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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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gesagt. Und das Mal davor. Und sag jetzt bloß nicht, diesmal ist es anders. Das kenne ich nämlich auch schon. Noch aus der Zeit, bevor dich dieser fußlose Wunderknabe mit einem Stuhl erschlagen wollte.«
    »Er hatte Probleme.«
    »Es ist immer ein Mann, dem was fehlt, immer versuchst du, ihn wieder zusammenzusetzen, und immer endet es schlecht. Jetzt mal ehrlich, Lola. Schau mich bitte an und sag mir ganz ehrlich, was dich an diesem Typen angezogen hat. Doch nichts anderes als die Tatsache, dass ihm ein Bein gefehlt hat.«
    »Ja, zugegeben. Natürlich war es so. Aber was heißt das schon? Kann nicht was anderes draus werden? Was Gutes?«
    »Es ist schräg, Lola. Ich mag dich, aber diese Schwäche für Amputierte tut dir nicht gut.«
    »Du magst Typen mit gesunden Armen. Du findest … Muskelfasern anziehend. Oder meinetwegen den Knochenbau, die Augenfarbe. Ist das nicht auch schräg? Ich liebe Charlie. Und vielleicht war es am Anfang tatsächlich schräg, aber im Grunde ist es das doch immer. Diese ganze Suche nach einem Menschen, der zu einem passt, ist schräg. Wieso hat sein Geruch einen Einfluss auf meine Empfindungen für ihn? Der Klang seiner Stimme? Die Form seines Gesichts? Ich weiß es nicht. Und ich glaube nicht, dass es eine Art des Verliebens gibt, die nicht schräg ist.«
    »Örk.« Dünner Schmerz drang in meine Seifenblasenwelt.
    »Sei vorsichtig.«
    »Das ist nur ein Kratzer«, sagte Dr. Angelica. »Die Kugel hat kaum Schaden angerichtet.« Doch sie klang etwas sanfter. »Ich bin ganz behutsam.«
    »Danke.«

10
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    Ich erwachte glücklich. Es war dunkel. Ich wusste nicht, wo ich mich befand, aber ich war aus einem wunderbaren Traum aufgetaucht, in dem ich in Sicherheit war und Lola eng an mich gedrückt hielt. Ich blieb still liegen, um das angenehme Gefühl nicht zu vertreiben, doch allmählich sickerte die Realität ein und machte mich auf Komplikationen aufmerksam wie auf die Tatsache, dass mir ein rachsüchtiger Wachmann mit multifunktionalen Schmiedehammerarmen nachstellte. Trotzdem fand ich es nicht so schlimm. Im Vergleich zu Lolas Worten ich liebe ihn waren alle Probleme bedeutungslos. Zusammen mit Lola war alles lösbar. Sie war meine unabhängige Variable.
    An der Zimmerdecke über mir hing ein Plakat mit einem Dinosaurier. Ich wandte den Blick zur Seite. Die Dinobilder waren überall. In einer Ecke quollen Spielzeugautos aus einem Korb. Ein Kinderzimmer. Zum ersten Mal nahm ich wahr, wie klein das Bett war. Sehr klein. Ich hob den Kopf. Ich hatte meine Beine nicht an.
    Meine Zehen rollten sich ein. Meine Füße verkrampften sich. Meine Waden wurden zu schreiendem Stahl. Und die Tatsache, dass nichts davon real war, machte keinen Unterschied. Ich warf die Decke zurück und massierte die Stellen, wo meine kreischenden Muskeln gewesen wären. Aber ich wusste, dass es ohne die Contours nichts half, und ich hatte recht. Tränen strömten mir aus den Augen. Wann habe ich zum letzten Mal Schmerzmittel bekommen?, fragte mein Gehirn. Vor zwölf Stunden? Vor sechzehn? Jetzt wird alles noch viel mehr wehtun.
    »Meine Beine!«, brüllte ich. »Ich brauche meine Beine!«
    »Toast?« Lolas Stimme. »Es gibt Erdnussbutter. Ich kann dir einen Erdnussbuttertoast machen.«
    Im Fernsehen starrte eine Krankenschwester mit erstaunlichem Ausschnitt aus dem Fenster. Der gut aussehende Doktor hinter ihr erklärte, dass sie damit nicht durchkommen würde.
    »Also was?«, fragte Lola. »Ja oder nein?«
    »Kaffee.«
    »Du hast schon genug Kaffee getrunken.« Sie trat aus der Küche.
    Ich stand in meinen Contours mitten im Wohnzimmer und sah fern. Um Platz zu schaffen, hatte ich das Sofa mit dem Huf weggeschoben. Jetzt stand es an der Wand, besetzt von drei beleidigten Hunden. Einer trug eine winzige Kunstlederjacke. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht Elvis darstellen sollte.
    »Warum trinkst du nicht Wasser?«
    »Ich will kein Wasser.«
    Der TV-Arzt umfing die Schwester in einer leidenschaftlichen Umarmung. Eine völlig unerwartete Entwicklung.
    Lola kam herüber. »Charlie, ich weiß, deine Medikamente lassen nach. Aber Wasser hilft dir.«
    Ich deutete auf meinen bandagierten Arm. »Auch dafür?«
    »Angelica meint, es ist nur ein Kratzer.«
    »Ich glaube, er hat sich entzündet.«
    Lola verstummte. »Sie kann ihn sich ja heute Abend noch mal ansehen.«
    Dr. Angelica war zur Arbeit gefahren. Angeblich wollte sie mir Schmerzmittel mitbringen. Fürs Erste musste ich mich mit frei erhältlichen Medikamenten

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