am Herzen gelegen. Tatsäch- lich ging sein Entschluss, bald zu heiraten, auf den Wunsch zurück, endlich eine eigene Familie zu haben. Und natürlich lagen ihm auch seine Mutter und seine Tante dauernd damit in den Ohren, dass er seiner Verantwortung als Duke gerecht wer- den müsse.
    Er brauchte einen Erben, sagten sie. Und am besten noch einen zweiten und dritten Sohn dazu - für alle Fälle. Seine Pflicht war es, den Titel der Sheffields weiterzutragen und das riesige Vermögen zusammenzuhalten, damit alle Mitglieder der Familie auf lange Zeit gut davon leben konnten.
    „Der Tee wird auf der Terrasse gereicht." Lady Denby nahm den Duke beim Arm und führte ihn in besagte Richtung. „Na- türlich haben wir auch etwas Gehaltvolleres für die Männer."
    Sie lächelte, als sie vor einem Tisch stehen blieben, auf dem silberne Platten mit den verschiedensten Kuchen und Keksen standen sowie Sandwiches, die so winzig waren, dass Rafe ein Dutzend davon hätte essen müssen, um satt zu werden. In der Mitte des mit einem Leinentuch bedeckten Tisches standen eine große, silberne Teekanne und eine Kristallschüssel mit Fruchtpunsch.
    „Soll ich Ihnen einen Brandy bringen lassen, Euer Gnaden?"
    „Ja, das wäre schön. Danke." Er hatte nicht vor, länger als

eine halbe Stunde zu bleiben, aber auch die musste durchge- standen werden.
    Als ihm der Brandy gebracht wurde, trank er ihn in kleinen Schlucken und begann sich umzusehen. Sein Blick fiel auf sei- ne Mutter und Tante Cornelia, die sich mit einigen anderen Da- men unterhielten, und nicht weit von ihnen entdeckte er das runde, gepuderte Gesicht von Flora Chamberlain. Und dann bemerkte er die Frau, die neben ihr stand - eine Frau mit flam- mend rotem Haar und dem

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