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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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links am Geländer entlang, und legte dort die Bremse ein, womit er das ganze Mühlenwerk sperrte: ein Knirschen, ein Krachen, als das Getriebe bockte und stöhnte – Achsen, Wellen, Riemen und Kränze, Zähne, Stifte.
    »Der Sturm kommt«, sang Ava, während er die Stufen runterhüpfte, ein Weiser, ein Kind; lief lachend auf den Hang heraus, das karge Stück, so lang beackert, bis die Felder endlich Früchte trugen. Draußen kletterte er am Gitterkreuz hoch, Latte für Latte, bis er ein Tau greifen konnte, den Flaschenzug, um das Segeltuch zu reffen. Er zog daran, halbe Fläche. Kletterte runter, lief erneut in den Bau, und für einen Moment drehte sich die Windmühle, stockte.
    »Ermüdend«, seufzte Rorron, der längst die Lust verloren hatte, die Arbeit zu verfolgen; er wollte ohnehin nicht helfen. Daher wandte er den Kopf und musterte die tiefen Bergfalten: Schatten klebte darin wie Pech.
    »Los, los, Beeilung.« Ava, jäh neben ihm, zerrte den Titanen mit sich. »Oh, es wird donnern, blitzen.«
    »Ja was«, fauchte Rorron, Zorn in den Augen. »Was soll das Possenspiel?« Doch er sträubte sich nicht länger, und Ava führte ihn zum Schöpfrad, links um die Mühle herum …
    Seile knarzten, als er den Riemen von der Leer- auf die Festscheibe schob, den Antrieb einkuppelte, und sogleich volle Kübel aus dem Brunnen aufstiegen, gluckerten; zischend ihr Wasser in eine Holzrinne gossen, abtauchten, während es zu einer Schafstränke rauschte.
    Die Herde folgte! Meckernd, blökend sprang sie den Hügel herauf, wo sie struppiges Gras gezupft hatte; knuffte sich in die Rangordnung zurück, ehe der Leitbock trank, darauf eine Zibbe mit Lamm.
    Ava kam in ihre Mitte; und Rorron sah ihn dort stehen, umringt von seinen Schafen, die ihre Nüstern an seine Hand stupsten, Hafer wollten sie, und an ihm schnupperten – ein Hirte, allein unter bleiernen Wolken; es rührte ihn, er fühlte etwas wie Trauer, weil er Schönes opfern musste für ein höheres Ziel. Doch er wollte als Held zurückkehren, und sie würden ihn feiern, mit Musik und mit Tanz und bunten Bändern, tagelang.
    »Eilt euch, eilt euch«, rief Ava und nahm die überlangen Arme zur Hilfe, um die Tiere, sture Hammel, ganze Gruppen, zum Stall hochzutreiben: Das war kein Bretterverschlag, windschief und voller Ritzen, sondern fachkundig gezimmert und mit Farbe bestrichen – Dach, Wände, Fenster. Als das letzte Lämmlein reinlief, schlug er rasch die Holztüre zu, verriegelte sie. »Geschafft!«
    Rorron nutzte die Gelegenheit und streckte den goldenen Harnisch vor: »Siehe«, rief er mit öliger Stimme, »ein verletzter Vogel bin ich … Meine Flügel sind lahm. Kannst du mich heilen?«
    Ava schaute ihn an, nickte. »Ich hole mein Werkzeug.« Direkt lief er zur Mühle, verschwand; und kam schon zurückgeeilt, einen Kasten unterm Arm, den er öffnete, eine Zange herausnahm und das defekte Scharnier zurechtbog. »Es fehlen Schrauben, das ist nicht schlimm«, sagte er lächelnd. »Flieg, Vogel, flieg.«
    »Gut«, antwortete Rorron, auf die Windmühle zeigend. »Könnte ich bleiben, bis das Gewitter vorbei ist?«
    »Ach ja«, lachte Ava. »Sei mein Gast.«
    »Ich danke dir.«
    Gemeinsam betraten sie den Rundbau; und Ava löste die Bremse, setzte das Mahlwerk in Tätigkeit, ehe er den Webstuhl benutzte: Auf dem Schemel breitete er die Arme aus, links, rechts, wo echte Schützenkästen fehlten, die Lederbänder, die Holzklötzchen, um das Schiffchen durchs Fach zu schießen. Welle und Laufrad soweit vorhanden, aber der Riemen nicht angelegt, weil Teile des Rahmens schadhaft waren; also schubste er das Schiffchen per Hand durch die Kettfäden, kein schönes Muster, nur Leinwand, ein solider reißzäher Stoff, weißgrau. Die Rolle im Schützen surrte, die Schäfte klapperten; und als das Fach aufsprang, jetzt, jetzt, und das Schiffchen hindurchsauste, entstand ein wenig Breittuch, auch für die Segel der Mühle.
    Hinter ihm stand der Titan, sah zu, aber nur kurz, bevor er sich bückte, einen Holzstab aufnahm, damit ausholte und hart auf seinen Kopf drosch, dass es klirrte. Wie eine Marionette mit durchtrennten Fäden klappte Ava nach vorn, rutschte seitlich, schlug auf.
    »Es tut mir leid … mein Freund.« Kurz prüfte Rorron, ob der Kristall noch brannte: schwarz; also lief er hoch zur Galerie, streckte sich, griff mit beiden Händen aus, um das Kronenrad zu nehmen, riss es weg – und das Getriebe, Bunkler, Welle, trudelte zu Boden, splitterte; Holzspäne

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