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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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suchen konnte. Mürrisch watete er durch den hohen Abfallhaufen. Hier unten schien die Hitze schwächer, obwohl die Kohlenreste schwelten und überall Funken und Flämmchen verpufften. »Steht nicht da wie die Ölgötzen, los«, schrie der Titan, und beide Helfer folgten der gezogenen Furche, schlossen hastig zu ihm auf.
    Ein Wind riss an ihnen, je näher sie dem Luftschacht kamen; sie stemmten sich dagegen, um kein zweites Mal zu fallen. An dieser Wand lag wenig Asche – abgetragen, aufgewirbelt stob sie zur Feuerbüchse hoch, die über ihren Köpfen brüllte.
    Eine Sicht wie im Schneesturm.
    Nur vage konnten sie die Lüftungsklappen sehen, von denen die unterste flatternd aufstand. Etwas hing drin. Doch kein Stein oder Holzstück, das die Mechanik sperrte, es hatte die Form und Farbe von Pech, ein glänzender, schwarzer Klumpen.
    »Was ist das?«, fragte der Helfer, trat aus der Deckung und stolperte, von der Strömung erfasst, stürzte hin, prallte vor einen der Eisenträger, auf denen das Gitterrost oben montiert war.
    »Bleib hinter mir«, fluchte Bochochs und stellte ihn auf die Füße zurück. »Kaputte Helfer nutzen mir gar nichts … Ich brauche dich in einem Stück!«
    »Entschuldigt, Herr, ich –«
    »Kein Wort mehr.« Der Titan wandte sich ab und marschierte, den Kopf geduckt, die Schultern eingezogen, auf die blockierte Klappe zu, bis auch für ihn der Luftzug heftig wurde. Wenige Schritte fehlten, doch war die Gefahr zu groß, auf dem Boden auszugleiten und das Gehäuse zu lädieren oder schlimmer noch: das Uhrwerk. »Wir kommen nicht näher heran. Holt einen Schürhaken, eine Stange, womit wir den Brocken entfernen können.«
    In diesem Moment brach der Wind ab.
    Bochochs verlor keine Zeit; mit einem Satz stand er am Luftschacht, zerrte den Klumpen heraus, als von oben eine Feuerblase den Aschkasten flutete und platzte.
    Alles brannte lichterloh!
    Das Bündel in seiner Hand kokelte; er ließ es fallen und trat drauf: Ein Schmiertuch mit goldenem Emblem, eingestickt. »Orrok«, knirschte der Titan und beugte sich vor. »Du mieser Stümper. Das darf doch nicht –«
    Donner, ehe Flammen durchs Gitter zischten. Die Hitze, eben schon sprunghaft gestiegen, wurde so stark, dass einem der Schipper die Stirn aufriss – und das Innenleben zum Vorschein kam: Rädchen, Federn, Hemmungen, Unruh; und ein Kristall, blutrot, der wie ein Herz pulsierte.
    »Raus hier!« Eine Hand als Schild vor den Flammen fegte Bochochs mit der zweiten den Abfall fort und grub einen Weg zur Tür frei. Wieder ein Knall, der Boden bebte, und Funken prasselten auf ihn nieder, von einem nahen Aufschrei gefolgt.
    Die Leiter.
    Er sprang. War oben. Erst jetzt fuhr er herum und sah, dass nur ein Helfer zur Brennkammer raufkletterte, während der zweite noch unten stand, starr, ein Bein auf den Sprossen und die Finger festgekrallt, als wären sie am Eisen verbacken. Der Kristall: ein schwarzer Stein.
    Kein Zahnrad drehte sich mehr.
    »Greif meine Hand«, schrie der Titan und streckte sie vor; musste sie gleich zurückreißen, weil eine Feuersäule, so breit wie ein Dampfrohr, krachend, von unten durchs Gitter aufschloss. In letzter Not kam der Schipper aus der Luke, rollte weg, landete im Kohlenhaufen, rappelte sich hoch, bevor die Luft ringsum zerbarst:
    »Ich brenne«, wisperte er. Doch der Titan war schon da – schleifte ihn mit sich. Blind von der Lohe stürzten sie weiter, bis sie die Feuertür erreichten. Bochochs hämmerte dagegen, ein dröhnender Schlag nach dem nächsten, aber die Klappe schwang nicht auf.
    »Öffnen«, brüllte er und steigerte das Tempo; und da, endlich, knirschte die Mechanik, Zahnräder rollten, und mit einem Knall wurde der Ausgang frei; frische Luft von draußen ließ das Feuer toben. Durch eine Wand aus Flammen sprangen sie hinaus, ehe das stählerne Maul hinter ihnen krachend zubiss.
    Sie hatten die Ofenhölle bezwungen. Und wurden gleich von Werkern umringt, die hergeeilt waren, um ein Platzen des Kessels abzuwenden.
    »Ruhe«, übertönte Bochochs alle Fragen, noch den lädierten Helfer im Arm, den er beäugte, dann losließ. »Wie, verflucht, wurde die Luftzufuhr gekappt?«
    »Von außen«, gab einer Antwort. »Mit Kupferplatten haben wir den Schacht versiegelt.«
    »Keine reguläre Notmaßnahme, das muss genehmigt werden. Wer …?« Bochochs begriff; er ballte die Schaufelhand zur Faust: »Orrok.«
    Die Werker nickten.
    »Wo steckt dieser –?«
    »Werkshallen«, stotterte einer. »Aber Herr

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