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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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hin und her fuchtelte.
    »Der Kompaß?« fragte Jane erstaunt.
    Michael brach in Tränen aus.
    »Sie hat ihn mir geschenkt«, schluchzte er, »und gesagt, ich könne ihn jetzt ganz für mich behalten. Oh, oh, da kann etwas nicht stimmen! Noch nie hat sie mir etwas geschenkt!«
    »Vielleicht hat sie nur nett sein wollen«, sagte Jane, um ihn zu beruhigen. Aber im Herzen fühlte sie sich genauso verstört wie Michael. Sie wußte wohl, daß Mary Poppins auf Nettsein keine Zeit verschwendete.
    Und doch entfuhr Mary Poppins seltsamerweise an diesem Nachmittag kein unwirsches Wort. Sie sah nachdenklich aus, und wenn man sie etwas fragte, antwortete sie völlig geistesabwesend. Schließlich konnte es Michael nicht länger ertragen.
    »Ach, sei doch wieder ärgerlich, Mary Poppins! Bitte, sei doch wieder ärgerlich! Du bist so anders als sonst! Oh, mir ist so bang!« Wirklich, es drückte ihm das Herz ab, weil er spürte, im Kirschbaumweg Nummer 17 ist etwas Unvorhergesehenes im Gang.
    »Mach dir Sorgen, dann hast du welche!« sagte Mary Poppins mit ihrer altgewohnten Stimme. Und gleich fühlte er sich besser.
    »Vielleicht ist es nur so ein dummes Gefühl«, sagte er zu Jane. »Vielleicht ist alles in Ordnung, und ich bilde es mir nur ein – meinst du nicht, Jane?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Jane langsam. Aber auch sie war nachdenklich, und ihr Herz war schwer wie Blei.
    Der Wind wurde gegen Abend stärker und blies in Stößen ums Haus. Er fuhr fauchend und pfeifend durch den Kamin, schlüpfte durch die Ritzen unter den Fenstern und wirbelte im Kinderzimmer die Ecken des Teppichs hoch.
    Mary Poppins brachte ihnen das Nachtessen und legte sauber und ordentlich ihre Sachen zusammen. Dann räumte sie das Kinderzimmer auf und setzte den Wasserkessel auf den Rost am Kamin.
    »So!« sagte sie und schaute sich im Zimmer um, ob auch alles in Ordnung sei. Schweigend blieb sie noch einen Augenblick stehen. Dann legte sie Michael sacht eine Hand auf den Kopf und die andere auf die Schulter. »So!« wiederholte sie. »Ich bringe Robertson Ay nur schnell noch die Schuhe zum Putzen. Seid schön brav, bis ich wieder zurück bin!« Damit ging sie hinaus und machte leise die Tür hinter sich zu.
    Plötzlich, als sie draußen war, hatten sie das Gefühl, sie müßten ihr nachlaufen. Aber es hielt sie etwas zurück. So blieben sie, die Ellbogen auf dem Tisch, ruhig sitzen und warteten auf ihre Rückkehr. Jeder gab sich Mühe, den andern zu beruhigen, auch ohne Worte.
    »Wie albern wir sind!« sagte Jane endlich. »Es ist doch alles wie immer!« Aber sie wußte, sie sagte das nur, um Michael zu beruhigen. Sie selber glaubte nicht daran.
    Die Uhr auf dem Kaminsims tickte laut. Das Feuer flackerte und knisterte und sank langsam in sich zusammen. Sie saßen immer noch am Tisch und warteten.
    Schließlich sagte Michael unruhig: »Sie ist schon sehr lange fort, findest du nicht auch?«
    Wie zur Antwort pfiff und lärmte der Wind um das Haus. Die Uhr tickte noch immer im alten Doppeltakt.
    Plötzlich wurde die Stille durch ein Geräusch unterbrochen: Mit lautem Bums wurde die Haustür zugeschlagen.
    »Michael!« rief Jane erschrocken.
    »Jane!« sagte Michael, ganz blaß und verängstigt.
    Sie horchten. Dann rannten sie schnell ans Fenster und schauten hinaus.
    Unten vor der Tür stand Mary Poppins. In Hut und Mantel stand sie da, die Teppichtasche in einer Hand und den Schirm in der andern. Der Wind blies wild um sie her, zerrte an ihrem Rock und schob ihren Hut verwegen zur Seite. Aber, so schien es Jane und Michael, sie machte sich nichts daraus, denn sie lächelte, als verstünden sie und der Wind sich recht gut.
    So blieb sie eine Weile auf der Treppe stehen und blickte zur Haustür zurück. Dann öffnete sie, obgleich es gar nicht regnete, mit einer raschen Bewegung den Schirm und schwenkte ihn über den Kopf.
    Mit einem wilden Laut fuhr der Wind unter den Schirm und warf ihn hoch, als wolle er ihn Mary Poppins aus der Hand reißen. Aber sie hielt ihn fest, und das war anscheinend, was der Wind wollte. Denn jetzt riß er den Schirm noch höher in die Luft, und Mary Poppins verlor den Boden unter den Füßen. Der Wind trug sie dahin, so daß ihre Fußspitzen den Gartenweg kaum noch streiften. Dann hob er sie übers Gartentor und trieb sie hinauf zu den Zweigen der Kirschbäume an der Straße.
    »Sie geht fort, Jane, sie geht fort!« rief Michael schluchzend.
     
     
     
     
     
     

»Schnell!« rief Jane. »Wir wollen die Zwillinge holen.

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