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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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Sie müssen sie auch noch einmal sehen.«
    Weder sie noch Michael bezweifelten, daß Mary Poppins sie für immer verließ. Der Wind hatte sich ja gedreht!
    Jeder holte einen der Zwillinge, und dann huschten sie zum Fenster zurück.
    Mary Poppins schwebte jetzt hoch in der Luft, sie flog über die Kirschbäume weg und über die Hausdächer. Mit der einen Hand hielt sie den Schirm fest und mit der andern die Teppichtasche.
    Die Zwillinge fingen leise an zu weinen.
    Mit ihrer freien Hand öffneten Jane und Michael das Fenster und machten einen letzten Versuch, Mary Poppins aufzuhalten.
    »Mary Poppins!« riefen sie. »Mary Poppins, komm doch wieder!«
    Aber sie hörte sie nicht oder schenkte ihnen absichtlich keine Beachtung. Immer weiter segelte sie dahin, immer höher hinauf in die wolkenerfüllte, heulende Luft, bis der Wind sie schließlich über den Hügel wehte und die Kinder nichts mehr sahen als die im Sturm sich biegenden und knarrenden Bäume.
    »Sie hat nur getan, was sie immer tun wollte. Sie ist geblieben, bis der Wind umschlug«, sagte Jane seufzend und wandte sich vom Fenster weg. Sie trug John wieder in sein Bettchen und legte ihn hinein. Michael erwiderte nichts, aber als er Barbara in ihr Bettchen zurückbrachte und zudeckte, seufzte auch er traurig.
    »Ob wir sie wohl irgendwann einmal wiedersehen?« sagte Jane.
    Plötzlich hörten sie Stimmen auf der Treppe.
    »Kinder, Kinder!« rief Mistreß Banks und öffnete die Tür. »Kinder – ich bin sehr böse. Mary Poppins hat uns verlassen – «
    »Wir wissen’s«, sagten Jane und Michael.
    »Ihr wißt es?« fragte Mistreß Banks erstaunt. »Hat sie euch denn gesagt, daß sie fortgeht?«
    Sie schüttelten den Kopf. Mistreß Banks fuhr fort:
    »Es ist empörend! Eben noch hier und schon fort! Nicht einmal eine Entschuldigung. Sagte nur >Ich gehe<, und weg war sie. Etwas Unglaublicheres, Unhöflicheres – was ist denn, Michael?« brach sie ärgerlich ab, denn Michael hatte sie am Kleid gepackt und zog ungeduldig daran. »Was ist denn, Kind?«
    »Hat sie gesagt, sie würde wiederkommen?« rief er und warf seine Mutter beinahe um. »Sag mir’s schnell – bitte!«
    »Führ dich nicht auf wie ein wilder Indianer, Michael!« rief Mistreß Banks, aus der Fassung gebracht. »Ich weiß nicht mehr genau, was sie gesagt hat. Nur, daß sie gehe. Aber ich will sie gar nicht mehr haben, auch wenn sie wiederkommen möchte. Mich Knall und Fall im Stich zu lassen, ohne jede Hilfe und ohne Kündigung!«
    »Aber, Mutti!« sagte Jane vorwurfsvoll.
    »Sag so etwas nicht!« rief Michael und ballte die Faust. Fast sah es aus, als wolle er sie schlagen.
    »Kinder! Schämt ihr euch nicht? Was fällt euch ein! Jemand zurückzuwünschen, der an eurer Mutter so schlecht gehandelt hat! Ich bin ganz außer mir!«
    »Der einzige Mensch in der Welt, an dem mir etwas liegt, ist Mary Poppins!« jammerte Michael und warf sich zu Boden.
    »Aber Kinder! Wahrhaftig, ich versteh euch nicht! Seid doch vernünftig, ich bitt euch! Es ist doch keiner da, der heut nacht auf euch aufpassen kann. Ich bin zum Essen eingeladen, und Ellen hat Ausgang. Ich muß Mistreß Brill heraufschicken.« Sie gab ihnen zerstreut einen Kuß und ging, mit einer kleinen Sorgenfalte auf der Stirn.
    »So etwas könnte ich nie tun. Einfach fortgehen und euch liebe, arme Kinder im Stich lassen«, sagte Mistreß Brill ein wenig später, als sie geschäftig eintrat und ihr Amt übernahm.
    »Ein Herz von Stein hatte diese Person. Kein Zweifel, oder ich will nicht Klara Brill heißen. Immer für sich bleiben und nicht einmal ein Spitzentaschentuch zum Andenken oder eine Hutnadel! Bitt dich, steh auf, Master Michael!« Mistreß Brill schnappte nach Luft.
    »Daß wir’s so lang ausgehalten haben mit ihr, verstehe ich nicht! Dieses vornehme Getue und so! Was für eine Menge Knöpfe, Miß Jane! Steh endlich still, damit ich dich ausziehen kann, Master Michael! Und häßlich war sie auch, nicht gerade ein verlockender Anblick. Wirklich, alles in allem sind wir jetzt doch viel besser dran. So, Miß Jane, wo hast du dein Nachthemd – was steckt denn da unter deinem Kissen?«
    Mistreß Brill zog ein kleines, gut verschnürtes Päckchen hervor.
    »Was ist das? Gib’s mir – gib’s mir!« Jane zitterte vor Erwartung. Fast riß sie Mistreß Brill das Päckchen aus der Hand.
    Michael stand daneben und sah zu, wie sie die Schnur aufmachte und das braune Papier wegriß.
    Mistreß Brill ging zu den Zwillingen hinein, ohne auch nur

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