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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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in Sicherheit.
    Irgendwann hielten wir an. Langsam und unter Schmerzen kletterte Lola von mir herunter. Ich bemerkte, dass wir in einer laubreichen Vorstadtstraße standen. Sie kam mir komisch vor, wie etwas aus einer Fernsehsendung. Dann wurde mir klar, warum: Hier war ich aufgewachsen. Die Contours hatten mich zurück in meine Kindheit gebracht.
    »Du hast Blut am Kinn.« Lola deutete darauf.
    Ich wischte mit dem Ärmel darüber. Es war ziemlich viel. Das meiste anscheinend von meinem Bizeps. Wo ich angeschossen worden war. Wo ich angeschossen worden war. Natürlich wusste ich das schon, aber nun war ich erneut wie vor den Kopf geschlagen. Mir war kalt und heiß und schwindlig. »Ich glaube, ich stehe unter Schock.« Die genaue technische Definition kannte ich zwar nicht, aber es fühlte sich sehr danach an.
    Lola entfernte sich mehrere Schritte und setzte sich ins Gras. Es hatte den Anschein, als würde sie ihre Schuhe betrachten.
    Ich schlang die Arme um mich und drückte. Wer wohl inzwischen in diesem Haus wohnte? Wenn ich anklopfte, würden sie mich vielleicht zu Schokoladenmilch einladen und mir erlauben fernzusehen.
    »Du bist egoistisch«, stellte Lola fest.
    Ich schaute sie an. Ich fand ihre Bemerkung unfair.
    »Mir war nicht klar, dass du nur besser als alle anderen sein willst. Mir war nicht klar, dass es hier um einen Wettbewerb geht.«
    Ich fragte mich, was mit den Contours passieren würde, wenn ich in Ohnmacht fiel. Wahrscheinlich würden sie einfach nur dastehen, während ich oben zusammengesunken im Sitz hing.
    »Willst du dich an den Sportkanonen aus der Schule rächen, die gemein zu dir waren? Kommt es dir darauf an?«
    Verwundert kniff ich die Augen zusammen. Merkwürdig, dass Lola so ein falsches Bild von mir haben konnte. Offenbar verstanden mich die Contours besser als sie.
    »Wir müssen anderen Menschen helfen«, erzählte Lola ihren Schuhen.
    Die Wirkung des Tetrodotoxin war endgültig abgeklungen. Das konnte ich nicht so auf mir sitzen lassen. Damit stand mir der erste Streit mit einem Mädchen seit der Grundschule bevor.
    »Ich bin Prothetikerin«, erläuterte Lola. »Die Menschen bekommen Körperteile von mir.«
    »Gib doch zu, dass du Carl liebst.«
    Ihr Kopf drehte sich in meine Richtung. In der Abenddämmerung wirkte ihr Gesicht ein wenig irreal. »Was?«
    »Du liebst ihn. Ihn und seine neuen Arme.«
    »Ich soll Carl lieben?«
    »Ssssah…« Ich brach ab, weil ich vergessen hatte, was ich sagen wollte.
    »Was?«
    »Geh doch hin und heirate ihn.«
    »Hast du sie nicht mehr alle?«
    »Nang.« Mein Kopf baumelte. Mir war schwindlig. Oben flog etwas vorbei; ein Vogel oder ein Raumschiff vielleicht. Die Welt wurde schwer und an den Rändern dunkel. Ich versuchte, die chemischen Reaktionen all der in mir herumschwappenden Substanzen wie Adrenalin, Betablocker und Schmerzmittel zu berechnen, doch die Gleichungen entschlüpften mir und flossen ineinander. Was erhielt man, wenn man eine chemische Gleichung in einer anderen auflöste? Eine gute Frage.
    Charlie.
    Ich starrte Lola an, weil sich ihre Lippen bewegten, ohne ein Geräusch zu erzeugen. Dann merkte ich, dass das nicht stimmte, dass ich nur auf die falsche Frequenz in meinem Kopf eingestellt war. Ich hing nach hinten in den Contours und spähte hinauf zum Himmel.
    Lola versuchte, mich aufrecht zu halten. »Charlie!«
    »Was ist?«
    »Du musst ins Krankenhaus.« Sie blickte um sich. »Scheiße, nicht ins Krankenhaus. Dort finden sie uns.«
    »Wer.«
    »Die … Better Future. Die Leute, die uns umbringen wollen, um ihre illegalen Versuche mit künstlichen Körperteilen zu vertuschen.«
    »Ich … muss … mich hinsetzen.«
    »Du sitzt doch schon.«
    Ich wandte mich den Contours zu. Sie hatte recht.
    »Charlie. Bleib wach.«
    Irgendwo bellte ein Hund. Mehrere Strähnen von Lolas braunem Haar wehten im Wind.
    »Ich weiß einen Ort. Eine Bekannte aus dem Krankenhaus. Sie wohnt in der Nähe.«
    »Eine Bekannte?«
    »Ja, Charlie. Charlie .«
    »Was?«
    »Du musst noch ein Stück gehen.«
    Ich sah sie an. Anscheinend war unser Streit vorbei. »Okay.«
    »Okay?«
    »Okay.«
    Wir stiegen die Treppe zu einem gepflegten Vorstadthaus hinauf und blieben unter dem unbeleuchteten Vordach stehen. Lola hob die Hand, um zu klingeln, dann zögerte sie. »Eins noch. Du darfst nicht an ihren Hunden rumkritisieren.«
    »Warum sollte ich an ihren Hunden rumkritisieren?«
    »Sag ich ja nicht. Wichtig ist nur, dass du es nicht machst.«
    Die widersprüchliche

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