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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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stand. An Haken an den Wänden hingen Kräuterbündel, Zwiebelstränge und Knoblauchzöpfe. Hinter dem Haus entdeckte Violet einen umzäunten Bereich, in dem akkurate Reihen mit Grünzeug angelegt worden waren. In einem kleinen Pferch mit Hühnerhaus gackerten Hennen, während der Hahn mit majestätisch geschwollenem Kamm auf einer Wurzel thronte.
    Die Tür öffnete sich, und eine alte, vom Alter gebeugte Frau trat heraus. Ihr Gesicht erwies sich als faltige Landkarte des Lebens. Tiefe Furchen hatten sich um den Mund herum eingraben, doch ihre Augen blickten Violet und Allegra neugierig und aufmerksam an. Als sie Allegra erkannte, verzogen sich ihre Lippen zu einem erfreuten Lächeln und entblößten dabei eine verblüffend intakte, weiße Zahnreihe.
    „Allegra? Allegra St. Clare? Himmel, Mädchen, du bist zu einer richtigen Lady herangereift. Wie schön, dass du den Weg hierhergefunden hast und dann auch noch gemeinsam mit einer Freundin. Kommt herein, ich habe gerade einen Kräutertee aufgesetzt“, bat sie und kehrte in das Innere ihrer Hütte zurück.
    Zögernd trat Violet ein, Allegra folgte ihr mit deutlich weniger Scheu. Der Kräuterduft in der Kate war überwältigend. Neugierig sah Violet sich um.
    Der Geruch stammte von unzähligen Kräuterbündeln, die unter dem Dach an Haken baumelten und auf Regalen in Weidenkörben lagen. Eine Regalreihe war mit Tiegeln und Flaschen belegt, eine weitere mit Nahrungsvorräten.
    Eine offene Feuerstelle im Kamin stellte sich als einzige Koch- und Wärmequelle heraus. Im gusseisernen Kessel über den Flammen sprudelte Wasser.
    Ein massiver Holzstuhl hatte seinen Platz schräg davor, im Rücken befanden sich weitere Stühle und ein Tisch, viel zu groß für den kleinen Raum. Ein tönerner Krug stand darauf, und Granny Sterling nahm zwei Tontassen von einem Haken über dem Kamin und stellte sie auf den Tisch. Sie goss duftenden Kräutertee aus der Kanne in die Tassen und schob diese Allegra und Violet zu.
    „Sprecht, meine Lieben, was führt euch zu mir?“, erkundigte sich die Kräuterfrau freundlich. Sie begutachtete Violet neugierig. „Ihr müsst Allegras Gesellschaftsdame sein“, stellte sie fest.
    „Violet Delacroix“, entgegnete Violet.
    Granny Sterling nickte. „Euer Name ist mir ebenso bekannt wie meiner Euch. Nun, was ist Euer Anliegen? Wie kann ich euch beiden helfen?“
    Allegra warf Violet einen bittenden Blick zu.
    „Allegra leidet unter mysteriösen Anfällen. Wir hoffen, Ihr wisst ein Heilmittel“, begann Violet.
    Die Kräuterfrau lauschte interessiert, zeigte jedoch keine weitere Gefühlsregung. Gelegentlich unterbrach sie die Schilderungen Violets und Allegras und fragte genauer nach. Schließlich lehnte sie sich zurück. Schweigend musterte sie Allegra eine ganze Weile lang, ehe sie sprach: „Ich kenne tatsächlich etwas, das dir Linderung verschaffen könnte. Versprechen werde ich jedoch nichts. Ich mixe die Zutaten zusammen und drehe Pillen daraus. Clark wird sie dir bringen.“ Sie lächelte warmherzig. „Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?“
    Allegra schüttelte den Kopf. Violet zögerte. „Ich hätte gerne ein paar vertrauliche Worte mit Euch gewechselt, Mrs. Sterling.“
    Allegra wirkte neugierig, erhob sich jedoch kommentarlos und ging zur Tür. „Ich werde vor der Hütte warten, vielleicht ist Clark in der Nähe.“ Sie verabschiedet sich von der Kräuterfrau und verschwand nach draußen.
    Granny Sterling wartete einen Moment, ehe sie sich Violet zuwandte.
    „Was kann ich für Euch tun? Ich nehme nicht an, dass Ihr mich um einen Trank bitten wollt, der Euch aus gewissen Umständen befreit.“
    Violet war entsetzt. „Natürlich nicht!“
    Granny Sterling lachte. „Nun, was wollt Ihr dann mit mir besprechen?“
    Violet spielte nervös mit der Tasse vor sich auf dem Tisch, hob sie an die Lippen und nippte. „Allegras Bruder, der Earl of Pembroke, leidet offenbar an denselben Anfällen wie sie. Ich glaube, es ist ein Familienerbe der St. Clares. Bethany, Allegras Mutter, schien ebenfalls davon gepeinigt zu sein.“
    „Was Bethany plagte, war unstrittig keine Krankheit“, entgegnete Granny Sterling. Aus ihrem Gesicht war das Lächeln wie fortgewischt.
    „Was dann?“, erkundigte sich Violet verwirrt.
    Die Kräuterfrau seufzte. „Der Earl. Ihr erzähltet, er leide an Anfällen? Beschreibt mir die Umstände und die Symptome“, bat sie.
    „Nun“, begann Violet zögernd, plötzlich unsicher, ob sie es wagen konnte, der Alten

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