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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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haben Demonstranten kampiert. Einmal sind sie sogar eingebrochen und …« Sie gestikulierte. »Jedenfalls konnten Sie dort nicht bleiben. Ein Kompromiss wurde ausgehandelt, und Sie wurden hierhergebracht. Seitdem sind Sie im Grunde ein Forschungsprojekt. Das Ziel war nicht unbedingt, Sie am Leben zu erhalten. Sondern …« Sie zögerte. »Am besten, ich zeige es Ihnen einfach.«
    Ohne erkennbare Mühe drehte sie meinen Kopf. Das Zimmer verschob sich, und ich bemerkte einen grauen Kasten. Wie ein medizinisches Gerät. Er hatte Knöpfe, Leuchtdioden und an die hundert schwarze Drähte. Einer schlängelte sich zu mir, ein anderer zu einem Monitor. Ich dachte: Was ist das? Buchstaben strömten über den Bildschirm:
    WAS IST DAS
    Im Monitor spiegelten sich die Narzissen. Neben ihnen auf einer weißen Bank ruhte ein kleiner schwarzer Zylinder auf einem weißen Plastiksockel. Der Zylinder hatte vorn eine Linse und hinten einen Draht. Auf einmal wurde mir klar, was das war. Ich.
    »Whoa«, rief jemand. »Spannungsspitzen.«
    »Belastung steigt.«
    »Prozesse laufen aus dem Ruder. Kern blockiert.«
    »Abschalten. Sofort abschalten!«
    Es wurde wieder dunkel.
    Merkwürdiges Licht. Diffus. Mein Blick wurde nicht scharf. Ich fühlte mich desorientiert. Ich hatte vergessen, wo ich war.
    »Anhalten … das ist gut. Einstellung so lassen.«
    »Schwache Wechselwirkung auf dem Nachrichtenbus. Aber nichts Ernstes.«
    »Schön … lasst ihn hinschauen. Aber langsam.«
    Das Licht hob sich. Oder vielmehr ein über mich gebreitetes Ding. Ich erblickte einen Mann in gestreiftem Hemd und Fliege. Das Ding war ein Laborkittel. Als er hochgezogen wurde, blieb der Ärmel hängen und drehte mich im Halbkreis, bis ich dem stahlgrauen Kasten zugewandt war. Der Monitor. Worte strömten über den Bildschirm.
    KEIN KASTEN KEIN KASTEN ICH BIN IN EINEM KASTEN NN N L N OLALOLALOLALOLALOLALOLA –
    »Scheiße!« Der Kittel plumpste auf mich zurück. »Stromzufuhr unterbrechen!«
    »Habt ihr diesen Ausstoß gesehen?«
    Ich spürte, wie ich schrumpfte und Stück für Stück zu existieren aufhörte.
    »Vielleicht hat sie recht. Vielleicht …« Den Rest hörte ich nicht mehr.
    »Charlie?«
    Ich schlug die Augen auf. Nein. Ich hatte keine Augen. Aber ich erkannte Lola. Ihr Kinn ruhte auf dem Handballen, ihr Ellbogen auf der Bank. Ihr Haar sah aus, als hätte sie es zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengezurrt und wäre von starkem Wind überrascht worden. »Hi.« Sie lächelte. »Da bist du ja.«
    Lola. Hörst du mich? Ich kann nicht sprechen.
    »Doch, du sprichst, Charlie. Hier …« Sie schwenkte meine Kamera, bis ich den Monitor bemerkte.
    LOLA HÖRST DU MICH ICH KANN NICHT SPRECHEN
    »Siehst du?«
    BIN ICH DA DRIN IST MEIN GEHIRN DA DRIN
    »Nein. Doch … irgendwie schon. Aber nicht dein Gehirn. Du bist jetzt eine Halbleiterplatte.«
    WIESO BIN ICH HALBLEITERPLATTE
    »Ich kann es immer noch nicht glauben.« Sie wischte sich über die Augen. »Es ist schon so lange her.«
    WIE LANG LOLA
    »Sechs Jahre, Charlie.«
    SECHS JAHRE WIESO SECHS JAHRE
    »Mir kommt es vor wie sechs Minuten.« Sie lachte. »O Gott, Charlie, du bist es wirklich.«
    Der Bildschirm schrieb.
    ICH BIN EIN ROBOTER ICH BIN EIN KASTEN EIN TOTER KASTEN
    »Nein, Charlie. Du bist kein Kasten. Der Kasten ist dein Körper, das ist alles.«
    WILL KEIN KASTEN SEIN LOLA
    Sie streichelte meine Kamera. Obwohl ich nichts spürte, fühlte ich mich getröstet. »Sie haben gesagt, dass du hinüber bist. Aber ich habe nicht zugelassen, dass sie dich abschalten. In den letzten sechs Jahren musste ich ziemlich viele Leute anbrüllen, weil sie immer wieder aufgeben wollten.« Sie setzte sich gerade auf und knöpfte ihre Bluse auf. Über ihre Brust zog sich eine weiße Narbe, dünn und verblasst. »Schau, ich hab dein Herz.«
    LOLA DU FEHLST MIR
    Sie legte die Hand auf den Mund und wandte den Blick ab. Als sie mich wieder anschaute, leuchteten ihre Augen. »Aber jetzt muss ich dir nicht mehr fehlen, Charlie. Ich muss dir nämlich was über den Kasten erzählen. Es ist ein besonderer Kasten. Ein Kasten mit Anschlüssen.«
    ANSCHLÜSSE
    »Ja. Man kann Sachen einstecken.«
    SACHEN WAS FÜR SACHEN
    »Eine gute Frage. Die Antwort liegt ganz bei dir. Denn es ist nur eine Schnittstelle, Charlie. Sie kann exakt nach unseren Wünschen konfiguriert werden. Aber … mir ist das Warten so lang geworden, und da hab ich schon mal angefangen und … es ist nichts Besonderes. Du kannst das viel besser. Aber ich wollte

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