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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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Gewissen hat." Er hob sein Hemd vom Boden auf und ging zur Tür.
    Grace sah ihm nach und spürte, wie eine kalte Hand nach ihrem Herzen griff. „Ethan, bitte geh nicht!"
    Er verharrte einen Moment. Dann schob er den Riegel zu- rück, trat auf den Gang hinaus und ließ hinter sich die Tür ge- räuschvoll ins Schloss fallen.
    Reglos sah Grace auf die Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, und Tränen stiegen in ihre Augen.
    Sie hatte sich Ethan hingegeben. Und dabei hatte er nicht nur ihren Körper erobert, sondern auch ihr Herz.
    Zum ersten Mal wurde Grace bewusst, welche Dummheit sie begangen hatte.
    Im kalten, grauen Licht des frühen Morgens stand Ethan am Steuerrad und dachte an die vergangene Nacht. Keine Hure,

ein unschuldiges Mädchen! Wie hatte er das nicht bemerken können? Die einzige Erklärung war, dass er noch nie zuvor ei- ner Frau wie Grace Chastain begegnet war.
    Er hatte bislang keine unbedarften jungen Frauen gekannt, die über ihre Entschlossenheit und ihren Wagemut verfügten. Sie verlangte ihm Respekt ab, und er hatte sogar begonnen, sie ein wenig zu bewundern. Und das hatte sein Verlangen nach ihr ins Unermessliche gesteigert und ihn blind gemacht.
    Überraschend war auch, dass seine Leidenschaft für sie nicht geringer geworden war, nachdem sie sich ihm hingege- ben hatte. Er begehrte sie sogar noch mehr als zuvor - und wusste, dass er sie dennoch nicht haben konnte.
    „Sie wollten mich sprechen, Capt'n?" Behäbigen Schrittes kam Angus auf ihn zu und kraulte seinen dicken grauen Bart.
    „Ja. Meine Pläne haben sich geändert. Wir werden sofort und auf direktem Wege nach Norden zurückfahren, und zwar bis Scarborough hinauf. Wenn wir unseren Passagier los sind, se- geln wir wieder nach Süden und bringen unseren Auftrag zu Ende."
    Angus runzelte die Stirn. „Sie wollen das Mädchen laufen lassen?"
    Ethan sah aufs Meer hinaus. „Sie ist nicht die Geliebte von Jeffries, sondern seine Tochter."
    „Was? Sind Sie sicher?"
    Ethan spürte auf einmal all die Trostlosigkeit und die Schuld, die mit diesem Wissen verbunden war. „Sie ist seine uneheli- che Tochter. Und letzte Nacht habe ich ihr die Unschuld genom- men."
    Obwohl Ethan sich bemühte, seine Verzweiflung zu verber- gen, brauchte Angus ihn nur kurz anzusehen, um die tiefe Sor- ge seines Kapitäns zu bemerken.
    „Das ist nicht Ihre Schuld, Capt'n. Das Mädel hätte ja was sagen können."
    Ethan schwieg.
    „Wenigstens wissen Sie nun, warum sie dem Mann bei der Flucht geholfen hat. Ich hätte das zwar nicht getan ... wenn mein alter, versoffener Vater an den Galgen gemusst hätte, hät- te ich keinen Finger gerührt."
    „Niemand weiß, dass Grace in die Sache verwickelt ist - au- ßer uns beiden und dem Mann, von dem ich die Informationen habe. Aber McPhee wird nicht reden. Wenn wir beide ebenfalls

schweigen, kann ihr nichts passieren."
    Angus strich nachdenklich über seinen Bart. „Das Mädchen ist noch jünger, als wir alle dachten. Freddie sagt, dass sie ihm erzählt habe, sie sei gerade mal zwanzig."
    Ethan schluckte schwer. Jeder Gedanke an Grace weckte in ihm ein nagendes Schuldgefühl. Doch war es wirklich nur sein Kehler gewesen? Sie hätte ihm von Anfang an die Wahrheit sa- gen können. Aber hätte er ihr geglaubt?
    Und letzten Endes war sie es gewesen, die den ersten Schritt gemacht hatte.
    Ethan umfasste fest das Steuerrad. „Geben Sie der Mann- schaft entsprechende Anweisungen, Mr. McShane."
    „Jawohl, Capt'n." Angus rief seine Leute zusammen, die so- fort damit begannen, das Schiff auf seinen neuen Kurs zu brin- gen.
    Die Sea Devil war ein schnelles Schiff, und nach Ethans Be- rechnungen würden sie gerade einmal drei Tage brauchen, um die fünfhundert Meilen bis nach Scarborough zurückzulegen. Danach würden sie an die französische Küste zurückkehren, wo sie immer noch nach Anzeichen dafür suchten, dass Napo- leon seine Flotte zum Angriff auf England bereitmachte.
    Bis er Grace sicher bei ihrer Tante wusste, würde Ethan sich von ihr fern halten und lieber auf dem unbequemen Sofa in sei- nem Salon schlafen. Wenn sie an Deck frische Luft schnappen wollte, könnte Angus sie begleiten, und Freddie würde sich um ihre täglichen Bedürfnisse kümmern.
    Er selbst wollte Grace erst wieder zu Gesicht bekommen, wenn sie von Bord ging.
    Grace verbrachte einen recht unerfreulichen Tag in der Ka-
    bine. Zum hundertsten Mal hatte sie sich einen Dummkopf
    gescholten und Ethan Sharpe in die Hölle gewünscht.

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