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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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sie keine Pupillen. Zumindest sah es so aus. »Wir können nicht«, verkündete Jason. Allgemeines Gelächter. »Wir tragen sie noch immer.«
    Ich erhob mich in den Contours. Aus der Nähe bemerkte ich flache Glitzerkreise, die auf seinen Pupillen schwammen. Winzige treibende Silbersonnen.
    »Wir haben sie verkleinert. Jetzt sind es Linsen.«
    »Z-Linsen«, ergänzte eine Frau.
    »Silizium und Gel auf flexiblen Polycarbonatscheiben«, erklärte Jason. »Zur Steuerung des Zooms benutzt man nicht die Augenbrauen. Man zwinkert.« Seine Lider flatterten. Wie Nebel wirbelten seine Silberpupillen.
    »Ich kann es sehen.«
    »Nein, können Sie nicht.« Wieder wurde gelacht. »Nicht ohne Z-Linsen. Zumindest nicht richtig.«
    Ich blickte in ihre stolzen, lächelnden Gesichter ohne Pupillen. Meine Reaktion war weniger begeistert, als sie es sich gewünscht hatten. Aber ich fand das Ganze unheimlich. »Okay. Gute Arbeit.«
    Tagsüber arbeitete ich an Körperteilen, und am Abend besuchte ich Lola. Manchmal schlief sie. Doch immer öfter war sie wach. Das Haar wie eine Explosionswolke über das Kissen gebreitet, lag sie da und drückte mir die Hand auf den Arm, während wir uns unterhielten. Sie konnte lachen und Geschichten erzählen, aber sie wurde schnell müde, und es ging immer viel zu schnell vorbei.
    »Meine Ohren hab ich nie gemocht«, sagte sie. »Schau. Sie sind viel zu hoch.«
    »Zu hoch wofür?«
    »Für …« Lächelnd ließ sie ihr Haar los und klopfte mir auf den Arm. In der untergehenden Sonne strahlte sie etwas Warmes aus. »Für das Aussehen.«
    »Sie sehen toll aus.« Ich berührte ihr Ohr. Eigentlich konnte ich gar nicht glauben, dass ich das durfte, aber so war es. So war es. »Deine Helices entsprechen dem goldenen Schnitt.«
    »Ist das gut?«
    »Ich kann es mathematisch beweisen.«
    »Schade, dass du nicht mit mir auf die Highschool gegangen bist.«
    »Deine Ohren sind ausgezeichnet«, stellte ich fest. »Für biologische Ohren.«
    »Ah.« Sie schmiegte sich ein wenig tiefer ins Kissen, was bedeutete, dass es schon fast Zeit für den Abschied war. »Wahrscheinlich könntest du es besser.«
    »Na ja …«
    »Sag schon.«
    »Keine Ahnung. Nein. Ich könnte es nicht.«
    »Doch, natürlich.«
    »Ich mag deine Biologie. Du hast eine tolle Biologie.«
    »Aber …«
    »Nun, rein funktional …«
    »Ja?«
    »Gibt es sicher verbesserungswürdige Bereiche.«
    »Zum Beispiel?«
    »Also …« Ich schielte kurz zum Spiegel. Schwer zu sagen, ob wir wirklich unter vier Augen waren.
    »Wenn du was verbessern müsstest«, spornte sie mich an.
    Zögernd berührte ich ihre Schulter. »Das Schlüsselbein. Das liegt wohl auf der Hand. Es ist nicht besonders stark. Das gilt übrigens für Knochen allgemein im Vergleich zu modernen Metallen. Leicht und stark – da erreichen wir inzwischen viel bessere Ergebnisse als bei Knochen.«
    »Ich will mir nichts brechen.« Neben meinen Fingern tastete sie über ihr Schlüsselbein. Ihre Hand schimmerte rot in der Sonne.
    »Genau.«
    »Mir gefällt, dass du über Körper hinaussiehst.« Lolas Ton wurde träumerisch. »Hin … zu was anderem.« Sie schloss die Augen.
    Ich blieb noch eine Weile mit ihrer Hand auf meiner sitzen und schaute ihr beim Atmen zu.
    Ich machte Labor 3 zu meinem Arbeitsraum, zu dem die Assistenten keinen Zutritt hatten. In ihrer Gegenwart konnte ich mich nicht konzentrieren. Sie waren schon immer laut und voller Energie gewesen. Lachten über nichts und freuten sich über Belanglosigkeiten, als wären sie die ersten Menschen auf der Welt, die je einen künstlichen Verbundstoff hergestellt hatten. Doch das alles war noch erträglich gewesen, bevor sie Silberaugen bekamen. Inzwischen schreckte ich davor zurück, ein Zimmer zu betreten, weil sie mich immer so anstarrten.
    Sie boten mir an, Z-Linsen für mich anzufertigen. Ich schützte Arbeit vor. In Wirklichkeit mochte ich diese Z-Linsen einfach nicht. Dabei hätte ich begeistert sein müssen. Sie waren ein kleines Wunder. So etwas hätte ich auch erfinden können. Aber ich hatte sie nicht erfunden, und das störte mich. Vermutlich klingt das jetzt egoistisch. Aber ich hatte einfach etwas gegen Technologie, die ich nicht modifizieren konnte. Ich war kein Anwender.
    In Labor 3 bastelte ich an den Contours herum, ging die Software durch und klopfte den Code fest. Dann skizzierte ich ein Paar Arme. Nur so zum Spaß. Ich hatte nicht vor, meine biologischen Arme zu ersetzen. Zumindest nicht in nächster Zeit. Aber Fakt war,

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