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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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biologisches Bein entfernt.«
    »Um … damit Sie … damit …«
    »Damit ich das künstliche Paar tragen kann.«
    »Das künstliche Paar … Beine.«
    »Ja.«
    »Weil … weil …«
    »Weil die künstlichen besser sind. Eine Qualitätssteigerung.«
    Cassandra Cautery war völlig versteinert. Ihre Hand lag wie ein toter Gegenstand auf meinem Arm. Nervös rutschte ich herum. Ich wusste nicht, wie ich es noch verständlicher erklären sollte. Sekunden verstrichen. Ich hustete. Cassandra Cautery fuhr aus dem Stuhl hoch. Ihr Gesicht war noch immer unverändert. Nur die Lippen bewegten sich, als sie sprach: »Nun … Sie haben mir reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben. Kann ich … ich melde mich dann wieder.« Sie wandte sich ab und schritt davon wie eine Marionette.
    »Warten Sie«, rief ich ihr nach. »Können Sie die Prothetikerin zu mir schicken? Lola Shanks.«
    Cassandra Cautery drehte sich um. Sie blieb stumm. Ihr Blick ruhte auf mir, doch mit ihren Gedanken war sie weit weg. Ihr Kopf nickte krampfhaft. Aber ich glaubte nicht, dass sie es ernst meinte, und das folgende Ausbleiben von Lola Shanks bestätigte meinen Verdacht.
    Ein Mann füllte meine Tür. Wie ein Baum brach sein Hals aus dem Kragen hervor. Seine Hände waren schwarze Schaufeln. Sein graues Hemd spannte sich über Muskeln, die mir völlig fehlten. Ein Wachmann. »Hi.« Er hatte ein Buch dabei. Ein Roman vermutlich. War es für mich bestimmt? Vielleicht war Cassandra Cautery aufgefallen, dass ich nichts zu tun hatte. »Ich bin Carl. Von Better Future.«
    Endlose Sekunden vergingen. Normalerweise habe ich gern mit Leuten zu tun, die nur sprechen, wenn es wirklich nötig ist, aber Carls Statur schüchterte mich ein. Ich kam mir weniger unterlegen vor als vielmehr inkompatibel. Carl existierte auf einer Ebene, wo der Erfolg an körperlichen Leistungen gemes sen wurde. Er hatte ein Gehirn, weil sein Körper es brauchte, nicht umgekehrt. Solche Menschen verstand ich nicht. Ich wusste nicht, was sie wollten und wozu sie fähig waren.
    Carl nickte, als hätten wir etwas geklärt. Er ging, und kurz darauf hörte ich das Scharren eines Stuhls im Gang. Danach unterstrich das Geräusch umblätternder Seiten den Verlauf der Zeit.
    Wenn eine Schwester erschien, um mir Essen oder Medikamente zu bringen oder meinen Verband zu überprüfen, folgte ihr Carl ins Zimmer. Mit zusammengelegten Schaufelhänden stand er da und beobachtete jede Bewegung der Schwester. Ich hatte keine Ahnung, was er mit diesem Verhalten bezweckte, doch schon bald freundete ich mich damit an, denn es machte die Schwestern nervös. Einmal drückte ich auf den Klingelknopf, und als zwei Minuten ohne Reaktion vergangen waren, schrammte Carls Stuhl nach hinten. Dann hörte ich das Poltern seiner schwarzen Schuhe im Gang. Als er wiederkam, hatte er Pfleger Mike im Schlepptau.
    »Ich will mein Telefon«, sagte ich zu Mike. »Und ich möchte Lola Shanks sehen.« Eigentlich hatte ich aus einem anderen Grund geklingelt. Ich brauchte ein Fernsehprogramm. Aber jetzt, da er schon mal da war, machte ich einen kleinen Test.
    Pfleger Mike schielte kurz zu Carl. »Tut mir leid, Dr. Neumann. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.« Carl blieb stumm. Mike entspannte die Schultern. Kein Sieg also. Trotzdem hatte sich meine Position deutlich verbessert.
    Carl blätterte nicht mehr um. Dennoch war er da, denn ich hörte das Knarren seines Stuhls. Offenbar las er nicht mehr, und so beschloss ich, mit ihm zu reden. Wenn ich Zeit hatte, vorher darüber nachzudenken, konnte ich durchaus gesellig sein. »Carl?«
    Der Kleiderschrank zeigte sich in der Tür. »Ja, Sir?«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Pardon?«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Das weiß ich nicht, Sir. Ich wurde hergeschickt.«
    »Sollen Sie verhindern, dass ich flüchte?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie dazu in der Lage sind, Sir. Bei allem Respekt.«
    »Warum dann?«
    Sein Schulterzucken war wie das Beben eines Bergs. »Wahrscheinlich möchte die Firma, dass sich jemand um Sie kümmert.«
    Diese Auskunft fand ich unbefriedigend. Aber mir fiel nicht ein, wie ich weiterbohren sollte. »Haben Sie Ihr Buch ausgelesen?«
    Er hob die Augenbrauen. »Ja.«
    »Was ist es?«
    »Nichts Besonderes. Nur was, um die Zeit zu vertreiben.« Nach einer Pause räusperte er sich. »Es geht um einen Mann, der in die Vergangenheit zurückreist. Um seine Verlobte zu retten.«
    »Wovor?«
    »Vor einem Feuer.«
    »Schafft er es?«
    »Ja. Aber dabei verursacht er einen Riss in der

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