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Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht

Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht

Titel: Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Doyle
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aber es war ein ernsthaftes Gespräch. So war das bei ihnen oft, bei Mary und ihrer Oma, wenn sie allein miteinander waren.
    »Ja«, sagte Mary. »Sehr viel besser.«
    Scarlett betrat das Zimmer. Sie setzte sich aufs Bett.
    »Die Ärztin meint, es sei in Ordnung«, sagte sie zu Mary – und Emer.
    »Was sei in Ordnung?«
    »Dass Mary und ich dich für ein Weilchen hier rausholen«, sagte Scarlett. »Tja. Also, Mama. Wärst du vielleicht für ein Abenteuer zu begeistern?«
    »Ein Abenteuer?«
    »Ja.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    Emer schloss die Augen und öffnete sie wieder, als wollte sie sich versichern, dass Mary und Scarlett echt und immer noch bei ihr waren.
    »Na ja«, sagte sie. »Ich schätze, ein kleines Abenteuer könnte ich gerade noch so hinkriegen. Außerdem wäre es ganz nett, mal etwas anderes zu hören als Husten und Stöhnen.«
    Sie setzte sich aufrecht hin, zum ersten Mal seit über einer Woche.
    »Lieber Gott«, sagte sie. »Das hab ich gespürt.«
    Sie schob die Decke zurück.
    »Guckt euch meine dürren Beine an«, sagte sie. »Ich sehe aus wie ein Hähnchen in der Geflügelauslage.«
    »Tust du nicht.«
    »Gack, gack.«
    Emer ließ ihre Beine über den Bettrand gleiten und nach unten fallen. Ihre Zehen berührten beinahe den Boden.
    »Ich bin immer noch die schlaksige Emer«, sagte sie. »Komm mal mit deiner Schulter rüber«, sagte sie zu Mary.
    Mary stellte sich direkt neben ihre Großmutter. Emer legte ihre Hand auf Marys Schulter.
    »Du bist schon wieder gewachsen«, sagte sie.
    »Bin ich das?«, sagte Mary.
    »Bist du.«
    »Cool.«
    Emer hielt sich an Marys Schulter fest und stand auf.
    »Guter Gott«, sagte sie. »Auf dieser Höhe war ich seit Monaten nicht.«
    Sie machte einen Schritt. Mary ging neben ihr her.
    »Braves Mädchen.«
    Sie machte einen weiteren Schritt.
    »Ist nichts dabei.«
    Noch einen.
    »Junge, Junge.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Scarlett.
    »Alles bestens«, sagte Emer.
    Sie lehnte sich gegen Mary.
    »Mir geht’s großartig. Aber ich brauche einen von diesen Stühlen mit Rädern drunter für unsere Reise, wo immer die auch hingeht. Diese alten Beine sind etwas klapprig.«
    »Da steht ein Rollstuhl direkt hinter dir.«
    »Großartig«, sagte Emer. »Ein Rolls Royce, hoffe ich.«
    Sie hielt sich immer noch an Marys Schulter fest – Mary spürte die Finger ihrer Großmutter, nervös, wie sie fand, durch die Kapuze ihres Shirts –, während sie sich langsam in den Rollstuhl sinken ließ.
    »Da wären wir«, sagte Emer. »Weiche Landung.«
    Die freundliche Krankenschwester ging draußen vorbei.
    »Sie gehen aus«, sagte sie.
    »Und ob ich das tue«, sagte Emer.
    »Irgendwohin, wo es nett ist?«
    »Ach, wissen Sie«, sagte Emer. »Mit dieser Bande ist es überall nett.«
    »Vergessen Sie nicht, eine Decke mitzunehmen«, sagte die Krankenschwester. »Das könnte heute ein stürmischer Abend werden.«
    Scarlett legte eine Decke über Emers Beine.
    »Das ist gut«, sagte Emer.
    Mary und Scarlett packten zusammen, was Emer eventuell benötigen würde – Morgenmantel, Portemonnaie, Handtasche, Hausschuhe, ihren Mantel und eine Strickjacke.
    Mary ging vor dem Rollstuhl in die Knie.
    »Überfahr mich nicht, Oma.«
    Sie zog Emer die Hausschuhe an, während Scarlett Emer den Morgenmantel um die Schultern legte.
    »Herrlich«, sagte Emer. »Was war noch mal der Grund für all das?«
    »Du triffst jemanden«, sagte Mary.
    »Ach ja, richtig«, sagte Emer. »Ich erinnere mich. Wen?«
    »Jemand besonderen.«
    »Stimmt.«
    »Jemanden, der dich wirklich sehr gern treffen möchte.«
    »Großartig«, sagte Emer. »Aber um noch mal zu heiraten, bin ich zu alt, verstanden?«
    Scarlett lachte.
    »Fertig?«
    »Lichtet die Anker«, sagte Emer.

Geister schlafen nicht.
    Aber manchmal schließen sie die Augen.
    Tanseys Augen waren geschlossen, als sie hörte, wie die Wagentür entriegelt wurde. Sie öffnete sie und sah in Marys Gesicht.
    »Wie bist du ohne Schlüssel hier reingekommen?«, sagte Mary.
    »Ach das«, sagte Tansey. »Das ist einer von diesen Tricks. Es schien mir das Beste, mich hier drin versteckt zu halten. Und es gefällt mir hier.« Sie konnte jetzt Scarletts Gesicht sehen, das über Marys Schulter lugte. Dann traten Mary und Scarlett beiseite. Und Tansey sah ein neues Gesicht.
    Das neue Gesicht starrte Tansey an.
    »Emer?«, sagte Tansey.
    »Was?«
    »Du bist Emer«, sagte Tansey.
    »Ich weiß, wer ich bin«, sagte Emer.
    Jetzt waren Scarlett und Mary wieder da, vor

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