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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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war, mich abzustellen. Doch da alle anderen Alternativen den sicheren Tod bedeuteten, gefiel mir diese am besten.
    Jason behielt mich im Auge, während sein Daumen über die Tastatur glitt. Ich erkannte seinen Gesichtsausdruck wieder von dem Tag, als ich im Labor mit einem Bein in der Zwinge auf ihn gewartet hatte. Er war zum großen roten Knopf gehechtet, aber zu spät gekommen. Anscheinend hatte er aus seinem Fehler gelernt.
    »Schnell«, zischte Cassandra Cautery. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Ich konnte aufstampfen und damit eine Stoßwelle erzeugen, die durch den Boden brandete und Jason von den Füßen riss. Es würde einen Tumult geben. Jason würde auf Händen und Knien zu seinem Computer krabbeln, aber ich würde ihm zuvorkommen und das Ding mit einem Huf zermalmen. Die Wachen würden sich zurückziehen, weil sie meine Fähigkeiten kannten. Und bevor sie sich sammelten, konnte ich Lola an mich reißen. Ich konnte durch die zerborstene Decke springen und auf dem Dach landen. Polizei und Krankenwagen würden auftauchen, aber ich konnte einfach rennen, bis ich sie alle weit hinter mir gelassen hatte, bis Lola und ich außerhalb der digitalen Reichweite von Better Future waren. Vor dem Morgengrauen würden wir in einer anderen Stadt in eine Fabrik einbrechen und mithilfe der dortigen Geräte den Sender finden, der in mir eingebaut war. Ich konnte Lola beibringen, wie man mit einer Magnetbohrmaschine umging, und sie würde sich rittlings auf meine Brust setzen und dafür sorgen, dass man uns nie mehr fand.
    Ein guter Plan.
    Ich hob einen Huf. Weiter kam ich nicht. Er hing einfach da. Er fühlte sich nicht anders an. Starb nicht ab. Aber er hörte nicht auf mich. Ich war zur Statue erstarrt. Ich versuchte, den Kopf zu drehen, um Lola anzuschauen, aber ich konnte nur die Augen bewegen. Lola schrie. Ich fing an zu würgen, denn gleich musste ich sterben. Aber ich starb nicht. Ich stand einfach nur da.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Cassandra Cautery. »Sie wollten doch schon immer eine Maschine sein.«
    Jason klickte auf Tasten. Mein Huf fuhr nach unten. Meine Beine ruckten nach vorn. Ich war keine Statue, sondern eine Marionette.
    »Er soll sie niederschlagen«, setzte sie hinzu. »Sie niederprügeln … ihr ins Gesicht boxen, egal.«
    »Was?«, entfuhr es Jason.
    »Er soll sie niederschlagen. Lebend nützt sie uns nichts mehr.«
    »Ich glaube nicht …« Jason stockte, als sich Cassandra Cautery zu ihm umwandte und ihn anstarrte. »Okay.« Sein Kopf neigte sich über den Tablet-PC. Typisch. Techniker schworen immer, sich von der Verwaltung nichts gefallen zu lassen, aber wenn es dann so weit war, knickten sie ein. Wir sind einfach konfliktscheu.
    »Lola.« Mein Huf pochte auf den Boden. Stille entstand. Mein Bauch schwenkte zu ihr. Ich machte einen Schritt nach vorn.
    »Mein Gott, Jason«, drängte Cassandra Cautery, »geht’s vielleicht noch langsamer?«
    Er schob sich eine verschwitzte Strähne aus der Stirn.
    »Lauf.« Mir dämmerte, dass meine Worte keine Rolle spielten.
    Außerdem traf Lola keine Anstalten wegzulaufen. Sie blieb ruhig stehen, bis ich vor ihr stoppte und den Waffenarm hob. Dann beugte sie sich vor und umarmte meine metallene Brust.
    »Bitte. Lauf.«
    »Ich liebe dich, Charlie.«
    Ich spürte, wie sich in mir eine unsichtbare Kraft regte. Und ich fing an, Datensätze abzugleichen. Das erste Mal hatte Lolas Herz elektromagnetische Wellen erzeugt, als wir kurz davor waren, miteinander intim zu werden. Beim zweiten Mal war ich hinauf zu ihrem Balkon gesprungen, um sie zu retten. Bei Angelica hatten wir uns geküsst. Und dann, nachdem wir in blinder Fahrt ein Auto gestreift hatten, hatte sie gesagt: »Ich dachte, dass du dich verletzt hast.« Und jetzt.
    Normalerweise betrachtete ich alles mit Skepsis, das nicht gemessen, aufgeschrieben und von unabhängiger Seite mit einer Reihe von Doppelblindtests verifiziert werden konnte. Aber das hier waren konkrete Fakten. Für mich schlug Lolas Herz am schnellsten.
    »Lola«, sagte ich, »küss mich.«
    Lola sprang und warf die Arme um meinen Hals.
    »Ich hab dir ein Herz gemacht«, flüsterte ich. »Es ist bei Better Future.«
    »Oh.« Sie schlang die Arme noch enger um mich. »Das ist lieb.«
    »Du wirst es brauchen. Wenn das hier vorbei ist.«
    »Charlie, Charlie.«
    »Wenn du den Lastwagen ausschaltest. Und mich. Meinen Körper.«
    »Nein, Charlie.«
    »Sie kommen. Nicht weg. Dann rettet uns. Die Polizei. Sanitäter.

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