MASH
möchten Ihnen gerne etwas sagen.«
»Das dachte ich mir.«
»Wir wollten Ihnen sagen, daß es für uns vorne in den Schützengräben wunderbar zu wissen ist, daß es Ärzte wie Sie in der Nähe gibt, die uns betreuen, wenn wir verwundet werden.«
Hawkeye stand wie vom Donner gerührt. Er trank einen großen Schluck Whisky und sagte:
»Herrgott, Colonel, begreifen Sie nicht, daß ich ihn versaut habe? Mit meiner Stümperei hätte ich Ihren Freund beinahe umgebracht. Ich habe ihn zwar wieder hingekriegt, aber es hätte ihm gar nie so schlecht gehen dürfen.«
»Wir haben Sie beobachtet, Pierce«, sagte Colonel Slocum, und Major Lee nickte zustimmend. »Sie haben sich um den Mann gesorgt wie um einen eigenen Bruder, und jetzt geht es ihm wieder gut. Mehr wollen wir gar nicht wissen. Es stört uns nicht mal, daß Sie ein Yankee sind. Trinken Sie noch einen, Hawkeye!«
»Ich werd' verrückt«, sagte Hawkeye. Er stellte sein Glas auf die Theke, machte eine Kehrtwendung und ging.
Drei Tage später wurde Angelo Riccio aus East Boston eingeliefert. Trapper John und Duke sahen sich den Burschen an. Sein Zustand war nicht allzu ernst. Er war lebhaft. Der Puls war etwas beschleunigt, der Blutdruck kräftig. Er hatte mehrere Splitterverletzungen, aber nur eine davon war gefährlich.
Duke Forrest war zu Beginn seines Nachtdienstes die Reihen der Verwundeten abgegangen. Angelo hatte ihn nicht beeindruckt. Bis er das Röntgen sah. Angelos Herz war unnatürlich groß. Duke untersuchte die Verletzungen nochmals und gelangte zu dem Schluß, daß einer der Granatsplitter das Herz getroffen und eine Blutung im Herzbeutel verursacht haben könnte.
Duke fand Trapper John in der Kantine, wo er sich einen Film ansah, den er in den Staaten schon zweimal gesehen hatte. Trapper kam mit. Er besah sich das Röntgenbild, und dann setzten er und Duke sich zu Angelo.
»Na, wie werden die Sox heuer abschneiden?« fragte Trapper den blutjungen Burschen.
»Ohne den Langen stecken sie nichts auf«, sagte Angelo. »Und der Lange ist irgendwo hier.«
»Stimmt«, sagte Trapper. »Gibt es dir keinen Auftrieb, daß sogar ein berühmter Sportler wie er hier dient?«
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Doc?« sagte Angelo. »Dieses Elend möchte ich nicht mal einem Hund wünschen. Mir wäre viel lieber, er wäre wieder daheim und würde ein paar Matches für uns gewinnen.«
»Wird auch wieder werden«, sagte Trapper. »Und du wirst ihm dabei zusehen.«
»Wo sind Sie her, Doc?« fragte Angelo.
»Winchester.«
»Kennen Sie meinen Vetter, Tony Riccio? Er ist etwa so alt wie Sie.«
»Klar kenne ich ihn, Angelo. Er war Fänger bei Winchester High.«
»Ja. Die Sox waren an ihm interessiert.«
Heimatliches Wochenende!
»Angelo, wir werden dich operieren«, sagte Trapper.
»Na gut, dann tun Sie es. Sie sind der Doktor.«
Trapper und Duke operierten ihn. Trapper faßte die Situation schon vorher zusammen.
»Er hat Blut im Herzbeutel. Ehe wir ihn eröffnen, müssen wir die Hohlvene unter Kontrolle haben. Wir brauchen eine Menge Blut. Sind wir einmal beim Herz, müssen wir die Löcher blitzschnell schließen, sonst ist's aus.«
Sie taten ihr Bestes, aber als sie den Herzbeutel eröffneten, war der Teufel los. Der Granatsplitter hatte mehrere kleine Löcher in den rechten Vorhof gerissen. Angelo hätte in ganz Korea keinen besseren Chirurgen finden können, als Trapper und Duke, aber sie brauchten doch drei bis vier Minuten.
Angelo starb. Nie wieder würde er Ted Williams auf dem Sportplatz bewundern. Dago Red sah Trapper John McIntyre eine halbe Stunde später durch die Dunkelheit wandern, nahm ihn mit in sein Zelt und gab ihm eine Dose Bier. Dann suchte er Duke Forrest und fand ihn allein im Sumpf. Duke hatte bereits eine Dose Bier geöffnet, aber er trank nicht daraus. Er weinte hinein.
»Und noch dazu ein Yankee«, sagte Duke, um seine Verlegenheit zu bemänteln, als er aufblickte und Dago Red sah. »Wissen Sie was? Wenn das so weitergeht, sollte ich gar keine Yankees mehr operieren.«
Daß dem Sumpftrio geholfen werden mußte, war klar. Das wußte Dago Red, und das wußte Colonel Blake, der sich mit einem ernsten Problem konfrontiert sah — seine Sorgenkinder waren zu erschöpft und niedergeschlagen, um ihm die Hölle heiß zu machen. Auch Radar O'Reilly wußte es. Da er sich in die Gedanken eines jeden einzublenden vermochte, fiel es ihm leicht, eine Entscheidung zu fällen, und er traf sie.
Die erste Lösung hieß Dr. R. C.
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