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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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hätte er beim Vorbeistreifen die Porzellanfiguren vom Kaminsims gefegt. Mit einem Schwupp landete er direkt auf Mister Schopfs Knie.
    —      »Willkommen!« sagte der und schüttelte Michael herzlich die Hand. »Das finde ich wirklich nett von dir, wirklich sehr nett, daß du zu mir heraufkommst, da ich nicht zu dir hinunter kann wie?« Dann blickten er und Michael einander an, warfen den Kopf zurück und schrien vor Lachen.
    —      »Du denkst sicher, ich hätte die schlechtesten Manieren der Welt«, sagte Mister Schopf zu Jane und wischte sich die Augen. »Aber du stehst ja immer noch und solltest schon längst sitzen eine so hübsche, junge Dame wie du. Leider kann ich dir hier oben keinen Stuhl anbieten, doch ich hoffe, du sitzt auch auf der Luft ganz bequem. So wie ich.«
    Jane versuchte es und fand, daß es sich hier in der Luft ganz behaglich sitzen ließ. Sie nahm ihren Hut ab und legte ihn neben sich. Auch er schwebte ohne jeden Halt frei im Raum.
    »So ist’s recht«, sagte Mister Schopf. Dann wandte er sich um und schaute zu Mary Poppins hinunter.
    »Hallo, Mary, wir sind untergebracht. Nun kann ich mich endlich um dich kümmern, meine Liebe. Ich möchte dir sagen, es macht mich sehr glücklich, dich und meine beiden jungen Freunde hier zu begrüßen – warum blickst du so finster drein, Mary? Ich glaube gar, du bist nicht ganz einverstanden mit – hm, mit alledem?«
    Er deutete auf Jane und Michael und sagte schnell: »Sei nicht bös, liebe Mary! Du weißt doch, wie das mit mir ist. Ich muß sagen, mir ist nie der Gedanke gekommen, meine beiden jungen Freunde hier könnten angesteckt werden. Nicht im Traum, Mary! Ich hätte sie wohl doch besser an einem anderen Tag eingeladen oder versuchen sollen, an etwas recht Trauriges zu denken oder an etwas…«
    »Ich muß gestehen«, sagte Mary Poppins steif, »so etwas ist mir in meinem Leben noch nicht begegnet! Und in deinem Alter, Onkel…«
    »Mary Poppins, Mary Poppins«, fiel Michael ein. »Bitte, komm herauf! Denk doch an irgend etwas Lustiges, dann ist es ganz leicht.«
    »Ja, komm nur, Mary!« versuchte Mister Schopf sie zu überreden.
    »Hier oben sind wir so allein ohne dich«, rief Jane und streckte Mary Poppins die Arme entgegen. »Denk doch an etwas Lustiges.«
    »Oh, sie hat das gar nicht nötig«, seufzte Mister Schopf. »Sie kann jederzeit heraufkommen, sie braucht nicht einmal zu lachen, und das weiß sie auch.«
    Er betrachtete Mary Poppins, wie sie da unten am Kamin stand, mit einem rätselhaften und heimlichen Blick.
    »Na schön«, sagte sie endlich, »es ist zwar recht albern und würdelos, aber da ihr schon da oben seid und wie’s scheint, nicht mehr herunter könnt, ist es wohl besser, ich komme auch hinauf.«
    Sprach’s, legte die Hände an die Seite und schwebte, zur Überraschung von Jane und Michael, ohne jedes Lachen, ja ohne den Schimmer eines Lächelns, durch die Luft und setzte sich neben Jane. »Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst deinen Mantel ausziehen, wenn du ins warme Zimmer kommst«, sagte sie kühl, knöpfte Jane den Mantel auf und legte ihn ordentlich neben den Hut in die Luft.
    »Recht so, Mary! So ist’s recht«, sagte Mister Schopf befriedigt, während er sich selbst hinunterbeugte und seine Brille auf den Kaminsims legte. »Nun haben wir es uns endlich bequem gemacht… «
    »Es gibt so eine Bequemlichkeit und so eine!« erklärte Mary Poppins und zog geringschätzig die Luft durch die Nase.
    »Nun können wir endlich Tee trinken«, fuhr Mister Schopf fort und tat, als habe er ihre Bemerkung gar nicht gehört. Aber plötzlich machte er ein bestürztes Gesicht.
    »Du meine Güte!« rief er, »wie schrecklich! Jetzt fällt es mir erst ein – der Tisch steht dort unten, und wir sind hier oben. Was machen wir? Wir hier – und er dort! Das ist ja eine Tragödie – eine ganz schreckliche! Aber ach, es ist trotzdem so komisch!« Er hielt sich das Taschentuch vors Gesicht und prustete hinein.
    Obwohl Jane und Michael nur ungern auf Kuchen und Törtchen verzichteten, mußten sie mitlachen, so ansteckend wirkte Mister Schopfs Heiterkeit.
    Er trocknete sich die Augen.
    »Da gibt es nur eins«, sagte er. »Wir müssen an etwas Ernsthaftes denken. An etwas Trauriges, etwas sehr Trauriges. Nur so kommen wir wieder hinunter. Achtung! – eins, zwei, drei! An etwas sehr Trauriges, wenn ich bitten darf!«
    Sie dachten und dachten, das Kinn in die Hand gestützt.
    Michael dachte an die Schule und daran,

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