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MASH

Titel: MASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hooker
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Kreuz, das Hawkeye beim Nachschubsergeant hatte zimmern lassen. Ebenfalls unter Decken versteckt lag ein nackter, bärtiger, langhaariger Trapper John mit gekraustem Brustpelz. Als Proviant führte er zwei Dutzend Bierkonserven und einen Thermoskrug voll Eis mit. Im Führerhaus waren sechstausendachthundert Fotos mit der Unterschrift »Jesus Christus« verstaut.
    Sie besuchten Lazarettsammelstellen, Verbandstationen, Artillerieeinheiten und andere Verbände. Sobald sie sich einem Ziel näherten, richteten sie das Kreuz hinter dem Führerhaus des Lasters auf und banden Trapper John mit Stricken in der überlieferten Stellung fest. Hawkeye saß am Steuer. Wenn sie ein bis zwei Runden um die Einheit gedreht hatten, hielten sie an. Blickte Trapper dann beschwörend himmelwärts, trat regelmäßig ein Offizier vor und fragte:
    »Zum Teufel, was soll das heißen?«
    »Passionsspiel«, erklärte Hawkeye. »Mit dem Erlös wollen wir unseren Hausboy ans College schicken. Für einen Dollar bekommen Sie ein Bild mit Autogramm von dem Gekreuzigten oder zumindest eine relativ naturgetreue Nachbildung davon.«
    Das Geschäft florierte. Niemand nahm an der Darstellung Anstoß, bis sie am Spätnachmittag auf eine Einheit der Nationalgarde von Mississippi stießen. Da Trapper die meiste Zeit über fest zugedeckt im Laderaum des Lasters gelegen hatte, war sein Bierkonsum beträchtlich gewesen. Trotzdem war er nach wie vor erhitzt und durstig, als er wieder mal die Kreuzigungsposition annahm. Während Duke die signierten Fotos verschacherte, reichte Hawkeye Trapper immer wieder einen kühlen Schluck aus einer Bierkonserve. Vier Gardisten, die sich Holzsplitter vom Kreuz als Souvenir holen wollten, bemerkten das und empörten sich darüber. Die Entrüstung griff rasch um sich. Das Sumpftrio suchte hastig das Weite und kehrte ins eigene Lager zurück. Dort zählten sie die Tageseinnahmen nach: es waren dreitausend Dollar.
    An jenem Abend beschlossen sie, noch frecher zu werden. Es war eine mondhelle Nacht, in der man mit dem Hubschrauber fliegen konnte, also mußte der Pilot des Luftrettungsdienstes herhalten. Hawkeye und Duke fuhren im Jeep an vorher vereinbarte Plätze mit starken Truppenkonzentrationen. Sie kündigten an, daß persönlich signierte Fotos von Jesus Christus zu haben seien. Die Zeiteinteilung klappte hervorragend. Kaum hatten sie ihre Verkaufsgespräche beendet, wurde ein grelles Blitzlicht abgebrannt und ein Hubschrauber erschien. Vom gespenstischen Licht erhellt, baumelte ein Kreuz vom Hubschrauber, an dem der mit einem Lendentuch bekleidete, magere, bärtige, langhaarige und ziemlich besoffene Trapper John hing.
    Eine gute Nummer verkauft sich immer. Die Bilder gingen weg wie die frischen Brötchen. Um ein Uhr war das Sumpftrio wieder daheim und zählte seinen Raub nach. Sie hatten sechstausendfünf hundert Dollar kassiert.
    »Jetzt reicht es«, entschied Duke. »Damit kommen wir aus.«
    Am nächsten Tag überwies Hawkeye Pierce fünftausend Dollar an seinen Vater Benjamin Franklin Pierce und schrieb dazu:
      Lieber Papa,
        diese fünftausend Dollar sind für meinen Freund Ho-Jon, damit er das Androscoggin College absolvieren kann. Kümmere Dich um ihn und das Geld, bis ich wieder zu Hause bin.
        Auf Wiedersehen, Hawkeye
         
    Im Laufe des nächsten Monats erhielt Hawkeye zwei Briefe. Der erste stammte von seinem Vater:
      Lieber Hawkeye,
        ich habe fünftausend Dollar in der Port Waldo Trust Company für Ho-]on hinterlegt. Wieso bezahlst du einem Fremden das Studium und überläßt es mir, ständig Kautionen für Deine Brüder zu hinterlegen, damit sie aus dem Gefängnis entlassen werden? Idi habe Dir immer zugeredet, das College zu besuchen und Du siehst, was daraus geworden ist. Dein Bruder Joe wurde wegen Trunkenheit am Steuer eingelocht. Mutter ist gesund.
      Dein Vater Benjy Pierce
     
    Der zweite Brief war vom Dekan des Androscoggin Colleges, Dr. James Lodge:
      Lieber Hawkeye,
      Wir haben Ho-Jons Aufnahmegesuch erhalten. Seine Zeugnisse sind hervorragend, wenngleich etwas ungewöhnlich. Besonders eindrucksvoll war der seinem Gesuch beiliegende Brief, der uns dazu bewog, ihn aufzunehmen. Mein Verdacht, Sie könnten ihn für Ho-Jon abgefaßt haben, wurde von den Englischprofessoren augenblicklich zerstreut, da sie sich noch gut an Sie erinnern.
      Gestern bog ein Lastwagen voll Hummerköder von den Campusstraßen ab und fuhr vor dem Eingang des Verwaltungsgebäudes vor. Ein großer

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