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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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gesagt?«
    »Also, ich arbeite in der Personalabteilung«, meinte die Frau mit den Spitzohren. »Dafür muss man praktisch Psychiater sein.«
    »Ich glaube, wir haben nur erwähnt, dass wir mit Ihnen darüber reden wollen, wie Sie sich fühlen.«
    Ich verglich das mit meiner Erinnerung. Vielleicht stimmte es.
    »Diese Beine haben Sie doch während der Arbeitszeit gebaut, richtig?«
    »Ähm … ja.«
    »Keine Sorge«, beschwichtigte der Lümmelnde. »Alles kein Problem. Das hatten wir uns nämlich schon gedacht.«
    »Überhaupt kein Problem«, bestätigte der Lehnende.
    »Wir sind natürlich von Better Future«, erklärte die Frau, die sich bisher nicht geäußert hatte. Sie war klein und trug leuchtende Farben wie ein Vogel. »Und ich darf hinzufügen, Dr. Neumann, dass wir alle hier sehr erfreut sind über das Potenzial Ihres Projekts und Sie nach Kräften unterstützen werden.« Sie presste die Hände zusammen.
    Dr. Angelica Austin wollte mich nicht aus dem Krankenhaus entlassen. Eigentlich ein bisschen komisch, denn die Schwestern konnten mich schließlich gar nicht schnell genug loswerden. Sie stritten sich über meinem Bett, als wäre ich ein toter Gegenstand.
    »Es ist mir egal, was seine Firma meint«, erklärte Dr. Angelica. »Ich bin seine Ärztin, und ich sage, dass er noch nicht reif für die Entlassung ist.«
    Schwester Katie hörte nicht auf, meine Tasche zu packen. Von hinten überwachte Carl das Ganze stumm. Zwei weitere Schwestern schauten von der Tür aus interessiert zu: Veronica und Chelsea. »Nun, die Verwaltung sieht das anders«, erwiderte Katie.
    »Mm-hmm«, bekräftigte Veronica.
    Dr. Angelica zerrte an meinem Patientenblatt, als wäre sie wütend darauf. »Hier steht nichts von einer psychologischen Beratung.« Sie fixierte Katie. »Wie kann es sein, dass es keine psychologische Beratung gegeben hat?«
    »Seine Firma …«
    »Ich habe eine Beratung angeordnet«, rief Dr. Angelica. »Ich habe den Psychologen hierhergeschickt. Ist er nicht erschienen?«
    Als sich Carl zu Wort meldete, schraken alle zusammen, auch ich, so sehr hatten wir uns daran gewöhnt, dass er schweigsam wie ein Fels dastand. »Ich darf niemanden reinlassen.«
    »Sie?« Dr. Angelica baute sich mit ihrer vollen Körpergröße vor ihm auf. Es war nicht viel, aber trotzdem beeindruckend. Sie hatte Haltung. Vielleicht lernte man das beim Medizinstudium. Oder man schnappte es bei der jüngeren Generation auf, die Skis und Galakleidung besaß und sich mit verschiedenen Arten von Besteck auskannte. Wir Ingenieure ließen einfach die Schultern hängen. » Sie dürfen niemand reinlassen?«
    »Genau.«
    »Und warum?«
    »Weil sein Verstand ein streng vertrauliches geistiges Kapital von Better Future ist.«
    Dr. Angelicas Augenbrauen wanderten nach oben. Katie zog den Reißverschluss meiner Tasche zu. Es klang endgültig. Sie verschränkte die Arme und blickte Dr. Angelica an.
    »Ich behalte ihn noch einen Tag hier.«
    In der Tür atmeten Veronica und Chelsea gemeinsam aus. »Das geht nicht«, widersprach Katie.
    Dr. Angelica ignorierte sie und kritzelte etwas mit ihrem Stift auf mein Blatt.
    »Er ist körperlich gesund. Von psychiatrischer Seite gibt es keine Bedenken. Er will entlassen werden. Seine Firma ist auch dafür. Die Verwaltung hat uns angewiesen, ihn zu entlassen.«
    Dr. Angelica schüttelte knapp den Kopf, als wäre sie enttäuscht, aber nicht überrascht von den ständigen Behinderungen durch Bürokraten. »Seine Ärztin ist anderer Auffassung.«
    »Sie wissen doch genau, was passieren wird.« Katie hatte die Stimme gesenkt.
    Dr. Angelicas Stift verharrte plötzlich in der Luft. Das alles wirkte so dramatisch, dass ich vor Verlegenheit fast gelacht hätte. Würde man sie rauswerfen? Würde Carl ihr das Genick brechen? Nein, wahrscheinlich würde mir Better Future einfach einen anderen Arzt besorgen. Doch Katies Worte reichten offenbar, um Dr. Angelica in die Knie zu zwingen. Sie knickte ein, und mit ihrer Haltung war es vorbei. Nach diesem Vorfall würde sie nach Hause gehen, Rotwein schlürfen und die Wand anstarren, das war deutlich zu erkennen. Sie würde sich fragen, warum sie sich das antat, warum sie in einem Firmenkrankenhaus gegen kommerzielle Interessen ankämpfte, wo sie doch nichts anderes wollte, als Menschen zu helfen. Und am Morgen, wenn sie ihr schönes Zuhause verließ und ihr Cabrio aufschloss, würde ihr das alles wieder siedend heiß einfallen.
    »Sie warten«, ließ sich Katie vernehmen. »Was soll

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