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MASH

Titel: MASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hooker
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keine Ahnung von der Gefahr, in der er schwebte.
    Einen Splitter aus einer Lungenschlagader zu entfernen, ist keine große Kunst, aber die wenigsten Chirurgen in Korea waren mit dieser Operationstechnik vertraut. Die Herzmuskelchirurgie steckte noch in den Kinderschuhen. Außerdem wurden solche Eingriffe kaum jemals in einem Zelt durchgeführt. Normalerweise wäre der Patient nach Tokio überwiesen worden, aber niemand zweifelte daran, daß es im Fernen Osten keinen besseren Thoraxchirurgen als Trapper John gab. Colonel Blake streifte einmal die Möglichkeit einer Überweisung, aber Hawkeye sah ihn so vernichtend an, daß er sofort das Thema wechselte.
    In der folgenden Woche wuchs die Spannung im Sumpf ins Unerträgliche. Von Humor war keine Rede mehr und keiner hatte Lust zu Frechheiten. Eines Abends ließ Hawkeye eine Flasche Whisky kreisen und fand, daß es an der Zeit sei, doch wenigstens einen Versuch zu starten.
    »Wann gehen wir es an, Trapper?« fragte er.
    »Am 2. Juni.«
    »Warum am 2. Juni?«
    »Weil ich damals Harvard in der zweiten Runde geschlagen habe.«
    Für den Rest des Abends sprach Trapper John kein Wort mehr. Er lag auf seinem Schlafsack, trank ab und zu einen Schluck und starrte vor sich hin.
    Als sein großer Tag gekommen war, lag Ho-Jon auf dem Operationstisch und sah vertrauensvoll zum Häßlichen John auf. Der sagte: »Keine Angst, Ho-Jon. Du wirst bestimmt gesund.«
    Ho-Jon lächelte und sagte: »Ich weiß, Captains Blacks.«
    Der Häßliche John begann mit Pentothal und Curare. Drei Minuten später führte er den Trachealtubus ein, durch den Ho-Jon atmete, solange seine Freunde ihn operierten. Dann wurde Ho-Jon auf die rechte Seite gedreht und abgedeckt. Während Hawkeye und Duke ihm assistierten, entfernte Trapper John die fünfte Rippe Ho-Jons. Nach Beseitigung dieses Hindernisses ging er in den Brustkorb und fand rasch den Splitter in der linken Lungenschlagader. Er öffnete den Herzbeutel, legte den Austritt der Arterie frei und klemmte die Ader über und unter dem Fremdkörper provisorisch ab.
    »Wie geht es ihm?« fragte Trapper den Häßlichen John.
    »Gut«, antwortete der Häßliche. »Mach weiter.«
    Hawkeye zog die Klammer oberhalb des Splitters fester zu. Duke tat das gleiche unter dem Splitter. Trapper öffnete die Arterie, entfernte den Splitter und vernähte die Ader.
    »Klammern lockern. Will sehen, wie stark es blutet«, sagte Trapper. Er mußte noch eine weitere Naht anlegen. Dann hörte die Blutung auf.
    »Wie macht er sich?« fragte Trapper den Narkosearzt.
    »Gut«, versicherte ihm der Häßliche John.
    Die drei Sumpfinsassen sahen sich an. »Jungs, wir haben es geschafft.«
    Für den Rest des Tages wurde kaum noch gearbeitet und die Überlebenden, einschließlich Ho-Jon, haben nur mehr eine unklare Erinnerung daran.
    Ho-Jon war bald wieder auf den Beinen und kehrte zu seinem alten Amt als Sumpfboy zurück. Sein Englisch verbesserte sich rasant. Bald brach er mit der koreanischen Gewohnheit, an jedes Wort ein »s« anzuhängen. Gierig verschlang er sämtliche Bücher, die ihm das Sumpftrio gab.
    »Und jetzt muß ich ihn ans Androscoggin College bringen«, sagte Hawkeye eines Tages.
    »Dartmouth«, widersprach Trapper John.
    »Georgia«, sagte Duke.
    »Freunde, es muß Androscoggin sein. Dartmouth ist zu groß und zu teuer. In Androscoggin kann er sich allmählich eingewöhnen und man wird sich intensiver mit ihm befassen. Wenn er so intelligent ist, wie ich glaube, kann er später immer noch in ein großes College überwechseln.«
    Das Sumpftrio einigte sich auf Androscoggin. »Dann werde ich wohl dem Dekan schreiben«, sagte Hawkeye, setzte sich hin und verfaßte folgenden Brief:
      Dr. James Lodge,
        Dekan am Androscoggin College,
        Androscoggin, Maine
        Sehr geehrter Dr. Lodge, nachdem mehrere Jahre verstrichen sind, werden Sie vielleicht bereit sein, einen Brief von mir zu lesen, obwohl Sie den Abschied von mir leicht verschmerzt haben, als ich 2943 einrückte. In ihrer grenzenlosen Weisheit hat mir die amerikanische Armee Gelegenheit gegeben, jene medizinischen
      Erfahrungen zu sammeln, für die ich in Androscoggin so ausgezeichnet vorbereitet wurde.
        Zur Zeit arbeite ich in einem Feldlazarett in Korea. Um es kurz zu machen: ich kenne einen jungen Koreaner, den ich gern nach Androscoggin schicken möchte.
      Mich haben Sie ja schließlich auch aufgenommen und bei meinem Hausboy Ho-Jon ist das Risiko um die Hälfte kleiner. Auf ihn darf

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