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MASH

Titel: MASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hooker
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die der Tee durch die Perforationen gedrungen war. Die Chirurgen des 4077ers hatten die meisten Fälle an Bauchfellentzündungen zu verzeichnen, die durch Tee hervorgerufen worden waren.
    Trat endlich eine Flaute ein, dann flickte der Häßliche John rasch seine Intratrachealtuben zusammen. Dieser Tubus wird durch den Mund des Patienten in die Luftröhre eingeführt und hängt an einem Apparat, der unter Aufsicht des Anästhesisten das jeweils nötige Gemisch von Sauerstoff und Narkosemitteln liefert. Der Tubus wird durch kleine Ballons in der Luftröhre festgehalten, die nach Einführung aufgeblasen werden.
    Ballons aber neigen zum Platzen. Aus unerfindlichen Gründen wurden kaum jemals neue Tuben nachgeliefert, also war es Captain Blacks Aufgabe, sie ständig zu reparieren. Und es gab nur eine einzige Bezugsquelle für neue Ballons.
    Wöchentlich oder alle zehn Tage erhielt das PX eine Anlieferung der verschiedensten Konsumwaren. Kaum traf Nachschub ein, bildete sich auch schon eine Schlange, in der sich fast alle Schwestern anstellten. Den Kopf der Schlange allerdings bildete der Häßliche John Black. Kaum begann der Verkauf, trat der Häßliche John vor und verkündete mit lauter, deutlicher Stimme: »Mir geben Sie sechzig Schutzgummi. Hoffentlich sind sie besser als die letzten. Die waren alle undicht.« Dann drehte er sich um und musterte strengen Blicks die Schlange der Wartenden, von denen die wenigsten wußten, wozu er sechzig Gummi pro Woche brauchte.
    Wenn der Häßliche nicht arbeitete oder Schutzgummis in wirksame Bestandteile seiner Luftröhrentuben verwandelte, dann trank er gern ein Glas oder auch mehr. Meist fand er sich dazu im Sumpf ein, wo er seiner Wut über die gesamte Ärzteschaft des Britischen Empires freien Lauf ließ.
    »Diese Arschlöcher!« schrie er. »Nicht einer dieser Schlächter würde seiner eigenen Großmutter die Hand geben. Nein, da macht er sie lieber mit Morphium kaputt und ersäuft sie hinterher noch mit einer Tasse Tee.«
    Es ist klar, daß dieser Mann beim Sumpftrio hochgeschätzt und jederzeit herzlich willkommen war. Der Zusammenstoß zwischen Hawkeye und dem Häßlichen John war an sich auch völlig bedeutungslos, aber er war ein ernstes Alarmzeichen für die spätere Entwicklung.
    Im Sumpf wurde jeder schwierige Fall besprochen, nach allen Richtungen und bis in die letzte Einzelheit zergliedert. Die Sintflut hatte ihnen endlosen Diskussionsstoff hinterlassen, und zwei Abende nach der Sintflut war das Sumpftrio in ernster Fachsimpelei verstrickt, als die Tür aufging und ein Sanitäter den Kopf hereinsteckte.
    »He, Hawkeye, Sie werden im OP verlangt«, sagte er.
    »Ich hab' keinen Dienst. Sagen Sie denen, sie können mich.«
    »Der Colonel sagt aber, Sie sollen schleunigst kommen.«
    »Na schön.«
    Drüben im OP sahen sich zwei Nachtdienstärzte einem typischen Kriegsproblem gegenüber. Der Patient hatte schwere Wunden im Brustkorb, im Unterleib und an den Extremitäten. Allein die Bauchverletzungen waren lebensgefährlich. Die Ärzte brauchten Hilfe und Rat. Hawkeye schrubbte seine Hände und ließ sich vom Häßlichen John einen kurzen
    Überblick geben.
    »Wieviel Blut hat er vor der Operation bekommen?« fragte Hawkeye.
    »Einen halben Liter«, sagte der Häßliche.
    »Herrgott noch mal, John, wie kannst du zulassen, daß diese Schlächter bei einem solchen Fall mit einem halben Liter beginnen?«
    »Tja, sie ...« begann der Häßliche.
    »Verdammte Scheiße«, fuhr Hawkeye fort. »Du weißt genau so gut wie ich, daß er noch eine Stunde Ruhe und zumindest eineinhalb Liter gebraucht hätte, ehe man ihn hierher schleift. Was ist nur mit dir los?«
    »Ich kann ja nicht alles allein machen«, sagte der Häßliche. »Außerdem bin ich nur der Scheißvergaser.«
    »Das verbietet dir noch lange nicht das Denken, oder?«
    »Die Chirurgen haben erklärt, er sei so weit«, sagte der Häßliche. »Sie waren bisher immer recht tüchtig, also habe ich ihnen nicht widersprochen
    ...«
    »Dann widersprich mir auch nicht«, sagte Hawkeye.
    »Also gut, du hast recht«, sagte der Häßliche. »Aber eines laß dir gesagt sein: mit dir wird es immer schwieriger.«
    »Und es kann noch bedeutend schwieriger für einen Angehörigen dieses Burschen werden, wenn wir ihn nicht durchkriegen«, antwortete Hawkeye.
    Dann begann er zu operieren. Er war so flink wie irgend möglich und wendete jeden Kunstgriff an, den er in zehn Monaten hinter der Front gelernt hatte. Anschließend rief er Dago

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