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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Hormonregulierung und Beta auf Wahrnehmungserweiterung an. Gamma auf mehrere Dinge im Zusammenhang mit Armen. Dabei war mein Hintergedanke, sie zeitlich zu beschränken und den Fortschritt der Z-Linsen zu verlangsamen. Anscheinend klappte es. Dann erwachte mein eigenes Interesse für die Linsen, und ich erkannte, dass ich sie auf das nicht sichtbare Spektrum umstellen und damit Infrarot oder Ultraviolett sehen konnte. Nach mehreren Tagen hatte ich einen Prototyp zusammengeschustert. Nicht als Linsen, sondern als Brille, denn die Technologie war gleich, und ich musste mich nicht mit der Verkleinerung aufhalten. Ich setzte sie auf. Im Infrarotbereich flammte die Welt rot und lila, und die Leute ähnelten glühenden Gehirnen und Herzen. Meine Contours zeigten drei Brennpunkte beim Akku und den Hufen, präsentierten sich aber ansonsten in Schwarz. Im Ultraviolettbereich änderte sich nicht viel bis auf die Laborkittel und einige Lampen und Oberflächen, die leuchteten. Das fand ich ein wenig enttäuschend. Doch die Z-Linsen störten mich nicht mehr, und ich unterließ jeden Versuch, ihren Fortschritt zu behindern.
    Als ich aus Labor 3 trat, warteten sie schon auf mich. Mirka, die mich früher mit Nadeln bearbeitet hatte, hatte sich verlegen nach vorn geschoben. Sie hatte sich verändert. Ich meine, auch abgesehen von den fluoreszierenden grünen Augen. Jason stieß sie an, doch sie brachte kein Wort heraus. Schließlich machte er selbst den Mund auf. »Wir haben es geschafft.«
    »Was geschafft?«
    »Wir haben einen Ansatz zur Regulierung der Milz gefunden.« Er streckte den Arm nach Mirka aus und zögerte. »Zeig es ihm.«
    Mirka hob ihr Shirt. Sie hatte einen ziemlich straffen Bauch. Das fiel mir zuerst auf. Dann das Metallplättchen.
    »Einfache elektrische Stimulation«, erläuterte Jason. »Das Kniffligste ist, die richtigen Nerven zu treffen. Aber da haben wir stark von unserer früheren Beinarbeit profitiert.«
    »Beinarbeit«, kicherte jemand.
    »Schauen Sie sich mal Mirkas Haut an. Wir überschwemmen sie mit Östrogen und Thylazin. Erkennen Sie den Unterschied?«
    Ich nahm sie genauer in Augenschein. Sie lächelte nicht. Aber sie sah wirklich gut aus. Der Unterschied, der mir aufgefallen war, lag in der Gesundheit. Sie war eine attraktivere Version ihrer selbst.
    »Auch ihr Haar wird kräftiger.«
    »Sie haben ohne meine Einwilligung mit Versuchen an Menschen angefangen?«
    »Ähm«, antwortete Jason. »Ja. Entschuldigung. Natürlich hätten wir gefragt. Aber Sie wollten ja nicht gestört werden.«
    »Sie hätten warten können.«
    »Ja, stimmt. Entschuldigung.«
    Ich starrte Mirka an.
    »Haben wir falsch gehandelt? Wir wollten einfach sein wie Sie. Keine Angst vor Selbstversuchen.«
    »Ich mache es gern.« Mirkas Augen hoben sich leuchtend wie die einer Katze von ihrer makellosen Haut ab.
    »Ist doch nur eine harmlose Art, unsere Techniker aus der Organaufbereitung auf die Probe zu stellen«, warf Jason ein. »Einfach ein Machbarkeitsnachweis. Das ist doch in Ordnung, oder?«
    Mir fiel kein Grund für ein Nein ein. »Ja.«
    Jason wirkte erleichtert. Um ihn herum wurde gelacht. »Ich hab’s gewusst.« Jemand stieß ihm einen Ellbogen in die Seite. »Diese ganze Entwicklung ist total aufregend für uns.«
    Ich nickte, immer noch abgelenkt von Mirka.
    »Einfach Wahnsinn, dass das alles passiert«, schloss Jason.
    Natürlich hatte am Ende der Woche die Hälfte meiner Laborassistenten schöne Haut und glänzendes Haar. Irgendwie hatte ich es geahnt, trotzdem war es eine Überraschung. In der Naturwissenschaft war gutes Aussehen normalerweise verpönt. Es zeigte, dass man Zeit für sportliche Aktivitäten verschwendete, statt etwas Nützliches zu bauen. Selbst die Verwendung von Haarpflegemitteln oder Schminke ließ auf falsche Prioritäten schließen. Als würde man dem Aussehen ein Gewicht zuschreiben, das nur der Funktion zukam. Wir erfreuten uns am Anblick attraktiver Menschen, sicher. Wir erwarteten es von Stars in Film und Fernsehen. Aber wir hatten keinen Respekt davor. Körperliche Attraktivität stand in umgekehrtem Verhältnis zur Intelligenz, dafür waren wir das beste Beispiel.
    Wenn ich mich früher in einem der Labors umgeschaut hatte, erblickte ich häufig Akne, dunkle Augenringe und Haut in der Farbe einer aus dem See gefischten Leiche. Das Haar völlig zerzaust oder zu einem Pferdeschwanz zusammengezurrt. Daran erkannte man ein gutes Labor. Doch jetzt fühlte man sich auf einmal wie in einer

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