Masken der Begierde
und würde mich ehelichen. Doch dann erklärte er mir, dass er keine Gemahlin begehre, die sich einem Mann hingebe, bevor sie verheiratet sind.“ Die Erinnerung schmerzte. Nicht so sehr der Gedanke an die Zurückweisung, sondern vor allem die harsche Wortwahl Roberts, mit der ihr Geliebter Maximilian über ihr Verhältnis informiert hatte. Umso mehr, als sie sich an das Gespräch zwischen Robert und Maximilian erinnerte, das sie am Abend des Verlobungsballes belauscht hatte. Maximilians arrogante Entgegnung, wie gleichgültig ihm Violets verlorene Jungfräulichkeit sei; die Mitgift sei hoch genug, um ihn darüber hinwegzutrösten. Verschachert zu werden wie ein Stück Vieh und dafür gehalten zu werden, hatte sie nicht hinnehmen wollen. Also hatte sie ein neues Leben unter dem Mädchennamen ihrer Mutter gewählt.
„Und was war mit Maximilian?“
„Er wollte meine Mitgift. Ich war ihm völlig gleichgültig. Andere Frauen können das vielleicht ertragen. Aber ich will mehr. Lieber friste ich mein Dasein als Dienstbotin als zuzulassen, wie eine Schachfigur benutzt zu werden.“ Violet reckte ihr Kinn kämpferisch vor.
Lucas nickte langsam. „Du hegst keine Gefühle für Comberley?“, vergewisserte er sich.
Allein der Gedanke reizte Violet zum Lachen. „Gewiss nicht! Robert bedeutet mir nichts mehr“, erwiderte sie entschlossen. Unwillkürlich hoben sich ihre Mundwinkel, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Innersten aus, als sie in Lucas’ Augen versank.
Seine Augen wirkten dunkel und gepeinigt, und Violet erriet, was ihn quälte. Er konnte und durfte Violet nicht für sich beanspruchen, glaubte er. Nicht jetzt, mit dem drohenden Wahnsinn im Nacken.
Lucas ballte seine Hände zu Fäusten. „Es wäre vernünftig, Comberleys Antrag anzunehmen.“ Seine Stimme klang rau.
„Es wäre auch vernünftig gewesen, Maximillian Cantrell zu ehelichen“, erwiderte Violet naserümpfend.
Lucas räusperte sich. „Comberley liegt etwas an dir, und du wärst versorgt. Er kann dir bieten, was dir zusteht“, quetschte er hervor. Alles in ihm schien sich dagegen zu wehren, Violet zu ermuntern, dem Marquis zu folgen.
„Ich ging einen Arbeitsvertrag mit dir ein. Außerdem habe ich Allegra liebgewonnen.“ Violet stockte einen Moment, biss sich auf die Lippen und fuhr fort. „Ich bleibe.“
„Violet ...“
„Ich bleibe, du kannst meine Meinung nicht ändern“, beharrte sie energisch.
In seinen Augen blitzte für einen Moment Erleichterung auf, er zupfte an seinem Jackett und musterte Violets entschlossene Miene.
„Dann werde ich jetzt zum Marquis gehen und ihn zum Teufel schicken“, sagte er resolut. Er bedeutete Violet mit einer Handbewegung, in der Bibliothek zu warten.
Ängstliche Erregung erfasste sie, und das Gefühl steigerte sich, als die Tür hinter Lucas ins Schloss fiel. Würde Robert ihre Entscheidung akzeptieren? Violet schloss ihre Augen und holte tief Luft. Er hatte sich einmal geschlagen gegeben, und Violet glaubte nicht, dass Robert diesmal hartnäckig bliebe. Sein Blick hatte ihn verraten, als er Lucas und dann Violet ansah. Er wusste, was sich zwischen ihr und Lucas abspielte.
Violets Mundwinkel hoben sich, als sie an Lucas dachte.
Comberley stand am Fenster, als Lucas zurückkehrte. Er drehte sich um, und sein strahlendes Lächeln erstarb, als er Lucas erblickte. Der Marquis baute sich vor ihm auf. Streitlustig ballte er seine Fäuste.
„Wo ist Lady Isabel?“, begehrte er zu wissen.
Lucas hob die Hand, beschwingt von der Erkenntnis, dass Violet ihn Robert Luscious, Marquis of Comberley, vorzog. Der Blick, den sie ihm geschenkt hatte, ehe er das Zimmer verlassen hatte, verriet Lucas alles. Er fühlte sich berauscht und euphorisch wie ein frisch verliebter Jüngling, und so egoistisch es auch sein mochte, er genoss den Moment. So sehr, dass ihm gleichgültig war, dass es für ihn und Violet keine Zukunft geben konnte und durfte. Er gestand sich zu, ein Mann zu sein, der vor seiner Herzensdame Gehör fand, und das war ein fabelhaftes Gefühl.
„Ich wollte allein mit Euch sprechen“, entgegnete Lucas.
Comberley legte seine Hände auf den Rücken und musterte Lucas aus verengten Augen.
„Ich habe bemerkt, was zwischen Euch und Isabel vorgeht“, sagte Robert Lucas auf den Kopf zu.
Lucas fuhr auf, doch Robert hob abwehrend die Hand. „Liebt Ihr Isabel?“
„Ich denke nicht, dass Ihr das Recht habt …“
„Genauso wenig wie Ihr, oder werdet Ihr sie heiraten?“, fiel
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